Kutschen
Das Wort Kutsche
kommt aus dem Ungarischen: kocsi '[aus] Kocs' (einem Ort
zwischen Bécs (Wien) und Budapest, der für seinen Kutschenbau
berühmt war (wie später Detroit in den USA).
Das englische Wort
für Kutsche, coach, bedeutet auch [Reise]Bus; davon später
mehr. Das spanische Wort coche heißt neben Kutsche auch
allgemein Auto; auf deutsch nennt mancher sein Kraftfahrzeug auch
liebevoll Kutsche. Die Karosse (etwas protziger) klingt wie das
italienische carozza, und beides kommt vom Französischen
carosse. Das englische car ist, wie auch carosse,
abgeleitet vom lateinischen carrus, 'Karren' (noch so ein Wort
für das Automobil, besonders, wenn man es nicht mehr mag). Angeblich
kommt das lateinische Wort von einem keltischen Wort für
Streitwagen, aber das scheint mir etwas weit hergeholt.
Droschke, ein
Wort für eine Kutsche, die man mieten kann, stammt ohne große
Umwege aus dem Russischen (дрожки). Da gibt es –
schwerpunktmäßig und aus tourstischen Gründen in Wien – die
pferdegezogene Variante, den Fiaker. Das wiederum kommt von
der Adresse in Paris (!), wo einmal die dortigen Pferdedroschken
standen: in der Rue de Saint Fiacre. Besagter Fiacre war übrigens
ein irischer Mönch im 7.Jhd Anno Domini – may he rest in peace! -
der mit Droschken nun wirklich gar nichts zu tun hat. Es gibt auch
Motordroschken, die sogenannten Taxis. Die einzig wahren und echten
Taxis sind natürlich die in London; die Londoner Taxifahrer müssen
den härtesten Taxifahrer-Test weltweit bestehen (das Wissen, das sie
nachweisen müssen, heißt "The Knowledge").
Mietdroschken heißen, wie jedermann weiß, cabs in Amerika
(man denke an die New Yorker yellow (1) cabs (2)),
und das kommt von taxi cab, also Taxi-Kutsche.
Es gab einmal eine
Zeit, da galt es zu unterscheiden zwischen verschiedenen Typen von
Kutschen, je nachdem, ob ein- oder zweirädrig, ob offen, gefedert,
gepolstert und mit Kutscher oder eher sportlich, ob rustikal,
zweckmäßig oder mehr Prunk als sonstwas. Das kann man heute eins zu
eins aufs Auto übertragen, das ist auch so eine Wissenschaft für
sich. Nur zur Auflockerung und zwischendurch: Wissen Sie, wie der
Kombi (was VW Variant nennt) auf schwedisch heißt? : - herrgårdsvagn
(etwa Herrenhofsfahrzeug). Schön, nicht?
Doch zu den
Kutschen: da gab es etwa die
Berline:
ähnlich wie der Landauer, aber mit festem Dach; im Frz. heute eine
(Auto)Limousine
Carrick,
zweirädrig, zweispännig
Coupé entst.
a.d. Engl. street cab; zweisitzige geschl. Kabine; Kutschbock
draussen
Gig,
zweisitzig, offen, Einspänner; auch Stanhope (Gig)
Kalesche,
vierrädriger Einspänner, klappbares Verdeck
Landauer,
vierrädrig und viersitzig, klappbares Verdeck,
Phaeton ,
klein, offen, vierrädrig; von der Herrschaft selbst gefahren. Später
ein missglückter Versuch von VW, eine Nobelkarosse zu bauen..
Tilbury
leichte, einachsige Kutsche mit geschlossenem Gepäckabteil
Break leicht,
vierrädrig, Klappverdeck
Victoria(kalesche)
und und und....
der
englischsprachige Wikipedia-Artikel etwa zählt über 60 Typen auf!
Auch die frz. und span. Artikel listen Dutzende.
Von erheblicher
Bedeutung war jedoch die Postkutsche. Das ist an sich ein
relativ komplexes Thema, das hiermit auf irgendwann später vertagt
sei. Erwähnen will ich nur noch, wegen des schönen Namens, den
Kremser(wagen). Das klingt gemütlich-österreichisch und ist
doch aus Berlin: ein nach seinem Erfinder benannter Pferdeomnibus.
Überhaupt Omnibus:
lat. "für alle" (Dat./Ablativ); würde man auch das Wort
Automobil ähnlich verstümmeln, hieße es "-mobil", und so
heißt es ja auch, zumindest in den skandinavischen Sprachen: bil
heißt das Auto auf Dansk, Norsk und Svenska, und auf Isländisch
sagt man bill.
Der Linienbus im
Stadtverkehr heißt auf Französisch autobus; der Reisebus
wiederum car (von autocar); in Louisiana (soweit man
dort überhaupt noch Französisch spricht), und in Kanada heißt das
Auto (nicht der Bus!) char, ein Wort, das ansonsten den
Ochsenkarren bezeichnet. Im Englischen bezeichnet das schöne Wort
charabanc (und das kommt vom französischen char a bancs
– 'Karren mit Bänken') einen von Pferden gezogenen, offenen
Vorläufer des Omnibus.
Im Englischen
unterscheidet man ebenfalls zwischen dem Reisebus (coach) und
dem Omnibus (bus). Im Spanischen heißt das Fahrzeug
normalerweise (auto)bús, in Südamerika aber auch colectivo
(= "für alle": "omnibus"), flota,
camioneta oder, besonders schön, guagua (was offenbar
lautmalerisch ist und das – in Lateinamerika vielleicht
leidenschaftlicher gehandhabte - Hupen nachahmt. Kleine Kinder nennt
man auch vielerorts "guagua"; - doch, definitiv
lautmalerisch!)
Autobus
nennen die Italiener den Bus. Das interessanteste an dem Wort scheint
zu sein, dass der einschlägige Wikipedia-Artikel zum einen auf das
schöne deutsche Synonym "Kraftomnibus" (3) hinweist und
zum anderen behauptet, die Italiener sagten zu ihrem Autobus auch
pullman. Für die jüngeren unter uns: "Pullman"
waren amerikanische Luxus-Eisenbahnwaggons und quasi synonym mit
Komfort und Bequemlichkeit, was uns wiederum an – na? - den
italienischen Bus denken läßt. Ein anderes Synonym im Italienischen
ist übrigens torpedone, wenn der Bus oben offen ist. Klingt
jedenfalls gefährlich.
Fußnoten:
(1) auf irisch
heißen sie tacsaithe ghlaise , weil sie grün sind.
(2) seltsamerweise
singt Joni Mitchell, die an dieser Stelle ausdrücklich gelobt sei,
vom "Big Yellow Taxi". Versteh einer die Amis!
(3) Stimmt! "Ein
Kraftomnibus (Kom) ist ein motorisch angetriebenes Landfahrzeug der
Klassen M2 oder M3 mit mehr als acht Sitzplätzen neben dem
Fahrersitz, gemäß Anhang II der Richtlinie
70/156/EWG."