Mal was über Orange.

Orange?

Mittwoch, 14. November 2012

Ländernamen mal anders

Bharat - Indien
Crna Gora - Montenegro
Cymru - Wales
Hayastan - Armenien
Hellas - Griechenland
Hrvatska - Kroatien
Lietuva - Lettland
Magyarország - Ungarn
Maṣr - Aegypten
Nippon - Japan
Sakartvelo - Georgien
Shqipëria - Albanien
Suomi - Finnland

oder so:
Niðurlond sind die Niederlande, aber in welcher Sprache? Färöisch.
Erresuma Batua heißt Großbritannien auf Baskisch, und Jeorji ist Georgien auf - Bretonisch.
Prancis heißt Frankreich auf Indonesisch, Bê La Rut ist Weißrussland (Belarus) auf Vietnamesisch, und die Polen nennen Ungarn Węgry. Lúksemboarch ist Friesisch, und Żvezja heißt Schweden auf Maltesisch; Eilbhéis ist die Schweiz auf Irisch, Txèquia ist Tschechien auf Katalanisch, und Saksa ist Finnisch für - Deutschland.
Und jetzt noch was ganz Schweres: Ruslando ist Esperanto. Aber was heißt es?

oder anders:
Unser Land, D, heißt in seinen offiziellen Sprachen (1) Bundesrepublik Deutschland, Forbundsrepublikken Tyskland, Bundesrepublik Tjüschlönj und Němska zwjazkowa republika, und zwar sind das die Namen auf Dänisch (Dänische Minderheit in Schleswig), Friesisch (Friesische Inseln u. Nordfriesland) und Sorbisch (slawische Minderheit in der Lausitz); nimmt man noch Romani und Plattdeutsch dazu, heißt es Federalni Republika Jermaniya und Bundsrepublik Düütschland.

bei den Nachbarn heißen wir (im Uhrzeigersinn, ab Österreich):
Deutschland, Düütschland, Allemagne, Däitschland, Duitsland, Tyskland, Niemcy und Německo.
In der Schwyz saget se au "Schwaberiich gröschte Kanton" und in Oesterreich sagn d'Leit oft "Piefkinesien". Das ist natürlich alles lieb gemeint...

(1) Durch Anerkennung der Europäischen Charta der Regional- oder Minderheitensprachen und GG Art. 3


blau

Azurro, 
so ist der Himmel für Verliebte,
denn Azurro heißt blau !

So sang weiland (1968!) Adriano Celentano. Was er damit meinte, ist nicht ganz einsichtig, aber wieso denn eigentlich azzuro? Und wieso heißt die italienische Fußball-Nationalmannschaft Gli Azzuri?
Blau heißt blue, blå, blauw, und sogar auf Französisch bleu: wieso dann azzuro? Hat das was mit der Côte d'Azur zu tun?
Darob neugierig geworden, lernen wir in den einschlägigen etymologischen Quellen, dass das Wort aus dem Arabischen stammt, ursprünglich persisch ist, sich auf den blauen Halbedelstein Lapislazuli bezieht und eigentlich einen Ort in Turkestan (so das Etymology Online Dictionary) bezeichnet, wo selbiger abgebaut wurde. Kluges Etymologische Wörterbuch weiß noch, das das Wort im Deutschen im 18. Jhd. Aus dem Französischen entliehen wurde, woselbst es aus dem Mittellateinischen mit der Bedeutung „himmelblau“ (Celentano – heißt das nicht überhaupt was mit „Himmel“ ((1)?) abgeleitet wurde. Nur Turkestan erwähnt Kluge leider nicht.
Auf Spanisch heißt blau azul, aus derselben arabischen Wurzel wie azur im Französischen und azzuro im Italienischen. Daneben kennen die Italiener auch blu.
Blau ist übrigens ein uralt-westeuropäisches Farbwort, das in seiner Grundform etwa *bhel gelautet haben dürfte (2). Dabei gilt nun wieder: je älter, desto verschwommener der Inhalt. In diesem Falle so verschwommen, dass einem „blau“ im Sinne von „alkoholisiert“ geradezu logisch erscheint. Übrigens ist „blau machen“ im Sinne von „nicht zur Arbeit antreten“ laut Kluge „nicht hinreichend geklärt“; andere, etwa Salcia Landmann, bringen es mit der hebräischen Negaltion b'lo in Verbindung, wieder andere, etwa Lutz Röhrig in seinem mehrbändigen Lexikon der sprichwörtlichen Redensarten, führen es auf die Bräuche von Färbergesellen und anderen Handwerksburschen zurück. Man weiß es also wirklich nicht.
Blaues Blut soll, wiederum nach Kluge, eine Lehnübersetzung des spanischen sangre azul sein. Beides bezieht sich auf die Beobachtung, dass bei Adligen mit ihrer blassen Haut (3) die Adern gut sichtbar durchscheinen und – bläulich schimmern. Das ist natürlich Unsinn, denn das tun sie bei bürgerlichen Stubenhockern ebenso, und beim sportlich gebräuntem Adel unserer Tage ist nichts von blauem Blut zu sehen.
Ein Letztes vielleicht noch, und höchst interessant: der Blues. Die Musikrichtung geht letztlich zurück auf die Redewendung to have the blues. Wörtlich heißt das so etwa die (Plural!) blauen haben. Blau in der Stimmung – to feel blue – ist nahe an der Melancholie, am Deprimierten: „some will win, some will lose, some are born to sing the blues“ heißt es in einem alten Lied.
A propos Lied: warum gli Azzuri so heißen, ist jetzt auch noch nicht geklärt.
Vielleicht sind sie ja alle etwas verliebt...

(1) Das ist so abwegig nun wieder nicht: celeste heißt tatsächlich himmlisch – und blau!
( 2) Das Sternchen heißt übrigens, dass man es eigentlich nicht so genau weiß, aber so in etwa kommt's hin
(3) Weil früher der Adel im Gegensatz zum gemeinen Volk nicht im Freien arbeitete – eigentlich arbeitet der Adel ja gar nicht, das ist ja das Besondere – zeichnete er sich durch eine vornehme Blässe aus.


blau 2. Teil

Blau ist ja nicht nur eine Farbe- es ist auch eine Stimmung (zumindest im Englischen) und ein Zustand. „Ja, ja, so blau, blau blau blüht der Enzian...“ - alles nur Ausreden! Enzian ist auch ein Schnaps, und im Übermaß genossen blüht einem tatsächlich was, nämlich der schwere Absturz am nächsten Morgen. So gesehen, gewinnt auch die von den Romantikern so sehnsüchtig gesuchte Blaue Blume ganz neue Dimensionen!
Aber mal im Ernst: Es ist schon auffällig, wie oft die Farbe blau mit etwas Diffusem, nur Erahnbaren und Unerwartetem verbunden wird: man spricht von „Fahrt ins Blaue“, fährt „ins Blaue hinein“, redet von der „blauen Ferne“, von der „blauen Stunde“ und verspricht oft „das Blaue vom Himmel“.
Nochmal zurück zum Enzian und Heinos Lied darüber: wer trinkt, wird blau, im fortgeschrittenen Zustand „kornblumenblau“- auch das übrigens ein Lied (und Korn ist ja auch ein Schnaps). Ich zitiere mal etwas länger: Kornblumenblau ist der Himmel am herrlichen Rheine, / kornblumenblau sind die Augen der Frauen beim Weine. / Darum trinkt Rheinwein, Männer seid schlau, / dann seid am Ende auch ihr kornblumenblau. Ganz schön blauäugig, die Frauen beim Weine! Da kann man ihnen ja alles versprechen...
Viel realistischer ist hier wiederum die Perspektive, dass das alkoholbedüdelte Balzen um die (nicht nur rheinischen) Frauen zur wirtshaustypischen Schlägerei führt. Das endet dann gewöhnlich mit einem blauen Auge (1) -  (dem sogenannten Veilchen – noch 'ne Blume!), mit blauen Flecken, - man erlebt buchstäblich sein blaues Wunder. Und wenn's ganz schlimm zugeht, ist man überall grün und blau. Das stimmt übrigens vom Farblichen her schon eher: die Flecken sind alles mögliche, dunkelgrün, lila, braun bis ins Gelbliche, und nur eins sind sie nicht: blau. Ein blaues Auge heißt im Englischen übrigens black eye (2).
Weil wir gerade bei der Schlägerei sind: „einbleuen“ schreibt man jetzt ja „einbläuen“, vermutlich weil die Zurechtschreibreformer dabei an die Tracht Prügel dachten. Es kommt aber von Bleuel (letztlich verwandt mit der Pleuelstange) – das ist das Ding, mit dem die Wäscherinnen früher die Wäsche klopften. Ähnlich hätte man sich, so der Volksmund früher, zum Beispiel lateinische Vokabeln oder die Formel für den elektrischen Widerstand bzw. des Alkohols ins Hirn klopfen sollen.
A propos Wäsche: „Something old, something new, something borrowed, something blue“ soll die Braut bei der Hochzeit tragen, heißt es im Englischen (zur Sicherheit übrigens noch „and a sixpence in her shoe“), und das Blaue dabei symbolisiert angeblich die Treue. Reinheit. Unschuld und Treue verkörperte die Farbe Blau schon im Mittelalter, und die Personfizierung dieser Tugenden, die Jungfrau Maria, wurde stets mit einem blauen Mantel dargestellt. Dazu kommt, dass eine lichtechte, kräftige blaue Farbe zum Malen vor der Erfindung der Anilinfarben (daher übrigens das 'A' in 'BASF', aber das ist eine andere Geschichte) fast unmöglich herzustellen war (die Maler mischten ihre Farben stets selbst!). Mit einer Ausnahme: Auf der Grundlage eines zermahlenen Halbedelsteins, des Lapislazuli, ließ sich eine leuchtend blaue Farbe mischen, aber sie war sündhaft (!) teuer. Man nahm sie also höchstens für den Mantel der Jungfrau und behalf sich ansonsten mit billigeren, weniger reinen Farben. Übrigens gilt das Gesagte nicht immer und überall: Der flämische Maler Pieter Breughel d.Ä. stellte auf einem Gemälde, Die niederländischen Sprichwörter, eine Szene dar, wo eine junge Frau ihrem Gatten „den blauen Mantel [de blauwe huik] umhängt“. (in der unteren Hälfte des Bildes, etwa in der Mitte). Und das wiederum heißt, sie betrügt ihn.
Ha!




Stefan Lochner                                                                            Pieter Breughel d.Ä.

Maria im Rosenhag                                                                      Die nl. Sprichwörter


     ca. 1448                                                                                    ca. 1559

P.S.
In der englischen Fachsprache der Wappenkunde (Heraldik) heißt 'blau' nicht 'blue', sondern – 'azure'. Mehr darüber vielleicht später einmal in einem Heraldik Special

(1) Glück hat, wer mit einem blauen Auge davonkommt!
(2) Was die Franzosen hier mit beurre noir, also schwarzer Butter, sagen wollen, bleibt mir ein Rätsel

koloniale Spuren in Nordamerika

Koloniale Spuren in Nordamerika
N.B. Königsnamen sind, wie üblich, übersetzt;
in Klamern angegebene Zahlen sind ihre Regierungszeiten)

Virginia (USA) nach der "Virgin Queen", Elisabeth (I)(1559-1603). Der indische Regisseur Shekhar Kapur hat 1998 in seinem Film "Elizabeth" dargestellt, wie Elisabeth zunehmend bewußt die Rolle der Jungfräulichen Königin einnahm, weil sie sich als Symbol von Englands Goldenem Zeitalter begriff. Virginia war die erste englische Kolonie auf amerikanischem Boden.

Delaware heißt so nach Thomas West, 3. Baron De La Warr, dem ersten Gouverneur der Kolonie Virginia

New York (USA), das ursprünglich Nieuw Amsterdam hieß, wurde umbenannt in New York, und das weniger wegen der Stadt York in Nordengland, sondern nach James Stuart, Sohn Karls I. Er wurde später (1685) als Jakob (engl. James) II König von England und Irland (und als König von Schottland der VII. dieses Namens) und Britanniens letzter katholischer Monarch. Im Krieg gegen die Niederlande (1665-67) war er noch Herzog von York und der Oberbefehlshaber der Truppen, die u.a. Neu Amsterdam eroberten.

N. and S. Carolina (USA) nach Carolus, also Charles: Karl II. Stuart. Sein Vater (der Enkel von Maria Stuart )(1), ein absolutistischer Herrscher, war 1649 geköpft worden, was zum Auftakt einer Militärdiktatur in Großbritannien unter Oliver Cromwell wurde, dem "Lord Protector" des "Commonwealth". Die war so unpopulär, dass die Rückkehr der Stuarts unter Karl II als Wiedergeburt von "Merry Old England" allgemein gefeiert wurde. Einige von Karls Unterstützern erhielten zur Belohnung das Territorium, das zur Provinz Carolina wurde, aus der wiederum die beiden Staaten dieses Namens hervorgingen. Offiziell wurde die Provinz übrigens nach dem ersten Karl, dem Hingerichteten, benannt.

Maryland (USA) heißt nicht nach der Muttergottes, sondern nach Henrietta Maria von Frankreich (1609-69), und zwar, weil sie die Gattin König Karls I von England, Irland und Schottland war und obwohl sie katholisch war und blieb

New Brunswick (CDN) ist benannt nach dem Fürstentum Braunschweig (dem letztlich auch die Georges entstammten, vgl. "Georgia"). Nach Prinz Friedrich August, Prinz von Großbritannien und Irland, Herzog von York und Albany, Herzog zu Braunschweig und Lüneburg, Bischof von Osnabrück, dem 2. Sohn des 3. Georg(e), ist die Hauptstadt Fredericton benannt. Etwa ein Drittel der Bevölkerung ist französischsprachig. Zu französischen Kolonialzeiten (bis 1713) hieß die Gegend Acadie, die bewohner Acadiens, und ein umgesiedelter Teil von ihnen in den US-Südstaaten sind die Cajuns, deren Volksmusik weithin beliebt ist.

Georgia (USA), die 13. der ursprünglich 13 Kolonien, nach den Köngen namens Georg(e), genau genommen nach dem 2. (1727-1760). Die Georg(e)s waren das Haus Hannover (House of Hanover), gleichzeitig Kurfürsten von Braunschweig-Lüneburg und eben Könige von Hannover; der erste von ihnen (1714 – 1727) konnte praktisch kein Englisch, auch noch dem 2.(1727 - 1760) war England weitgehend egal, und erst der 3. (1760 – 1820) war in England geboren und mit Englisch aufgewachsen, ab den 1780ern zunehmend geisteskrank (2). Von ihm sagten sich die amerikanischen Kolonien los.

Die kleinste kanadische Provinz, Prince Edward Island (CDN) ist benannt nach Prince Edward Augustus, Duke of Kent (1767 – 1820), einem Sohn des 3. George und Vater Königin Viktorias. Er lebte übrigens mit seiner Gattin, einer Prinzessin aus Coburg-Saalfeld, in Eberbach am Neckar und reiste erst kurz vor der Geburt des Kindes eigens nach England, auf dass der/die Thronfolger/in in England gebren werde. So geschah es auch.

Alberta (CDN) heißt so nach Prinzessin Louise Caroline Alberta (1848-1939), die wiederum nach ihrem Vater hieß, Albert von Sachsen-Coburg-Gotha und Prinzgemahl Königin Viktorias. Die Provinz heißt nach der Prinzessin, weil ihr Mann, John George Edward Henry Douglas Sutherland Campbell, 9. Herzog von Argyll und Marquess of Lorne, Generalgouverneur von Kanada war.

Louisiana heißt nach dem König von Frankreich, Ludwig XIV, dem "Sonnenkönig" (frz. Louis; 1643-1715). Als der Eroberer de la Salle das Land am Mississippi für Frankreich reklamierte, nannte er es "Land Ludwigs"; das später so genannte Louisiana Territory wurde von Napoleon später an die Amerikaner verkauft (aus amerikanischer Sicht "Louisiana Purchase": zum Preis von weniger als 3 Cent pro Morgen Land ein Schnäppchen!) und verdoppelte die Fläche der USA.

Nova Scotia (CDN), das neue Schottland, hat tatsächlich relativ viele Einwohner mit keltischen Wurzeln: Ulster Scots und auf der Insel Cape Breton Island, die auch zu Nova Scotia gehört, Gälen aus den westliche Highlands. Hier war auch bis in jüngste Zeit noch Gälisch gesprochen worden, und auch die Fiddle Music klingt noch recht schottisch.

Die Neuen Hebriden wiederum haben rein gar nichts mit Schottland zu tun (anders als die Inselgruppen der Inneren und Äußeren Hebriden im Nordwesten der Britischen Inseln). Es handelt sich um eine Inselkette in der Südsee, von James Cook (auch kein Schotte!) entdeckt, dann eine gemeinsame (??!) britisch-französische Kolonie und heute offiziell die Republik Vanuatu.
Nouvelle Calédonie, das - dem Namen nach - neue Kaledonien (Caledonia ist der lateinische Name für Schottland), ist eine französische Kolonie, auch in der Südsee.
Eine tatsächliche schottische Kolonie, und eigentlich eine siedlungstechnische Katastrophe, war Darien im heutigen Panama: halb Schottland hatte in die Handelsgesellschaft Kapital gesteckt, die die Kolonie in Mittelamerika entwickeln sollte. Malaria und Spanier beriteten dem Projekt ein rasches Ende, alle Siedler (ca. 2000) starben, und Schottland stand vor dem Staatsbankrott. So geschehen um 1700.

Die Fußnoten
(1) Im Englischen immer "Mary, Queen of Scots"; auf Deutsch genau genommen "Schtuart", denn  Friedrich Schiller, der ein Drama dieses Namens schrieb, hat sein Leben lang geschwäbelt.  
(2) Vgl. hierzu den Film The Madness of King George aus dem Jahr 1994, nach einem Theaterstück von Alan Bennett

der unbeschrankte Bahnübergang

existiert heute nur noch auf Nebenstrecken. Nachdem diese in zunehmendem Maße selbst immer seltener werden, passiert es einem nicht allzu oft, dass man einen ungesicherten Übergang quert.

Wie wir alle vermutlich in der Fahrschule gelernt haben (oder noch lernen werden), ist ein solcher Übergang, ob nun gesichert oder nicht, eine "höhengleiche Kreuzung einer Eisenbahnstrecke mit einer Straße, einem Weg oder einem Platz". Weil sie höhengleich ist, heißt sie in anderen Sprachen oft auch so - level crossing auf Englisch; paso a nivel auf Spanisch oder etwa passage à niveau auf Französisch.



Eine ungehinderte Begegnung von Schienen- und Straßenfahrzeugen auf gleicher Höhe ist in Deutschland bei Zügen mit höherer Geschwindigkeit nicht mehr erlaubt, und selbst bei den oben erwähnten Nebenstrecken ist man bemüht, höhengleiche Kreuzungen zu vermeiden. Statt dessen baut man Unter- bzw. Überführungen.

Bahnübergänge sind also Relikte aus gemächlicheren Zeiten (man denke etwa an Ich denke oft an Piroschka (1) mit einer entzückenden Lilo Pulver und einer schnuckeligen, wenn auch magjarischen Bahnstation, Hódmezővásárhelykutasipuszta bittäschön). Unbeschrankte Bahnübergänge sind hingegen lebensgefährlich, ein Graus und nicht mehr zu finden.

(1) einer herzwärmenden Schnulze aus dem Jahre 1955. Die deutschen Filme waren damals alle so...

Donnerstag, 8. November 2012

Das ist ein Haus

Das ist ein Haus

Ein Haus ist ein house. Vier Wände (walls), Dach (roof); ein paar Fenster (windows), eine Tür (door), fertig. Na gut, das ist eher eine Hütte (a hut), aber auch das Minimalprogramm für ein Haus. Viel fehlt nicht: ein Schlot (chimney), eine Satellitenschüssel vielleicht (a satellite dish) und auf jeden Fall ein kleiner Garten (garden).

Schauen wir mal näher hin:
Das Haus hat Wände. Das kommt von winden; Die alten Germanen (Germans) bauten ihre Wände in der Regel aus Weidengeflecht (bei dem Weidenzweiglein um senkrechte Weidenruten gewunden wurden), auf das Lehm geschmiert wurde, bis es schön dick war und die Kälte draußen und die Wärme drinnen hielt, und das damals schon voll ökologisch. Hätte das Haus stabilere Mauern, wäre deren Name abgeleitet vom lateinischen murus: Backsteinwände (1) (gebackene Steine kamen in Germanien (Germany) erst später).
Die Fenster übrigens heißen tatsächlich nach dem lateinischen fenestra (von dem z.B. auch das schöne walisische Wort ffenestr abgeleitet ist). Hier ist nun das englische Wort sehr viel uriger. Es kommt aus dem Altnordischen, also der Sprache der Wikinger, und bedeutet eigentlich "Wind-Auge" (von vindr, "Wind" und auga, "Auge"); das entsprechende angelsächsische Wort hatte eagþyrl gelautet, "Augen-Loch". Also ein Loch. um durch die wall zu spähen. Wall wiederum kommt vom lateinischen vallum, und das bezeichnete bei den römischen Besatzern Britanniens sowohl den Erdwall, als auch den Palisadenzaun. Große Unterschiede, wie z.B. zwischen "Mauer" und "Wand", machten die Angelsachsen nicht, und das gilt auch für das moderne Englisch.

Tür und door sind aus derselben germanischen Wurzel, keine Frage. Die Pforte kommt vom lateinischen porta, auch klar. Die Familie Albrecht Dürers kommt aus Ungarn, hieß eigentlich Ajtósi, und weil zum einen das ungarische Wort ajtó Tür heißt und Tür auf fränkisch Dür gesprochen wird, nannte sich die Familie nach ihrer Übersiedlung nach Nürnberg halt Dürer. Doch das interessiert vielleicht nur nebenbei.

Was war da noch? Ach ja: Dach. Laut Herkunftswörterduden ist das Wort gemeingermanisch (kommt also ähnlich in den anderen germanischen Sprachen vor) und bedeuter einerseits "das Deckende", ist aber verwandt auch mit dem griechischen τέγος ("Dach, Haus")(!) und dem walisischen to. Außerdem auch mit thatch (vgl. Maggie T.), was heute bedeutet, "mit Stroh (Reet o.ä.) decken". Mit Ziegeln wäre wiederum aus dem Lateinischen entlehnt, von tegula, woher aber auch das englische tile abgeleitet ist. Was hingegen die Dachziegeln mit den Ziegelsteinen einer Mauer zu tun haben, erschließt sich nicht unmittelbar.

Chimney kommt zwar aus dem Altfranzösischen, von cheminee, aber das wiederum kommt vom lateinischen camera caminatum, also etwas "Raum mit Feuerstelle"; caminateum aber führt direkt zu unserem – na?: Kamin. Übrigens interessant, dass es gerade für diesen Gebäudeteil im Deutschen so viele Namen gibt, neben Kamin etwa noch Schlot, Schornstein, Rauchfang oder Esse. Beim Rauchfang zum Beispiel kann man ins Nachdenken kommen. Da ja die alten germanischen Häuser, die mit Reet gedeckt waren, noch ganz ohne Kamin auskamen – ließ man den Rauch durchs Dach abziehen, half das wenigstens ein bisschen gegen das Geziefer, aber es muß wohl übel gequalmt haben - war ein Rauch-Fang wohl schon ein deutlicher Fortschritt.

Ja, und der Garten, wieder gemeingermanisch, sollte man meinen: trädgård im Schwedischen, garden im Englischen – aber wieso sagen die Holländer dann tuin? Garten geht vermutlich zurück auf ein indogermanisches Wort *ĝhohordos (2) für "Flechtwerk, Hürde, Zaun, Umzäunung", und das ist es ja, was einen Garten ausmacht; mein Stück Natur, nicht die freie Wildbahn da draußen, sondern ihre gezähmte Schwester gleich beim (hinterm) Haus. Garden ist übrigens verwandt mit dem gleichfalls englischen yard, was zwar im BritE "Hof" (3) bedeutet, aber im AmE gern den "Garten hinter dem Haus" bezeichnet. Und das niederländische tuin ist natürlich unser "Zaun": ein umzäuntes Stück Land.

Soviel zum Thema Haus. Nur ein letztes noch:
Auf lateinisch heißt "Haus" ja domus. Warum heißt "Haus" dann nur auf russisch дом; warum heißt es casa auf italienisch und spanisch, warum maison auf französisch? Offenbar heißt nur das Haus Gottes "Dom" (4)?
Das aber gehört vielleicht doch nicht hierher...

Fußnoten:
(1) manche, vor allem im Norden Germaniens, sagen auch Ziegelsteine. Woher Ziegel kommt, wird gleich noch erklärt.
(2) den Asterisk (*) setzt man, wenn ein Wort erschlossen, aber nicht schriftlich belegt ist.
(3) auch das schwedische gård heißt eigentlich Hof
(4) aber nur dann, wenn es einem Bischof untersteht, sonst heißt's ja bescheiden "Kirche"

Dienstag, 6. November 2012

Kutschen

Kutschen

Das Wort Kutsche kommt aus dem Ungarischen: kocsi '[aus] Kocs' (einem Ort zwischen Bécs (Wien) und Budapest, der für seinen Kutschenbau berühmt war (wie später Detroit in den USA).

Das englische Wort für Kutsche, coach, bedeutet auch [Reise]Bus; davon später mehr. Das spanische Wort coche heißt neben Kutsche auch allgemein Auto; auf deutsch nennt mancher sein Kraftfahrzeug auch liebevoll Kutsche. Die Karosse (etwas protziger) klingt wie das italienische carozza, und beides kommt vom Französischen carosse. Das englische car ist, wie auch carosse, abgeleitet vom lateinischen carrus, 'Karren' (noch so ein Wort für das Automobil, besonders, wenn man es nicht mehr mag). Angeblich kommt das lateinische Wort von einem keltischen Wort für Streitwagen, aber das scheint mir etwas weit hergeholt.

Droschke, ein Wort für eine Kutsche, die man mieten kann, stammt ohne große Umwege aus dem Russischen (дрожки). Da gibt es – schwerpunktmäßig und aus tourstischen Gründen in Wien – die pferdegezogene Variante, den Fiaker. Das wiederum kommt von der Adresse in Paris (!), wo einmal die dortigen Pferdedroschken standen: in der Rue de Saint Fiacre. Besagter Fiacre war übrigens ein irischer Mönch im 7.Jhd Anno Domini – may he rest in peace! - der mit Droschken nun wirklich gar nichts zu tun hat. Es gibt auch Motordroschken, die sogenannten Taxis. Die einzig wahren und echten Taxis sind natürlich die in London; die Londoner Taxifahrer müssen den härtesten Taxifahrer-Test weltweit bestehen (das Wissen, das sie nachweisen müssen, heißt "The Knowledge"). Mietdroschken heißen, wie jedermann weiß, cabs in Amerika (man denke an die New Yorker yellow (1) cabs (2)), und das kommt von taxi cab, also Taxi-Kutsche.

Es gab einmal eine Zeit, da galt es zu unterscheiden zwischen verschiedenen Typen von Kutschen, je nachdem, ob ein- oder zweirädrig, ob offen, gefedert, gepolstert und mit Kutscher oder eher sportlich, ob rustikal, zweckmäßig oder mehr Prunk als sonstwas. Das kann man heute eins zu eins aufs Auto übertragen, das ist auch so eine Wissenschaft für sich. Nur zur Auflockerung und zwischendurch: Wissen Sie, wie der Kombi (was VW Variant nennt) auf schwedisch heißt? : - herrgårdsvagn (etwa Herrenhofsfahrzeug). Schön, nicht?

Doch zu den Kutschen: da gab es etwa die
Berline: ähnlich wie der Landauer, aber mit festem Dach; im Frz. heute eine (Auto)Limousine
Carrick, zweirädrig, zweispännig
Coupé entst. a.d. Engl. street cab; zweisitzige geschl. Kabine; Kutschbock draussen
Gig, zweisitzig, offen, Einspänner; auch Stanhope (Gig)
Kalesche, vierrädriger Einspänner, klappbares Verdeck
Landauer, vierrädrig und viersitzig, klappbares Verdeck,
Phaeton , klein, offen, vierrädrig; von der Herrschaft selbst gefahren. Später ein missglückter Versuch von VW, eine Nobelkarosse zu bauen..
Tilbury leichte, einachsige Kutsche mit geschlossenem Gepäckabteil
Break leicht, vierrädrig, Klappverdeck
Victoria(kalesche) und und und....
der englischsprachige Wikipedia-Artikel etwa zählt über 60 Typen auf! Auch die frz. und span. Artikel listen Dutzende.

Von erheblicher Bedeutung war jedoch die Postkutsche. Das ist an sich ein relativ komplexes Thema, das hiermit auf irgendwann später vertagt sei. Erwähnen will ich nur noch, wegen des schönen Namens, den Kremser(wagen). Das klingt gemütlich-österreichisch und ist doch aus Berlin: ein nach seinem Erfinder benannter Pferdeomnibus.

Überhaupt Omnibus: lat. "für alle" (Dat./Ablativ); würde man auch das Wort Automobil ähnlich verstümmeln, hieße es "-mobil", und so heißt es ja auch, zumindest in den skandinavischen Sprachen: bil heißt das Auto auf Dansk, Norsk und Svenska, und auf Isländisch sagt man bill.

Der Linienbus im Stadtverkehr heißt auf Französisch autobus; der Reisebus wiederum car (von autocar); in Louisiana (soweit man dort überhaupt noch Französisch spricht), und in Kanada heißt das Auto (nicht der Bus!) char, ein Wort, das ansonsten den Ochsenkarren bezeichnet. Im Englischen bezeichnet das schöne Wort charabanc (und das kommt vom französischen char a bancs – 'Karren mit Bänken') einen von Pferden gezogenen, offenen Vorläufer des Omnibus.

Im Englischen unterscheidet man ebenfalls zwischen dem Reisebus (coach) und dem Omnibus (bus). Im Spanischen heißt das Fahrzeug normalerweise (auto)bús, in Südamerika aber auch colectivo (= "für alle": "omnibus"), flota, camioneta oder, besonders schön, guagua (was offenbar lautmalerisch ist und das – in Lateinamerika vielleicht leidenschaftlicher gehandhabte - Hupen nachahmt. Kleine Kinder nennt man auch vielerorts "guagua"; - doch, definitiv lautmalerisch!)

Autobus nennen die Italiener den Bus. Das interessanteste an dem Wort scheint zu sein, dass der einschlägige Wikipedia-Artikel zum einen auf das schöne deutsche Synonym "Kraftomnibus" (3) hinweist und zum anderen behauptet, die Italiener sagten zu ihrem Autobus auch pullman. Für die jüngeren unter uns: "Pullman" waren amerikanische Luxus-Eisenbahnwaggons und quasi synonym mit Komfort und Bequemlichkeit, was uns wiederum an – na? - den italienischen Bus denken läßt. Ein anderes Synonym im Italienischen ist übrigens torpedone, wenn der Bus oben offen ist. Klingt jedenfalls gefährlich.

Fußnoten:
    (1) auf irisch heißen sie tacsaithe ghlaise , weil sie grün sind.
    (2) seltsamerweise singt Joni Mitchell, die an dieser Stelle ausdrücklich gelobt sei, vom "Big Yellow Taxi". Versteh einer die Amis!
(3) Stimmt! "Ein Kraftomnibus (Kom) ist ein motorisch angetriebenes Landfahrzeug der Klassen M2 oder M3 mit mehr als acht Sitzplätzen neben dem Fahrersitz, gemäß Anhang II der Richtlinie 70/156/EWG."


Ehrentitel

Ehrentitel

Titularblondine
Diplomzwerg
Erbpapst
Funkenmariechen (elektrisch)
Ausnahmeprolet
Erzferdinand
Teilzeitbischof
Hobbyalkoholiker
Aushilfseremit
Hobbybigamist
Zigeuner auf Probe
Honorarschnarcher
Seismogräfin
Schuhplattlergeselle
Vizekardinal
Nebenerwerbsästhet
Freilandeskimo
Millimeteorologe
Meisteridiot
Gelegenheitsonkel
Exorbitante
Feld-, Wald- und Wiesenwebel
Führerscheinheiliger
Biergärtner
Kunstsäuferin
Schnurrbarträger zur Anstellung
Ehrentourist
Bezirkswilderermeister
Diplomsäugling
Werksadmiral
Hobbyzar
Mehrzweckfalschparker
Kampfküsser
Eilpflegerin
Kunstkotzer
Scheinfriedrich
Zwillingshalbschwester
Präzisionsböhme
Kronleuchterin (halbtags)
Einheitsbenutzerin
Darminterpret
Mitschuldslamm
Müllanwender
Tonleiterin
Halbgast
Hobbyaromatiker
Leihschwester
Diplom-Tortenheber
Kugelschreiberin
Halbzwilling
Frühsommelier
Ersatzkonfirmand
Anlasser für Jubiläumsfeiern
Extrem-Frührentner
Nachrichtenversprecher
Radikaltourist
staatl. gepr. Jungfatzke
Vprschwitzender des Saunaklubs
Kakaoprüfer
Datenträgerin
Privatitaliener
Flachlandapotheker