Wie dilettantisch!
?
Typisch Dilettant!
Hat nix studiert und meint, er wüßte was Sache ist!
Ah so!
Macht’s ja
eigentlich nicht schlecht, aber...
Aber..?
Stimmt eigentlich.
In der Sache kennt er sich aus! Da isser ein echter Freak!
Weil er’s nie
gelernt hat und trotzdem kann?
Genau.
Wie dilettantisch!
Denn: Er weiß alles
zum Thema, weil er sich dafür begeistert. Weil er die Sache liebt:
„dilettare” ist das italienische Wort dafür: „sich ergötzen”
steht im Wörterbuch, also Spaß - „diletto” - haben an etwas.
Das kommt vom lateinischen „delectare”, was u. a. „gelüsten
nach” bedeutet, con „delectatio”, „Wonne, Freude, Lust,
Glück, Seligkeit, Wollust, Nutzung (?), Ergötzung, Genuss,
Vergnügen,” wie Köbler, Gerhard,
Lateinisch-germanistisches Wörterbuch, 3. A., 2006, weiß. (1)
Und
jetzt vergleichen Sie mal damit den Fachmann, etwa den
Handwerker, auf den Sie drei Tage vergeblich gewartet haben, der
mürrisch Ihre Klospülung repariert, um dann eine überzogene Summe
allein schon für die Anfahrt in Rechnung stellt: Ich weiß, das ist
ein Klischee und völlig daneben: Andererseits (Hand auf’s Herz):
Kennen Sie einen Handwerker; der bei der Ausübung seines Berufs
„Glück; Seligkeit und Wollust” empfindet? Eben!
Wer das liebt, was
er tut, und tut, was er tut, weil er es liebt, ist ein „Amateur”.
Das kommt von „amateur” im Französischen und bezeichnet einen
Liebhaber, etwa der Kunst – heute wäre das wohl eher der Sport als
die Kunst - (und nicht etwa den „amant”, den, der im physischen
Sinne liebt (2) ). Letztlich hat das natürlich ursächlich mit dem
lateinischen „amor” zu tun: Liebe ist Hingabe, und wer kennt das
Objekt seiner Liebe besser als der, der es liebt? Ich kannte mal
einen Modelleisenbahner (d.h. allgemeinen Eisenbahn-Fan), der
praktisch das gesamte Kursbuch auswendig kannte... (Zur Erinnerung:
Haben Sie schon einmal erlebt, dass Sie am Bahnhof einen
Bahnbediensteten angetroffen haben, der die Abfahrtszeiten der Züge
parat hatte?)
Wo bleiben die
Experten? Überhaupt: Was ist ein Experte, und warum heißt er so?
Der Einfachkeit halber sei der Duden zitiert, der behauptet, der
Experte sei ein „Sachverständiger, Fachmann, Kenner”, und sein
Expertenwissen habe mit lat.: „experiri” zu tun, mit „erfahren,
erproben” (Online-Lateinwörterbuch
http://www.albertmartin.de/latein
), also -wie der Duden auch weiß- irgendwie auch mit
„↑Experiment”.
Ein Experte ist also einer, der herumexperimentiert! Sauber!
Nein, ernsthaft: Der
Experte ist der Fachmann, der Mann vom Fach und hat das auch gelernt
(das Fach). Wenn er aber nun nicht allzuviel gelernt hat, hat er
wenigstens das richtige Werkzeug. Und er gehört zu den Eingeweihten,
denen die Erfahrung sagt (oder die Kollegen), wo man draufklopfen
muss, und dann „passt das schon”, Zunftwissen.
Wenn das „Fach”
jenes ist, das der „Fach”arzt studiert hat, ist das schon einmal
beruhigend. Meint man. In Wirklichkeit rät er oft auch rum, nur mit
mehr Erfahrung (von dem „experiri”) als der Patient; viele
Werkzeuge hat er meistens nicht, aber einen weißen Kittel, und das
gemahnt ja an „weiße Weste”. Und mal ehrlich: Würden Sie sich
dabei wohlfühlen, wenn Sie wüssten, dass Ihr Arzt sein Metier nur
aus Liebe betriebe, als Hobby sozusagen, und der sich die wichtigsten
Infos aus dem Internet heruntergeladen hat?
A propos Hobby: Das ist Englisch („hobby horse”), hat dieselbe – veraltete - Bedeutung wie im Deutschen: Ein „hobby horse” ist ein „Steckenpferd” (siehe Bild), und ein Kind ritt sowas mit einer Begeisterung, die 1) drollig anzuschauen war, 2) als patriotischer Überschwang gedeutet werden konnte (bei einem Kind!! Aber wir reden von der wilhelminischen Epoche, etwa kurz vor dem Ersten Weltkrieg) Und 3) die auf jeden Fall im Kind eine Leidenschaft entfachte, die der Begeisterung des „dilettante” glich.
Und heute? Heute
reitet niemand mehr ein Steckenpferd. Das Kid von heute sitzt am
Rechner und bildet sich fort. Ist diese Fortbildung sehr weit
fortgeschritten, sprechen wir von „Nerd”. Das ist wiederum
Englisch und bedeutet etwa „geek”. Was ein „Geek” ist, wollen
Sie wissen? Kennt der Duden noch nicht („...oder meinten Sie:
geck?”), aber er weiß, was ein „Nerd” ist, nämlich
„(Jargon abwertend):
sehr intelligenter, aber sozial isolierter Computerfan: der N., so
das Klischee, sitzt vor dem Computer, ist nicht gesund und hat null
Appeal.” (3)
Zumindest
im britischen Englisch nennt man einen jener pickeligen Jünglinge,
die sich dem „trainspotting” verschrieben haben – hier hilft
uns Wikipedia (4) weiter: „ das hobbymäßige Beobachten von
Eisenbahnen...Train
spotting wird im
englischen Sprachraum auch oft als Synonym für vordergründig
sinnlos erscheinende Tätigkeiten oder Hobbys benutzt.” Jedenfalls
nennt man besagte Trainspotter gern „Anoraks”: „Das
Wort stammt aus der Sprache der westgrönländischen Eskimos...”
schreibt Wiktionary, was jedoch ganz und gar nicht politisch korrekt
ist: Die „Eskimos” heißen heute „Inuit”: Das hätten die
Nerds der Wikidings aber wissen müssen!
Fußnoten:
- Das englische „delight” heißt in etwa dasselbe.
- Heute heißt sowas „lover”
- © Duden - Deutsches Universalwörterbuch, 6. Aufl. Mannheim 2006 [CD-ROM].
- Ein Online-Wörterbuch, das im Grunde von Nerds geschrieben wird.