Die
Rede ist von einem Haus, auch Häusl, mit dem Herz in der Tür (warum
eigentlich?): im Englischen u.a.
house of ease ('Haus der
Erleichterung'), tŷ bach
im Walisischen ('kleines Haus', bzw. eben 'Häusl'). Ursprünglich
war dies außerhalb des Hauses, etwa im Garten, und aus
Geruchsgründen war das auch sinnvoll. Da mußte dann eben "auch
der Kaiser zu Fuß hin". Toiletten im Haus, auf der Etage oder
gar in der Wohnung, waren daher verpönt, bis das Wasser-Closett dem
Geruch ein Ende bereitete. Im Italienischen heißt es oft schlicht
Water (2),
und weil's nicht mehr riecht, sagt man im Spanischen Inodoro.
Zivilisiert eben.
Abgesehen
von vulgären Ausdrücken wie Sch***haus (man beachte die elegante
Umschreibung!) ist der wohl urigste deutschsprachige Ausdruck der
Abort, was laut Grimmschem Wörterbuch "abgelegener Ort"
oder gar "heimliches Gemach" heißt. Ähnlich auch der
Abtritt, "für welchen die sprache eine menge andrer
namen bietet", etwa (zu Grimms Zeiten) das goldige Läublein..
Meyers Konversations-Lexikon kennt Ende des 19. Jahrhunderts noch
eine ganze Reihe Synonyme, die wir so nicht mehr gebrauchen, etwa
Appartement, Kommoditee,
oder Privet (auch im
Englischen).
Demgegenüber
hat Latrine einen
freudlos-militärischen Klang. Sie bezeichnet ja auch die
Mannschaftstoilette und war oft nur ein wenig hygienischer
Donnerbalken.
Eine
Definition auf Esperanto: Necesejo estas loko por feki
kaj urini. Von necesa
('notwendig'): ein loko
(also 'Ort', 'Örtchen') für große und kleine Geschäfte (daher im
17. Jhd im Englischen auch house of office. Übrigens:
number one: kleines
Geschäft, number two:
großes Geschäft). Im loko
steckt natürlich das lateinische locus
('Ort'), unser Lokus,
das "stille" Örtchen.
Der Ort, wohin man sich zurückzieht, derhalben man früher auch
Retirade sagte (vgl.
engl. to retire = sich zurückziehen), im Spanischen auch retrete.
Die
00 auf der
Toilettentür dürfte übrigens mit Zimmernummern im Hotel
zusammenhängen: die Toilette war zwar ein Raum, aber kein Zimmer!
Englisch:
WC = water closet =
flush toilet..
Toilet
bezeichnete ursprünglich (nachweisbar seit dem 16. Jahrhundert) im
Französischen einen Kleiderbeutel oder eine Abdeckung aus Stoff,
später überhaupt Kleidung, dann auch den Ankleideraum
(2),
und schließlich das, was er idealerweise auch hatte: das Closett.
Von diesem, dem abgeschlossenen (und abschließbaren) Raum stammt
auch unser Klo.
Das doch sehr Private des Raums betont das privy,
ein sehr alter Ausdruck (frühes 13. Jahrhundert)
Ein
seltsames englisches Slangwort ist John,
daneben
auch bog
('Sumpf') oder loo.
Das letztere stammt aus den Zeiten, als man noch den chamber
pot
(= Nachttopf) ungeniert aus dem Fenster schüttete. Um Passanten zu
warnen, rief man "garde
à l'eau'
('Achtung, Wasser!'), und l'eau
wurde loo.
Das ist zumindest eine Theorie, und wenn's nicht wahr ist, ist es
doch ben' trovato. Ein geradezu charmanter Ausdruck für das, was
sich außer Wasser noch im Nachttopf befand, ist übrigens night
soil,
Schmutz der Nacht.
Zu
den mehr oder weniger gelungenen Euphemismen für die Toilette gehört
im Englischen das lavatory,
eigentlich der Waschraum, (zu frz. lavoir, waschen. Eigentlich aus
dem Lateinischen, von lavare und sogar lavatorium) und der vor allem
im oft so prüden Amerika reflexhaft übliche bathroom
('Mummy,
the dog went to the bathroom on the lawn.').
Auch powder
room war
gebräuchlich, die Dame ging mal eben das Näschen pudern.
Französisch: Cabinet de
toilette: cabinets ou toilettes. Siehe oben.
Wer übrigens online
unterwegs ist und eine Toilette sucht - hier ist eine:
Schließlich
noch: Der bekannte österreichische Schriftsteller Peter Handke hat
ein Buch vorgelegt, das sich ebenfalls mit der Toilette beschäftigt:
Versuch
über den Stillen Ort ,
Suhrkamp
Verlag; Oktober 2012;
ISBN-10:
3518423177
Damit
ist das Thema ja nun endgültig salonfähig...
Fußnoten
(1)
Laut Wikipedia in Argentinien gelegentlich wohl Vatercló
(2) "Das
Ankleiden und Schmücken eleganter Frauen heißt auch Toilette machen
und ihre Ankleidezimmer heißen Toilettenzimmer;. aber auch ihren
Anzug und Schmuck zusammen nennt man Toilette" Brockhaus
Bilder-Conversations-Lexikon von 1841