Mal was über Orange.

Orange?

Dienstag, 9. Juli 2013

Gestrenge Worte

"Weh über euch, ihr verstockten Sünder!" ruft der Priester über die versammelte Gemeinde und trommelt dabei mit den Fäusten aufs Lesepult; die Herren Studiosi in der Zuhörerschaft amüsieren sich darüber, statt in sich zu kehren, und sie nennen das Fäustetrommeln Pauken. Der Priester paukt schon wieder; eine wahre Standpauke hält er uns, prusten sie...Andererseits: viele Gemeindemitglieder sitzen ganz geduckt da; sie leiden doch arg darunter, so abgekanzelt zu werden.


Schauplatzwechsel: als die Mönche sich zu nachtschlafener Zeit zur Morgenandacht versammeln, sind einige von ihnen noch recht schlaftrunken, andere whl nicht immer so recht bei der Sache. Wie dem auch sei: Der Abt läßt zur geistigen Sammlung aus der Bibel vorlesen. Vorzugshalber aus dem 3. Buch Mose, dem Buche Leviticus - nicht nur für Außenstehende eines der langweiligeren Bücher des Alten Testaments. So läßt er allen die Leviten lesen....

Manchmal hilft der gütige Beichtvater dem reuigen Sünder, die Reue in die passend frommen Worte zu fassen; er spricht ihm den Selbst-Tadel und die Zerknirschung vor, nimmt ihn ins Gebet. Erquicklich ist das nicht, denn es muss Buße getan werden.

Eine ganz andere Predigt läßt so mancher - nicht ganz freiwillig - über sich ergehen, wenn er des Abends ins Bett steigen will. Da liegt seine holde Gattin schon und keift durch die noch geschlossenen Bettvorhänge. Der Mann kratzt sich am Kopf: "Schon wieder so eine Gardinenpredigt" sagt er sich. "Mir reichts" Aber er fasst sich in Geduld; er kennt's ja schon.

Reden wir doch ohne Umschweife; gerade heraus und, wie man heute so sagt, zielführend. Sprächen wir jiddisch, würden wir sagen. "lomir redn tacheles": Reden wir tacheles miteinander!

Wie unfreundlich ist dagegen der Spielmann, der uns gerade zur Geige singend verspottet hat und uns nun auch noch den Bogen auf den Kopf hauen will. So etwas Unverschämtes. Sagt der Kerl doch glatt, er wolle uns die Meinung geigen! Dem werden wir was erzählen! Dem Kerl werden wir Bescheid stoßen; So geht's ja nun nicht!!

Wie aber sprechen die heutigen Studiosi? "Der Typ will uns dissen. Dem sag ich doch, ey Alder, chill mal!"

Doppelungen, [Silben]reduplikation oder Gemination

In einer Zeit, in der 'ganz ganz' immer häufiger verwendet wird, um 'sehr' auszudrücken ("Uns haben wieder ganz ganz viele Zuschauer angerufen, die wissen wollen..." usw.), könnte man sich einmal anschauen, was mit solcherlei Doppelungen noch alles gemacht wird:

ata ata
Babysprache für "byebye"
Bonbon
nannte meine Oma immer "Gutserle": stimmt ja auch
Cancan
ein Schautanz und höchst unkeusch, besonders beliebt im Western
dalli dalli
ist Polnisch und heißt "schnell schnell". Ganz früher hieß mal eine hektische Fernsehshow mit Hans Rosenthal so; auf Russisch hieße das "dawei dawei", welches man sich ganz langsam und österreichisch vorstellen sollte (etwa Helmut Qualtinger). Nur so, aus Jux.
eff eff
Eigentlich ja "aus dem ff". Das hat mit einem falsch geschriebenen/gelesenen Π
(griech. P, also pi) zu tun, und das wiederum steht für die Pandekten, die komplexen römischen Rechtstexte. Wer da noch durchblickt, beherrscht die Sache aus dem Effeff.
go go
So feuert man auf Englisch jemanden an; im konkreten Fall waren das Disco-Tänzerinnen, und das Ganze war in den 1960ern. Daher Gogo-Girls.
har har
die Schurken im Comic (z.B. Panzerknacker) lachen so: hämisch
itai itai
eine schmerzhafte Cadmium-Vergiftung (Chemie im Trinkwasser). Itai ist japanisch und heißt 'aua'
Jo-jo
der Name ist möglicherweise Tagalog; das Spiel kannten die alten Griechen schon: ein Kreisel an der Leine
Kuckuck
Schauschau, sagt der Vogel selber, und alle plappern es nach.
Sogar auf Russisch heisst er Kukuschka (куку́шка).
Lang Lang
Klavier-Star aus der Mandschurei, Da ist dann auch egal, was Vor- und was Nachname ist. Außerdem leichter zu merken als etwa Mstislaw Rostropowitsch.
Mau-Mau
ein Klassiker unter den Kartenspielen; kommerziell heißt es Uno
Ngorongoro
Ein Krater am Rand der Serengeti; kurzzeitig be[vieh]wirtschaftet von einem Herrn Adolf Siedentopf aus Bielefeld, jezt nur noch Wildlife. Der Name ist Maasai und bedeutet vermutlich Kuhglocke. Klingt ja auch ähnlich.
Orang orang
Orang orang ist der Plural von Mensch (Orang), und Orang utan ist der wilde Bruder des Menschen, der Waldmensch
Pipi
im Englischen wee-wee, ansonsten (F, Span., It) wie bei uns
quidquid
Quidquid agis prudenter agas et respice finem (1) ; wie wahr! Man beachte neben dem schönen Konjunktiv auch das verallgemeinernde Relativpronomen quidquid, bei dem die Doppelung ein "[was] auch immer" ausdrückt
RoRo
RoRo-Frachtschiffe heißen so, weil bei ihnen Lkw/Züge mitsamt ihrer Ladung am einen Ende (mittels Rampen) rein- und nach der Überfahrt am anderen Ende wieder rausfahren: "roll on, roll off" heißt das auf Englisch
Sing Sing
Ein Hochsicherheitsgefängnis in upstate New York, wenige Meilen vom Big Apple den Hudson aufwärts, mit exzellenter Bahnanbindung. Die Indianer, denen das Land ursprünglich gehörte, hießen so: nix Chinesisches also
Tamtam
ein ostasiatischer Metallgong, auch Aufmerksamkeit heischendes Getue, das man macht: Lärm halt
UU
steht natürlich für die University of Ulster, bzw. die Universiteit Utrecht. Aber auch für die Union University, "a four-year, liberal arts, Christian university located in Jackson, Tennessee, USA". Schon interessant, was sich alles ungestraft Universität nennen darf!
Van Van
genauer: Los Van Van ist eine kubanische Salsa-Band, die es schon fast so lange gibt wie Los Rolling Stones
Wikiwiki
ist, so heißt es, hawaiianisch für – dalli dalli
Xai-Xai
ist eine Stadt und ein katholisches Bistum in Mosambik, aber das wußten Sie ja bereits,,,
Ylang-Ylang
ein Baum in Südostasien (Cananga odorata), dessen Blüten ein begehrtes ätherisches Öl enthalten
Zsa Zsa
Zsa Zsa Gábor hieß eigentlich ZsuZsanna: ex-Miss Ungarn, später Hollywood

Kennen Sie eigentlich die "Schm"-Reduplikation? Im (amerikanischen) Englisch ist sie gut verbreitet, kommt aber eigentlich aus dem Jiddischen. Wenn man etwas ironisch, liebevoll spöttisch als "ach, Quatsch" abtun will, wiederholt man das betreffende Wort und setzt ein "Schm-" davor. Das klingt etwa so:
"Mutti, Mutti, Doktor Freud hat gesagt, ich hätte einen Ödipus-Komplex!"
"Ach, Ödipus Schmödipus! Hauptsache, du hast deine Mama lieb.!


Eine weitere Form der Reduplikation ist eine mit "Ablaut"; im Deutschen wechselt man dabei gewöhnlich von i zu a, wie in tick-tack oder zickzack. Oder Hickhack. Im Englischen gehts häufig von i nach o: hip hop. Oder halt be [sprich bi] bop.

Fußnote:

(1) Was auch immer (quidquid) du tun mögest: tu es wohl und schau auf das Ende! (Latein)