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Orange?

Samstag, 9. November 2013

Wirbel- und andere Stürme

Hier braut sich was zusammen

Zyklone sind große Windsysteme, die sowohl nördlich als auch südlich des Äquators vorkommen (wobei die nördlichen im Gegenzeigersinn um ein meteorologisches Tief kreisen, die der südlichen Hemisphäre im Uhrzeigersinn). Sie bilden sich auf dem Meer; wenn sie auf Land treffen („landfall”), kommt es sehr häufig zu katastrophalen Schäden. Wegen der Landmassen auf der Nordhalbkugel, die den Verlauf des durchziehenden Sturms stören, sind Zyklone dort um einiges zerstörerischer als die im Süden. Normalerweise. Die Philippinen sind sehr nahe am Äquator – nördlich davon – aber auch häufig von den Taifunen, die jedes Jahr zuschlagen, schwer geschädigt. Man könnte nun meinen, je südlicher, desto geringer die Schäden: Solchem Irrglauben hat der „Supertaifun” Halyan (aus mir nicht nachvollziehbaren Gründen „Yolanda” auf den Philippinen) vom 8. November ein Ende bereitet.

Der Vollständigkeit halber seien noch die Antizyklone erwähnt: Sie drehen anders herum (daher anti-) um meteorologische Hochs und sind weniger zerstörerisch – und daher weniger bekannt – als die Zyklone. Anders als diese bewegen sie auch keine der gewaltigen Niederschlagsmassen, wie sie für Zyklone typisch sind.

Im Atlantik und in der Karibik werden Zyklone Hurrikane genannt, im Pazifik heißen sie Taifune. Zunehmend werden auch tropische Wirbelstürme östlich der Datumsgrenze (= näher an den USA) ebenfalls als Hurrikan bezeichnet. „Hurrikan” kommt übrigens – vermittelt durch das Spanische (huracán) aus der Sprache der Arawak, der wir (indirekt) das Wort „Hängematte” und den Namen der Insel Haiti vedanken. „Taifun” hingegen, das als ‚tufan’ im Arabischen, Persischen und in Hindi geläufig war, als die Portugiesen (Vasco da Gama u.a.) es kennenlernten und heute noch „tufão” nennen, kommt als „typhon” (Wirbelwind) auch im Griechischen vor, so dass die Etymologie nicht ganz klar ist.

Die Verläufe aller tropischen Wirbelstürme von 1985 bis 2005
Bild: wikipedia (open source)

Monsune hingegen sind regelmäßige (das Wort kommt vom arabischen Wort für „Jahreszeit”, so regelmäßig treten Monsunwinde auf) Änderungen der (Haupt-)Windrichtung im Indischen Ozean. Treffen diese Winde auf Land, gibt es besonders im Sommer enorme Mengen an Regen. Die Entstehung dieser Winde ist hochkomplex (ich verweise auf den einschlägigen Wikipedia-Artikel (1), nur sollte man sich für die Lektüre etwas Zeit nehmen...), und die alljährlichen Hochwasserkatastrophen sind zwar eindrucksvoll, aber überraschend sind sie nicht, und insofern mit den Zyklonen nicht zu vergleichen.

Ähnlich sieht es mit den Passatwinden aus: Sie sind ausgesprochen konstante Erscheinungen, praktisch gleichbleibende Windsysteme, von denen eines für die Nord- und eines für die Südhalbkugel gilt (Nordost- bzw. Südost-Passate; im Norden wehen sie also von NO, im Süden nach SO). In the Says of Sail, also im Zeitalter der Segelschiffe (das ja auch das Zeitalter der Entdeckungen ist), ließen sich die Ozeane unter Ausnutzung der Passatwinde leichter überqueren (2), und man nahm oft einen Umweg in Kauf: weil’s schneller ging! Nur: Stürme sind das nicht!

Überhaupt: Manche Stürme sind ‚nur’ unangenehme Winde, und jede Region hat da ihre speziellen, aber ein ‚richtiger’ Sturm richtet grausame Schäden an, kostet oft viele Menschenleben und zerstört ganze Ökosysteme. So gesehen, ist der alpine Fallwind, über den man z.B. in München gerne klagt – der „Föhn” - halt doch nur ein Wind. Ein paar Beispiele für die Vielfalt der „Winde” weltweit:
Schirokko (warmer Mittelmeerwind)
Bora (kalter Wind in der Adria)
Boreas (Nordwind im Ägäischen Meer / Griech. Gott der Winde (vgl. Äolus))
Mistral (nördl. Fallwind in Südfrankreich (Rhonetal))
Bevor ich jetzt auch noch den Kusi erwähne (also gut: ein südöstlicher Passatwind in Sansibar): die Wikipedia-Heinzelmännchen haben eine Liste von geschätzten (mindestens!) 120 Winden und Windsystemen zusammengestellt: Da kann man, so man will, weiterlesen. Die haben sogar was über die Windverhältnisse auf anderen Planeten des Sonnensystems zu sagen!

Zu den Stürmen im engeren Sinn des Wortes: Nicht jede Bö ist ein Sturm, und wann und warum „entsprechende Unwetterwarnungen des deutschen Wetterdienstes [Zitat Tagesschau] gelten, ist nicht immer ganz klar. Wir bleiben weitgehend verschont von den Sand- und Schneestürmen (in den USA: „Blizzard”) anderer Gegenden. Erwähnen wir also nur den
Orkan (stärkster Sturm hierzulande: ab Windstärke 12, also mit einer Geschwindigkeit von 64 Knoten: etwa 120 km/h ; laut Wortschatz-Portal de Uni Leipzig http://wortschatz.uni-leipzig.de/ synonym mit Hurrikan. Das stimmt nur sehr abstrakt. Andererseits ist „Orkan” tatsächlich von „Hurrikan” abgeleitet. )

Zum Schluss nur noch der Tornado (oder in den USA auch gerne „twister”) (3) (Windhose) – auch dieser ein zerstörerischer Wirbelwind, der im Unterschied zu den Cyclones, den Zyklonen, in der Regel über Land entsteht, bzw, seine typische Trichterform über Land gewinnt, und er bildet sich eher in gemäßigteren Gegenden und nicht in den Tropen. In den USA spricht man, was die Häufigkeit des Auftretens betrifft, von einr regelrechten „Tornado Alley”, die etwa von Texas bis Nebraska (4) reicht: man registriert (vor allem in diesem Gebiet) weit über 1000 Tornados – bei uns vielleicht ein Dutzend.

Fußnoten:
  1. Man sollte auch damit rechnen, Dingen wie „innertropische Konvergenzzone”, „Corioliskraft” , der „Orografie” Asiens oder (wegen des „Stauregens”) die „Luv- und die Leeseite” eines Gebirges zu begegnen. Andererseits wird man belohnt mit zwei wirklich wunderbaren Panoramabilder der indischen Westghats in der Trocken- sowie in der (monsunbedingten) Regenzeit zu begegnen.
  2. Das war einer der Gründe, warum Europäer, die nach Amerika wollten, zunächst nach Afrika segelten; der andere waren die Sklaven, die man dort „eintauschte”. Aber das ist eine ganz andere Geschichte...Lästig waren dagegen die sogenannten „Rossbreiten” (zwischen den Passatzonen in unmittelbarer Nähe zum Äquator), wo man wegen der dort häufigen Windstelle oft wochenlang nicht weiterkam.
  3. Das Wort kommt vermutlich nicht so direkt vom lateinischen „tornare”, wie es etwa im Wikiartikel steht: Es ist abgeleitet vom lateinischen „tonare” (donnern) und erst dann, beeinflusst vom Spanischen „tornar” (drehen) zu „Tornado” geworden.
  4. Wie jeder weiß, lebte Dorothy aus The Wizard of Oz in Kansas, von wo ein Tornado sie nach Oz verschlug. Man kennt vielleicht das Buch (nicht? - Von Frank L. Baum), man kennt auf jeden Fall den Film mit Judy Garland, und absolut jeder kennt „Somewhere Over The Rainbow”.
    Dieses Stückchen wurde tatsächlich von der Recording Industry Association of America zum "Song of the Century" (”number one”) erkoren; für das American Film Institute war "Over the Rainbow" – ich zitiere: „the greatest movie song of all time.

Hat sich wirklich nichts Besseres gefunden?
    P.S. kennen Sie eigentlich „Over the Rainbow” von Israel Kamakawiwo'ole? Auf YouTube in der Original-Videofassung mit Bildern aus dem schönen Hawaii (ausgerechnet! - Kennen Sie Kansas??) anschauen. Es ist unglaublich – schlimmer geht’s nun wirklich nimmer!
    Einfach hier klicken: Somewhere over in Hawaii