Mal was über Orange.

Orange?

Dienstag, 1. April 2014

Hottentotten und andere Kanaken


Barbaren; sind (bei den alten Griechen) die, die der zivilisierten (d.h. griechischen) Sprache nicht mächtig sind. Das Fremde ist das Fremdsprachige, und die so reden sind per definitionem primitiv.
Welsch: sind die, die keine zivilisierte Sprache (=unsere) sprechen (. Welschschweizer z.B sprechen kein korrektes Schwyzerdütsch, sondern Französisch. Übrigens ist der Name des Fürstentums Wales auch hiervon abgeleitet; Wælisc bedeutete „nicht Angelsächsisch”)
Goi, Gadscho: keiner von uns (vgl. „Saupreiß, boarischer!”); (Goi ist Jiddisch, Gadscho ist Romani.). Tschuschen sind slawische Ausländer in Österreich. Orginellerweise ist Gaijin - kein Japaner. Und so fort...

Auf den britischen Inseln nennen die vier Nationen einander gern mit Kosenamen Jock, Paddy, Taffy (Schotte, Ire und Waliser), aber ausgerechnet für den Engländer gibt’s nix (auch nicht Limey, - das waren mal, vor ewigen Zeiten, die englischen Matrosen; Tommy war - besonders im ersten Weltkrieg - der Name des Feindes aus dem „perfiden Albion”.) Nun heißt der Schutzheilige der Engländer George, aber Georgie für den Angelsachsen klingt albern.
Die Amis sind: Yanks (Yankees; südlich des Rio Grande auch Yanquis. Südstaatler empfinden übrigens Yankee als nicht sehr freundliche Bezeichnung für Leute, die eben nicht aus dem Süden sind, Gringos heißen sie dort auch, wenn schwarz: Nigger (man sollte nicht mehr warnen müssen vor dem N*-Wort), neu – über den Grenzfluss eingewanderte sind Wetbacks, Weiße sind übrigens in Amerika -ganz offiziell!- Caucasians, also allen Ernstes Kaukasier. Also Leute wie Tschetschenen oder Dagestaner. Die gelten übrigens in Russland als „schwarz”, d.h. (südländische)) Exoten.Und außerdem sind Amerikaner halt noch Amis.

Wir Deutschen sind: je nach Perspektive, Fritz, Kraut, Hun(ne), Jerry, Boche, Piefke und werden im Ausland nicht immer geliebt.

Ein kurzer Blick nach Afrika:
Hereros: wurden 1904 Opfer eines Genozids durch deutsche „Schutztruppen” (85 000 Tote). Kaffern sind ein Bantu-Volk; „Kāfir” heißt eigentlich der Nichtmuslim; besonders in der Zeit der Apartheid war es ein gängiges Schimpfwort. Hottentotten war ein gebräuchlicher Name für die namibischen Khoisan; (Letztere, im Volksmund früher oft Buschleute genannt, sind die mit den ”click sounds” in der Sprache.) Hottentotten ähneln Buschleuten, sind aber keine. Vor allem aber war das Wort (H.) immer herablassend gemeint – im Gegensatz zu Herero, warum auch immer {Theorie-Ansatz: Hottentotten klingt kindisch, Herero fast wie Heros, der Held...? Andererseits ist diese Theorie angesichts des Genozids völlig absurd})
Kanaken ist hawaiisch für „Mensch”; wie es zu einem Schimpfwort für einen [südländischen] Gastarbeiter werden konnte, erschließt sich nur wenig. Wer hat in Deutschland denn schon einmal einen Südseeinsulaner – solche bezeichnet das Wort eigentlich - gesehen?

Zigeuner bleibt Zigeuner, und der Russ ist eh schon einer. Will sagen: Sinti- und Roma-Schnitzel wird es nie auf die deutsche Speisekarte schaffen, und der Russ ist schon schlimm genug, da braucht’s keinen anderen Namen. Wie sangen doch die Biermösl Blosn schon in den 80ern?: „Der Russ der kimmt, der Russ der kimmt, der Russ der kimmt, des is ganz g’wiss, ja weil der Russ’, ja weil der Russ’, ja weil der Russ’ ein Russe ist!“ Eben.

Noch ein paar vergleichsweise fast anheimelnde Beleidigungen

Mohren sind schwarz, das wissen wir seit Struwwelpeter. Außerdem gab’s mal des Sarotti-Mohren. Der war putzig, schwarz und hatte Kulleraugen. Die Farbe ist immer noch aktuell: vgl. „Schwarzafrika” - neben „Afrika südlich der Sahara” immer noch gebräuchlich.
Schlitzaugen (kommt vom Reisfressen; auch. „die Gelbe Gefahr”) hört man heute seltener, denn die Gelbe Gefahr ist vor allem wirtschaftlich gefährlich, und sie ist längst da. Exotischere Ethnien werden summarisch abgehandelt: Rothäute zum Beispiel: Wir haben Völker; die haben Stämme.
Und was ist mit den Kümmeltürken? Ätsch, reingefallen. Da ist kein Muselmane gemeint, sondern ein Student (!) aus der Umgebung von Halle (!). Das war nämlich ein wichtiges Anbaugebiet für – naja, Kümmel halt. Und der Kümmeltürke ist ein Studentenwitz.

Noch ein Fremdwort zum Thema Fremde: Ethnophaulismus. Das ist eine „abwertende Fremdbezeichnung für eine Volksgruppe oder Ethnie”; auf Englisch: ethnic slur.

Kommt nochwas?
Ein fröhliches Lied aus der Frühzeit des Kabaretts - den Tagen der Weimarer Republik. Wer das Lied heute kennt, wird es in der Fassung von Max Raabe kennen und ihn für den Autoor halten. Der Urheber war aber ein von den Nationalsozialisten verfolgter Jude, der einstmals sehr und mit Recht populäre Friedrich Holländer:

Ich laß mir meinen Körper schwarz bepinseln
Friedrich Holländer - Bild: Wikipedia


Ach wie herrlich ist es in Paris 




die Frauen sind so süß



und dennoch ist mir mies



Jeden Abend Smoking oder Frack



So geht das Tag für Tag



das ist nicht mein Geschmack!!




Ich lass mir meinen Körper



schwarz bepinseln schwarz bepinseln

 

und fahren nach den Fitji Inseln -



nach den Fitji Inseln!




Dort ist noch alles noch pardiesisch neu



Ach Wie ich mich freu - Ach Wie ich mich freu

 

Ich trage ein Feigenblatt mit Muscheln Muscheln Muscheln



und geh mit ner Fitschi-Puppe



kuscheln kuscheln



Von Bambus richte ich mir ne Klitsche ein 



ich will ein Fitschi - will ein Fitschi sein!!

A propos Fitschi (heute Fiji): Das Staatsoberhaupt der Fiji-Inseln ist – Queen Elizabeth II.