Mal was über Orange.

Orange?

Freitag, 15. Januar 2016

Äpfel, Nüss und ...?

Apple, Nüss und Mandelkern
erklär' ich meinen Lesern gern...
                      obwohl, Apple...

"Nussfrüchte sind Schließfrüchte, bei denen alle drei Schichten der Fruchtwand (d. h. des Perikarps) verholzen. Meist wird dabei nur ein einzelner Samen umschlossen." So weit Wikipedia. Streng wissenschaftlich betrachtet, ist die Kokosnuss eigentlich keine Nuss, aber die Erdbeere ist eine, nämlich eine sogenannte Sammelnuss. – hä?

Und die Kastanie – ist die eine Nuss? Bucheckern, Eicheln oder Esskastanien sind Nüsse (im biologischen Sinn), Kokosnuss, Mandel, Muskat, Pistazie, Pekannuss oder Paranuss sind keine.

Das "neue Küchenlexikon" von Erhard Gorys definiert Nüsse als "Schalenobst, wohlschmeckende, von harter Schale umgebene Frucht- oder Samenteile" und zählt dann Beispiele auf: "Walnüsse, Haselnüsse, Paranüsse, Pistazien, Mandeln, Erdnüsse, Kokosnüsse." Also doch! Oder?

Pragmatische Definition: Wenn's knackt beim Essen, ist das fast immer eine Nuss.

" Schalenobst (auch Schalenfrüchte) ist die handelsübliche Bezeichnung für Obst, dessen Fruchtkerne von einer harten, meist holzigen Schale umgeben sind. Es handelt sich um Nüsse und Kerne, die für den menschlichen Verzehr geeignet sind. Ihre Fruchtwand – die Schale bzw. das Perikarp – ist dagegen nicht zum Verzehr geeignet." Alles klar?

Wieso aber ist eine Walnuss eigentlich eine Walnuss? Eigentlich ist das eine 'Welsch'nuss, uns Germanen fremd, da sie aus Gallien (und Italien) stammt. Wie ja auch der welsche Wein. Der Name kommt also, wie auch die Nuss selbst, aus der Fremde; wohl über das Niederdeutsche walnut (vgl. Altnordisch valhnot, NL walnoot; AE walhnutu). Dieses 'walh' ("fremd", bes. italienisch oder französisch) steckt in 'Wales' (und in 'Welsh': die Waliser sind also "Fremde" im eigenen Land) genauso wie in Kauderwelsch. *

Und womit reicherte der Germane sein Müesli an, wenn ihm die Walnuss fremd war? Natürlich mit der einheimischen Haselnuss. Im Althochdeutschen hieß sie hasalnuz, die Nuss der Hasel. Hasel lässt sich nicht weiter ableiten; der Strauch ist halt eine Hasel.

Mandeln sind, wie wir oben gehört haben, keine Nüsse. (!)
Kokos und Macadamia

Der Name der in küstennahen tropischen und subtropischen Gebieten weltweit vorkommenden Kokosnuss ist vermutlich vom Plural der coco abgeleitet, wie die Nuss bei seefahrenden Völkern wie den Spaniern oder den Portugiesen hieß (wiederum abgeleitet von "Grinsgesicht" oder "Schreckgespenst"). Das "etymologische Wörterbuch" von Kluge vermutet einen letztlich griechischen Ursprung des Wortes: κóκκος hieß "Kern (von Früchten)", verwandt mit altfranzösisch coque, altprovenzalisch coca, "Nussschale"; im Provenzalischen auch coco, die Mandel.

Also gut: Mandel. Die Griechen nannten die Pflanze und deren Frucht ἀμυγδάλη (Amygdala), warum, weiß man nicht. Es hat jedenfalls nichts mit Natalie Portman (Padmé Amidala aus Star Wars) zu tun. Wie auch Bezeichnungen in anderen europäischen Sprachen – (engl.) almond, (frz.) amande (katalanisch) ametlla oder (esperanto) migdala leitet sich auch Mandel letztlich von dieser Wurzel her – in unserem Falle über das italienische mandorla.

Manchmal steckt in einem Wort eineVielfalt an kolonialer Geschichte: Der Cashewbaum ist in Brasilien beheimatet, und von den dort lebenden Tupi wurde er acajuba genannt. Das wiederum übernahmen die Portugiesen als acajú, was die Franzosen acajou schrieben und die Engländer zu cashew verkürzten. Oder anders gesagt: Die Portugiesen, Kolonialherren in Brasilien, führten den Baum ab dem 16. Jahrhundert auch in ihren Kolonien in Afrika (Moçambique) und Indien ein, von wo aus sich der Anbau der Pflanze verbreitete. Bei uns ist der Cashew'kern' (angeblich auch "Elefantenlaus" genannt), inzwischen recht beliebt als Knabberei; wir schreiben allerdings trotz Rechtschreibreform nicht Käschjuh, sondern benutzen, international geschult wie wir halt nun mal sind, den englischen Namen. Die Pistazie ist eine Verwandte der Cashew-Nuss, aber schon seit Jahrtausenden in der Alten Welt bekannt. Ob nun griech. πιστάκι (pistáki), lat.pistacium oder persisch پست (pista) – die Bezeichnungen sind verwandt, aber nicht weiter herleitbar.

Die Erdnuss heißt Erdnuss, weil – ja, warum eigentlich? Wächst die in der Erde, wie die Kartoffel, oder auf
der Erde, wie die Erdbeere (eine Nuss!), oder was? Die Erdnuss ist eigentlich eine Hülsenfrucht, also verwandt mit Erbsen, Bohnen und Co. und wächst in der Erde, weshalb sie eine Nuss ist. (?? - !) Sie ähnelt ihrer Kusine, der Erbse (engl. pea, daher peanut) und hat ausgesprochen possierliche Namen in anderen Sprachen. Ein paar Beispiele mögen genügen: kikirik (alban.), cneuen fwnci (walisisch), amendoim (port.), intongomana (isiZulu) oder jordnöt (schwed.). Gut, das letztere heißt auch nur Erd-Nuss. Aber cacahuate (span.; ähnlich frz. cacahuète)? Nun: Die Pflanze ist ursprünglich in den Anden beheimatet; Europäer lernten sie in Mexiko kennen und übernahmen (halbwegs getreu) den Namen aus der Nahuatl-Sprache: tlālcacahuatl. Das heißt übrigens "Kakaobohne der Erde".

Die Paranuss, auch Brasilnuss genannt, kommt aus – Brasilien. Aber warum dann Paranuss? Weil sie in Brasilien castanha-do-pará genannt wird, nach dem nördlichen Bundesstaat Pará.
Ein Newcomer auf dem Speiseplan der Deutschen ist die Macadamia-Nuss. Sie stammt aus Australien, wo sie Mitte des 19. Jahrhunderts von Walter Hill und dem deutschstämmigen Ferdinand von Müller entdeckt und erstmals wissenschaftlich beschrieben wurde. Macadamia heißt sie aber nach keinem der beiden, sondern nach einem befreundeten Wissenschaftler, John MacAdam.
"Die edelsten aller Nüsse haben einen unvergleichlichen Geschmack; sie enthalten kein Cholesterin, dafür aber wertvolle Mineralien und Vitamine," schreibt das oben genannte "neue Küchenlexikon" und vergisst zu erwähnen, dass Macadamianüsse auch so richtig teuer sind.

Tipp: Einmal eine Dose Macadamianüsse kaufen, auf der das auch draufsteht. Wenn die dann leer ist, kann man mit geschälten Haselnüssen auffüllen. In der kultivierten Wohnung rumstehen lassen, aber 'vergessen', sie anzubieten...

*Die Pekannuss, eine amerikanische Walnuss mit dem wissenschaftlichen Namen carya illinoinensis, ist der Staatsbaum von – nein, nicht Illinois: von Texas. Und hat natürlich einen eigenen National Pecan Day: 14. April. Der Name pecan ist im Übrigen indianisch.


Schönheit durch Möbel

In vielen Kulturen gilt es als das Normalste von der Welt, auf dem Boden zu hocken. Höchstens hat man noch ein Kissen, wenn man es extra bequem haben will, sonst nichtsi.

Dalí, Mae West: schöner wohnen?
In unseren Breiten ist das normale Sitzmöbel der Stuhl. Hat er keine Lehne, ist es ein Hocker; als einfacher Stuhl hat er eine Rückenlehne, gelegentlich ein Paar Armlehnen, und das genügt. Wenn der Hocker sehr niedrig istii, nennt man ihn Schemel. Das englische Wort für Schemel ist übrigens stool; den Stuhl nennt man chair – vom frz. chaise. (der Hocker heißt dann bei den Franzosen tabouret, aber das führt jetzt zu weit). Sowohl "Schemel" als auch "Stuhl" sind alte germanische Wörter.

Man kann alles polstern: den Hocker, den Stuhl; mit Armlehnen und Polstern ist das eín fauteuil. Im Englischen heißt er logischerweise armchair, der Sessel. Die Schweden schreiben übrigens fotölj, weil man es so spricht. Siehe Ikea.

Man kann den Sitz eines Stuhls verbreitern. Wenn dies hauptsächlich dem bequemeren Sitzen einer einzelnen Person dient, ist das normalerweise gepolstert und heißt dann Récamière oder chaise longue (oder schäslong auf Schwedisch). Chaiselongue, also "langer Stuhl", mit einer Armlehne und einem gestreckten Sitz. Soll das Möbel Platz für zwei bieten, ist das entweder eine Bank (zum Sitzen) oder ein Sofa (zum Sitzen oder/und Liegen). Eine kuriose Variante eines zweisitzigen Sofas ist die confidante (aus offensichtlichen Gründen auch tête-á-tête oder love seat geheißen); leider etwas aus der Mode!


Ist der Aspekt der Polsterung zwecks bequemem Sitzen das Wichtigste, ist es ein Kanapéeiii; will man die Füße dabei hochlegen, nennt man es eine Ottomane. Das wäre, wörtlich genommen, eine osmanische (will sagen: orientalische) Liege: man weiß ja, dass sich der Orientale beim Fernsehen gerne hinfläzt.

Da wir es in unseren Wohnzimmern heute gern voll bequem haben, steht da meist eine wahre Polstermöbelliegelandschaft herum, mit dem einen Ende ohne Rücken- oder Seitenpolster: zum Hochlegen der Füße. Da wir uns beim Fernsehen so richtig paschahaft vorkommen, nennen wir dieses Teil Ottomane. Die Leute bei Ikea nennen das schäslong, wenigstens in ihrem schwedischen Katalog.
dies ist ein Sofa!


Die Couch wiederum, mit zwei gepolsterten Arm- und einer ebenso gepolsterten Rückenlehne, dient vor allem dem Liegen. Schon der Name verrät es: couch – von frz. coucher "legen, liegen, schlafen". Allerdings dient sie, anders als das Bett, außerdem auch zum bequem Sitzen. Das kann man auf dem Bett schon auch, aber das steht im Schlafzimmer, und man kann es Besuchern nur anbieten, wenn die Bekanntschaft tiefer geht.

Wenn das Bett eine box-spring-Matratze hat und im Vereinigten Königreich steht, nennt man es gern divan; bei uns ist der Diwan zum einen längst aus der Mode, zum anderen bezeichnete das Wort – übrigens im Ursprung persisch – eine Art Sofa.

Fußnoten
iIn Akira Kurosawas Film Kagemusha von 1980 sieht man mehrfach eine Art Schemel, der offensichtlich nur dazu da ist, dem Samurai zu erlauben, den Ellbogen abzustützen, während er sich sinnierend den Schnurrbart streicht.


iiWenn der Hocker hochbeinig ist, handelt es sich um einen Barhocker. Interessanterweise bezeichnet dieses Wort das Möbel und nicht den Menschen, der an der Bar rumhockt. (Den könnte man ja Barrumhocker nennen).

iiiDas Interessanteste am Kanapee ist seine Etymologie. Am Anfang war die Stechmücke, griech. κωνωπσ (konops), das führte zu κωνωπεῖον (konopeion), "Mückennetz", und das wiederum, nun übertragen auf das Schlafmöbel, an dem es angebracht war, über Latein (conopium) und Französisch (canapé) zum Kanapee.