Mal was über Orange.

Orange?

Samstag, 31. Dezember 2016

Ein höflicher Anfang und ein frohes Beginnen


Wir schreiben das Jahr2017. Noch fühlt es sich unvertraut an, doch mit der Zeit kommt die Übung.

In binärer Darstellung schreibt sich die Jahreszahl: 11111100001.
2017 ist eine Primzahl; sie ist durch nichts teilbar, außer durch sich selber und durch eins. Mathematisch gesehen, war's das.

Das Jahr des Herrn zweitausendsiebzehn – deux mille dix-sept, wie wir auch sagen können – ist eine Sekunde länger als die meisten Jahre: In der Nacht zum ersten Januar wurde eine Schaltsekunde eingefügt. Astronomisch notwendig, sagte man uns. Die meisten haben sie ohnehin nicht bemerkt.

Wohlgemerkt: das Jahr ist an sich kein Schaltjahr, hat also nur 28 Tage im Februar. Am 4. Januar bereits ist die Erde im Perihel, d.h. am sonnennächsten Punkt ihrer Umlaufbahn: nur 147.100.998 km entfernt. Im Aphel, dem sonnennächsten Punkt, ist sie mit 152.092.504 km am 3. Juli.

Bei näherer Betrachtung ist gar nicht so ganz klar, warum es ein Annus Domini ist, ein „Jahr des Herrn“. Der Herr, auf den hier Bezug genommen wird, ist ein Palästinenser, ein gewisser Jesus Christos, der irgendwann vier bis sieben Jahre vor der Zeitenwende geboren und gute dreißig Jahre danach gestorben sein soll.

Die Römer rechneten gewöhnlich nach den Regierungsjahren des jeweiligen Regenten (etwa so: „im zwölften Jahre der Kanzlerin Merkel“) oder nach der Gründung der Stadt Rom 753 Jahre vor unserer modernen Zeitrechnung; 2017 wäre also 2770 a.u.c. (=ab urbe condita).

Wir schreiben das Jahr auch MMXVII.

Nach jüdischer Tradition schuf G*** (ha-shem) die Welt vor 5778 Jahren; Rosch ha-Schana (das Neujahrsfest) fällt in diesem Jahr auf den 21.9.

Es ist auch das Jahr 1438 (ab 16. September: 1439) nach der Hedschra, der Flucht des Propheten von Mekka nach Medina. Ramadan fällt in diesem Jahr auf 27. Mai bis 24. Juni (wiederum christlicher Zeitrechnung).

Am 28. Januar 2017 beginnt für die Chinesen das Jahr des Hahns.

Allem Irrationalen abhold, führten die Revolutionäre der Französischen Revolution einen Kalender ein, der mit der Revolution beginnt. So gesehen, schreiben wir CCXXV (bzw. ab Vendémiere [Sept.] CCXXVI.

Feiertage sind für Arbeitnehmer günstig (hier im Folgenden: „ag!“), wenn sie auf einen Samstag, und besonders günstig, wenn sie auf einen Werktag (Mo-Fr) fallen; bei geschickter Planung lassen sich so „Brückentage“ und Feiertage zu Mini-Urlauben aneinanderhängen (Beispiel 2017: 1. Weihnachtstag fällt auf einen Montag, der 2. auf den Dienstag, so dass mit dem Heiligabend am Sonntag 3 arbeitsfreie Tage entstehen). Arbeitnehmer-ungünstig sind Feiertage, die auf einen (sowieso schon arbeitsfreien) Sonntag fallen, wie der Neujahrstag 2017.

Ostern 14. (Karfreitag) bis 17. April (ag!), 1. Mai (ag!), Himmelfahrt (25. Mai: ag!) Pfingsten (4. u. 5. Juni: ag!); Tag der Deutschen Einheit, 3. Oktober (ein Dienstag: ag! in Verbindung mit dem Wochenende davor). Reformationstag am 31.Oktober (ag! auch ein Dienstag. Nur 2017, da Luthers Thesenanschlag in Wittenberg aich zum 500. Mal jährt).

In manchen Bundesländern fallen mehr Feiertage an als in anderen. Dreikönig, Karneval, Fronleichnam (15. Juni), Mariä Himmelfahrt (15. August) und Allerheiligen (1. Nov.) sind nur in einigen katholischen, der Reformationstag (31. Oktober) (in anderen Jahren) und Buß- und Bettag (22. November) in manchen evangelischen Ländern Feiertage.
Das Jahr 2017 wird auch das Jahr der Wahlen: Landtagswahlen im Saarland (März), in Schleswig-Holstein und NRW (Mai) und Bundestagswahl (September), außerdem Wahl des Bundespräsidenten, des Präsidenten von Frankreich und Parlamentswahlen in den Niederlanden. Leider sind die Präsidentschaftswahlen in Amerika schon vorüber. Der vorgebliche Gewinner, Donald Trump, wird am 20. Januar ins Amt eingeführt, und das Unglück nimmt seinen Lauf.

Der Vogel des Jahres ist der Waldkauz (Strix aluco).

Im Mai findet der Eurovision Song Contest (a.k.a. Grand Prix Eurovision de la Chansoni) in Kiew (Ukraine) statt. Die Weltausstellung in Astana (Kasachstan).

So viel vorläufig.




iDer Name wurde 1992 offiziell geändert

Dienstag, 20. Dezember 2016

Europa und seine Traditionen



Die mediterrane Küche ist zu Recht berühmt. Allein schon die Zutaten: Oliven, Öl, Olivenöl, Knoblauch. Herbes de Provence. Also vor allem Thymian, Oregano, Rosmarin, Salbei und Basilikum,:was halt zum Knoblauch passt. Ziegenkäse und Rotwein (Côtes de Provence). Leckere Antipasti, Auberginen, Kleinigkeit vom Grill. Sauce Aioli (Knoblauch!), sowas.
Lecker ist das, finden alle.

Halten wir dagegen: die Küche der schwäbischen Hausfrau, bodenständig, guet, aber et so gsund wia die mediterrane, isch au klar. Andere Küchen, nicht nur in Deutschland, sind dagegen die reine Mängelverwaltung, mitunter durchaus genießbar, aber auf lange Sicht gesehen langweilig, eintönig, fad. Ich sage nur eins: Knäckebrot. Oder halt knäckebröd, oder knækbrød oder näkkileipä – Gestalt gewordene Askese: Langweiligkeit für Gourmets, die sich das Essen abgewöhnen wollen.



Gut, die Schweden haben ihren Sürströmming, an den sich keiner sonst herantraut; die Finnen haben Brot, in dem der Fisch schon drinsteckt, ,was zwar praktisch ist, aber kulinarisch jetzt nicht sooo...aber immerhin originell. Das schon. Im hohen Norden gibt‘s Rentierschinken, für den, der‘s mag. Aber großartig Käse haben sie nun nicht erfunden, die Skandinavier. Die Isländer haben zwar skyr, was so aussieht wie Frischkäse, aber so mit das langweiligste sein dürfte, was diese Insel hervorgebracht hat. Früher aß man auch Trottellummmen und Papageientaucher, sogar Walfisch, nur: schmeckt sowas wirklich?

Spielen wir einmal Detektiv und schauen beim isländischen Festmahl genauer hin: Der Grund dafür, dass dergleichen recht lustig sein kann, sind nicht diesúrsaðir hrútspunga – die eingelegten Hammelhoden (die es angeblich auch gibt), sondern Brennivín, bezeichnenderweise auch svarti dauði genannt, der Schwarze Tod.
das allseits so beliebte Wässerchen,
шнапс ist die gesellige Grundlage vieler Länder, snaps, wie die Schweden (svenskarna) sagen.

Natürlich trinkt nicht das ganze Europa Schnaps; interessanterweise gibt es eine ausgeprägte Bierzone (beer belt, würden die Amerikaner sagen), die sich im Kern von Böhmen bis Britannien erstreckt, und ein großer Teil unseres Landes liegt mittendrin. Ich rede hier natürlich von Oberfranken, einer Region, die mit einer konkurrenzlosen Vielzahl an Bieren aufwarten kann. Andrerseits wäre es undenkbar, das weinselige Unterfranken auszulassen. So geht es in vielen europäischen Ländern, und selbst Frankreich, ein Weinland wie kaum ein zweites, hat in Flandern und im Elsass zwei Bierregionen. Der Frankfurter wird die Ebbelwoi-Region vermissen, und Mineralwasser-Connaisseurs werden zu Recht auf die enorme Vielfalt von Mineralwassern allein in Deutschland hinweisen. Stimmt. Dazu war hier nicht Raum noch Gelegenheit.

Das eingangs erwähnte mediterrane Gebiet nun ist klassisches Weinland, und insbesondere der vin rouge, (vino tinto etc.) spielt eine zentrale Rolle. Darum leben die Leute im Mittelmeerraum so viel gesünder. „En Ebbel e Dey / kieps the Dokter ewey“ gilt für Ebbelwoi nicht, aber ein Glas Rotwein hält das Blut geschmeidig, also bleibt man gesund, wenn auch der einschlägige Wikipedia-Artikel eine gewisse Skepsis an den Tag legt.

Andererseits darf als erwiesen gelten, dass die Gleichung ""Rotwein ist gesund“ zu den ältesten Ausreden der Menschheit gehört.

Am Schluss noch ein Verslein von Franz Josef Degenhardt1 aus dem Lied „ Weintrinker “:
Ich möchte Weintrinker sein,
und nicht immer diese hellen Schnäpse saufen,
nicht von Dingen reden, die nur mich angehn,
mir nicht für zwei Gläser Bier Verständnis kaufen,
nicht mit jenen streite, die am Tresen stehn.


1Franz Josef Degenhardt war der zweifellos wichtigste Liedermacher der 68er-Generation; das Lied entstammt jedoch seiner ersten LP, Rumpelstilzchen, die 1963 erschien.