In vielen Kulturen
gilt es als das Normalste von der Welt, auf dem Boden zu hocken.
Höchstens hat man noch ein Kissen, wenn man es extra bequem haben
will, sonst nichtsi.
Dalí, Mae West: schöner wohnen? |
In unseren Breiten
ist das normale Sitzmöbel der Stuhl. Hat er keine Lehne, ist es ein
Hocker; als einfacher Stuhl hat er eine Rückenlehne, gelegentlich
ein Paar Armlehnen, und das genügt. Wenn der Hocker sehr niedrig
istii,
nennt man ihn Schemel. Das englische Wort für Schemel ist übrigens
stool; den Stuhl nennt man chair – vom frz. chaise.
(der Hocker heißt dann bei den Franzosen tabouret, aber das
führt jetzt zu weit). Sowohl "Schemel" als auch "Stuhl"
sind alte germanische Wörter.
Man kann alles
polstern: den Hocker, den Stuhl; mit Armlehnen und Polstern ist das
eín fauteuil. Im Englischen heißt er logischerweise
armchair, der Sessel. Die Schweden schreiben übrigens fotölj,
weil man es so spricht. Siehe Ikea.
Man kann den Sitz
eines Stuhls verbreitern. Wenn dies hauptsächlich dem bequemeren
Sitzen einer einzelnen Person dient, ist das normalerweise
gepolstert und heißt dann Récamière oder chaise longue
(oder schäslong auf Schwedisch). Chaiselongue, also
"langer Stuhl", mit einer Armlehne und einem gestreckten
Sitz. Soll das Möbel Platz für zwei bieten, ist das entweder eine
Bank (zum Sitzen) oder ein Sofa (zum Sitzen oder/und Liegen). Eine
kuriose Variante eines zweisitzigen Sofas ist die confidante
(aus offensichtlichen Gründen auch tête-á-tête oder love
seat geheißen); leider etwas aus der Mode!
Ist der Aspekt der
Polsterung zwecks bequemem Sitzen das Wichtigste, ist es ein Kanapéeiii;
will man die Füße dabei hochlegen, nennt man es eine Ottomane. Das
wäre, wörtlich genommen, eine osmanische (will sagen:
orientalische) Liege: man weiß ja, dass sich der Orientale beim
Fernsehen gerne hinfläzt.
Da wir es in unseren
Wohnzimmern heute gern voll bequem haben, steht da meist eine wahre
Polstermöbelliegelandschaft herum, mit dem einen Ende ohne Rücken-
oder Seitenpolster: zum Hochlegen der Füße. Da wir uns
beim Fernsehen so richtig paschahaft vorkommen, nennen wir dieses
Teil Ottomane. Die Leute bei Ikea nennen das schäslong,
wenigstens in ihrem schwedischen Katalog.
dies ist ein Sofa! |
Die Couch
wiederum, mit zwei gepolsterten Arm- und einer ebenso gepolsterten
Rückenlehne, dient vor allem dem Liegen. Schon der Name verrät es:
couch – von frz. coucher "legen, liegen,
schlafen". Allerdings dient sie, anders als das Bett, außerdem
auch zum bequem Sitzen. Das kann man auf dem Bett schon auch, aber
das steht im Schlafzimmer, und man kann es Besuchern nur anbieten,
wenn die Bekanntschaft tiefer geht.
Wenn das Bett eine
box-spring-Matratze hat und im Vereinigten Königreich steht,
nennt man es gern divan; bei uns ist der Diwan zum
einen längst aus der Mode, zum anderen bezeichnete das Wort –
übrigens im Ursprung persisch – eine Art Sofa.
Fußnoten
iIn
Akira Kurosawas Film Kagemusha von 1980 sieht man mehrfach eine Art
Schemel, der offensichtlich nur dazu da ist, dem
Samurai zu erlauben, den Ellbogen abzustützen, während er sich
sinnierend den Schnurrbart streicht.
iiWenn
der Hocker hochbeinig ist, handelt es sich um einen Barhocker.
Interessanterweise bezeichnet dieses Wort das Möbel und nicht den
Menschen, der an der Bar rumhockt. (Den könnte man ja Barrumhocker
nennen).
iiiDas
Interessanteste am Kanapee ist seine Etymologie. Am Anfang war die
Stechmücke, griech. κωνωπσ
(konops), das führte zu κωνωπεῖον
(konopeion), "Mückennetz", und das wiederum, nun
übertragen auf das Schlafmöbel, an dem es angebracht war, über
Latein (conopium) und Französisch (canapé) zum Kanapee.
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