Apple, Nüss und Mandelkern
erklär' ich meinen Lesern gern...
obwohl, Apple...
"Nussfrüchte
sind Schließfrüchte, bei denen alle drei Schichten der Fruchtwand
(d. h. des Perikarps) verholzen. Meist wird dabei nur ein einzelner
Samen umschlossen." So weit Wikipedia. Streng wissenschaftlich
betrachtet, ist die Kokosnuss eigentlich keine Nuss, aber die
Erdbeere ist eine, nämlich eine sogenannte Sammelnuss. – hä?
Und die Kastanie –
ist die eine Nuss? Bucheckern, Eicheln oder Esskastanien sind Nüsse
(im biologischen Sinn), Kokosnuss, Mandel, Muskat, Pistazie,
Pekannuss oder Paranuss sind keine.
Das "neue
Küchenlexikon" von Erhard Gorys definiert Nüsse als
"Schalenobst, wohlschmeckende, von harter Schale umgebene
Frucht- oder Samenteile" und zählt dann Beispiele auf:
"Walnüsse, Haselnüsse, Paranüsse, Pistazien, Mandeln,
Erdnüsse, Kokosnüsse." Also doch! Oder?
Pragmatische
Definition: Wenn's knackt beim Essen, ist das fast immer eine Nuss.
" Schalenobst
(auch Schalenfrüchte) ist die handelsübliche Bezeichnung für Obst,
dessen Fruchtkerne von einer harten, meist holzigen Schale umgeben
sind. Es handelt sich um Nüsse und Kerne, die für den menschlichen
Verzehr geeignet sind. Ihre Fruchtwand – die Schale bzw. das
Perikarp – ist dagegen nicht zum Verzehr geeignet." Alles
klar?
Wieso aber ist eine
Walnuss eigentlich eine Walnuss? Eigentlich ist das eine
'Welsch'nuss, uns Germanen fremd, da sie aus Gallien (und Italien)
stammt. Wie ja auch der welsche Wein. Der Name kommt also, wie auch
die Nuss selbst, aus der Fremde; wohl über das Niederdeutsche walnut
(vgl. Altnordisch valhnot, NL walnoot; AE walhnutu).
Dieses 'walh' ("fremd", bes. italienisch oder
französisch) steckt in 'Wales' (und in 'Welsh': die Waliser sind
also "Fremde" im eigenen Land) genauso wie in Kauderwelsch.
*
Und womit reicherte
der Germane sein Müesli an, wenn ihm die Walnuss fremd war?
Natürlich mit der einheimischen Haselnuss. Im Althochdeutschen hieß
sie hasalnuz, die Nuss der Hasel. Hasel lässt sich nicht
weiter ableiten; der Strauch ist halt eine Hasel.
Mandeln sind, wie
wir oben gehört haben, keine Nüsse. (!)
Kokos und Macadamia |
Der Name der in
küstennahen tropischen und subtropischen Gebieten weltweit
vorkommenden Kokosnuss ist vermutlich vom
Plural der coco
abgeleitet, wie die Nuss bei seefahrenden Völkern wie den Spaniern
oder den Portugiesen hieß (wiederum abgeleitet von "Grinsgesicht"
oder "Schreckgespenst"). Das "etymologische
Wörterbuch" von Kluge vermutet einen letztlich griechischen
Ursprung des Wortes: κóκκος
hieß "Kern (von Früchten)", verwandt mit altfranzösisch
coque, altprovenzalisch coca, "Nussschale";
im Provenzalischen auch coco, die Mandel.
Also gut: Mandel. Die Griechen nannten die Pflanze und deren Frucht ἀμυγδάλη (Amygdala), warum, weiß man nicht. Es hat jedenfalls nichts mit Natalie Portman (Padmé Amidala aus Star Wars) zu tun. Wie auch Bezeichnungen in anderen europäischen Sprachen – (engl.) almond, (frz.) amande (katalanisch) ametlla oder (esperanto) migdala leitet sich auch Mandel letztlich von dieser Wurzel her – in unserem Falle über das italienische mandorla.
Manchmal steckt in
einem Wort eineVielfalt an kolonialer Geschichte: Der Cashewbaum ist
in Brasilien beheimatet, und von den dort lebenden Tupi wurde er
acajuba genannt. Das wiederum übernahmen die Portugiesen als
acajú, was die Franzosen acajou schrieben und die
Engländer zu cashew verkürzten. Oder anders gesagt: Die
Portugiesen, Kolonialherren in Brasilien, führten den Baum ab dem
16. Jahrhundert auch in ihren Kolonien in Afrika (Moçambique)
und Indien ein, von wo aus sich der Anbau der Pflanze verbreitete.
Bei uns ist der Cashew'kern' (angeblich auch "Elefantenlaus"
genannt), inzwischen recht beliebt als Knabberei; wir schreiben
allerdings trotz Rechtschreibreform nicht Käschjuh,
sondern benutzen, international geschult wie wir halt nun mal sind,
den englischen Namen. Die Pistazie ist eine Verwandte der
Cashew-Nuss, aber schon seit Jahrtausenden in der Alten Welt bekannt.
Ob nun griech. πιστάκι (pistáki), lat.pistacium oder persisch
پست
(pista)
– die Bezeichnungen sind verwandt, aber nicht weiter herleitbar.
Die
Erdnuss heißt Erdnuss, weil – ja, warum eigentlich? Wächst die in
der Erde, wie die Kartoffel, oder auf
der Erde, wie die Erdbeere
(eine Nuss!), oder was? Die Erdnuss ist eigentlich eine Hülsenfrucht,
also verwandt mit Erbsen, Bohnen und Co. und wächst in
der Erde, weshalb sie eine Nuss ist. (?? - !) Sie ähnelt ihrer
Kusine, der Erbse (engl. pea,
daher peanut)
und hat ausgesprochen possierliche Namen in anderen Sprachen. Ein
paar Beispiele mögen genügen: kikirik
(alban.), cneuen
fwnci
(walisisch), amendoim
(port.), intongomana
(isiZulu) oder jordnöt
(schwed.). Gut, das letztere heißt auch nur Erd-Nuss. Aber cacahuate
(span.; ähnlich frz. cacahuète)?
Nun: Die Pflanze ist ursprünglich in den Anden beheimatet; Europäer
lernten sie in Mexiko kennen und übernahmen (halbwegs getreu) den
Namen aus der Nahuatl-Sprache: tlālcacahuatl.
Das heißt übrigens "Kakaobohne der Erde".
Die
Paranuss, auch Brasilnuss genannt, kommt aus – Brasilien. Aber
warum dann Paranuss? Weil sie in Brasilien castanha-do-pará
genannt
wird, nach dem nördlichen Bundesstaat Pará.
Ein
Newcomer auf dem Speiseplan der Deutschen ist die Macadamia-Nuss. Sie
stammt aus Australien, wo sie Mitte des 19. Jahrhunderts von Walter
Hill und dem deutschstämmigen Ferdinand von Müller entdeckt und
erstmals wissenschaftlich beschrieben wurde. Macadamia heißt sie
aber nach keinem der beiden, sondern nach einem befreundeten
Wissenschaftler, John MacAdam.
"Die
edelsten aller Nüsse haben einen unvergleichlichen Geschmack; sie
enthalten kein Cholesterin, dafür aber wertvolle Mineralien und
Vitamine," schreibt das oben genannte "neue Küchenlexikon"
und vergisst zu erwähnen, dass Macadamianüsse auch so richtig teuer
sind.
Tipp:
Einmal eine Dose Macadamianüsse kaufen, auf der das auch draufsteht.
Wenn die dann leer ist, kann man mit geschälten Haselnüssen
auffüllen. In der kultivierten Wohnung rumstehen lassen, aber
'vergessen', sie anzubieten...
*Die
Pekannuss, eine amerikanische Walnuss mit dem wissenschaftlichen
Namen carya illinoinensis, ist der Staatsbaum von – nein,
nicht Illinois: von Texas. Und hat natürlich einen eigenen National
Pecan Day: 14. April. Der Name pecan ist im Übrigen
indianisch.
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