Man könnte sich
natürlich fragen: Warum gerade sieben Tage? Christen und Christen
werden sich an Genesis 2.2 erinnern, wo es heißt: Am
siebten Tag vollendete Gott das Werk, das er geschaffen hatte, und an
diesem Tag ruhte er.
Wissenschaftlich
lassen sich die sieben Tage der Woche auf die alten Babylonier
zurückführen, die als erste eine Verbindung herstellten zwischen
den Wochentagen und den sieben Planeten. Und warum gerade sieben
Planeten? So viele hatten die Babylonischen Astronomen am Himmel
entdeckt. Jedem Planeten war ein Tag zugeordnet, und zwar in der
Reihenfolge Mond, Mars, Merkur, Jupiter, Venus, Saturn und Sonne. i
Diese Gottheiten
hießen natürlich bei den Babyloniern anders als bei den Griechen,
den Römern oder bei uns. Aber sie hatten in mancherlei Hinsicht
vergleichbare Rollen im jeweiligen Pantheon, wie wir gleich sehen
werden.
Zunächst einmal:
Mit welchem Tag fängt die Woche an? Der moderne Mensch denkt
vielleicht ans Weekend, und das ist ja bekanntlich Samstag
und Sonntag; die Arbeitswoche beginnt dann logischerweise am
Montag. Kann man so sehen, muss man aber nicht; wenn Gott am siebten
Tage ruhte, nämlich am Sabbat, wie uns die Bibel und der
Talmud lehren, dann fängt die Woche am Sonntag an. Und wenn man den
Ruhetag am Freitag feiert, wie es unsere muslimischen Mitbürger
halten, beginnt die Woche am Samstag,
Fangen wir halt mit
dem Sonntag an: Diesem ist – leicht zu sehen – die
Sonne zugeordnet. Darum heißt er ja Sonntag, oder Sunday,
oder Dydd Sul (letzteres ist walisisch). In den romanischen
Sprachen heißt er allerdings Dimanche, Domingo oder
(auf rumänisch) duminică. Das ist, wörtlich gesehen, "Tag
des Herrn". Soweit reicht unser Latein und unsere Fantasie. Beim
Montag ist es noch einfacher; von Monday und
unserem Mond-Tag bis hin zu Luni (wieder rumänisch). Luni,
wie auch Lundi (frz.), Lunes (span.) oder Lunedi
(ital), leitet sich natürlich ab von lat. Luna, der Mond. Und
auch die Kelten halten mit: Dydd Llun.
Aber der nächste
Tag soll mit dem Kriegsgott Mars assoziiert sein? Na gut, bei Mardi
(frz.) und Martes (span.) einzusehen; mit etwas Mühe auch
Dydd Mawrth (ja, richtig: Das ist schon wieder Walisisch. Auf
Irisch heißt der Tag mairt.) Nur: Was ist mit Tuesday?
Tues? Dienstag?? Nun, die Germanen kannten einen Gott,
Tiw (auf nordisch : Tyr), der wohl eine Art Kriegsgott
gewesen sein dürfte. Interessanterweise findet er sich auch im
griechischen Ζεύς im römischen Gott Jupiter (das
Ju- entspricht dem Zeus, das -piter heißt eigentlich Vater, also
"Göttervater") wieder. So läßt sich Latein, Griechisch
und Germanisch auf dieselbe Wurzel zurückführen.
Gönnen wir uns eine
kleine Pause. Mittwoch ist ja wohl "Mitte der
Woche". Genau. Nur – warum heißt der Tag dann Wednesday
auf Englisch, und Mercredi auf Französisch? In diesen
Sprachen sind dann doch wieder die Götter dabei. Der germanische
Gott Odin hieß bei den Angelsachsen Woden und heißt
bei den Richard-Wagner-Fans auch Wotan. Er ist der oberste der
Götter, und Wodens-day → Wednesday ist sein Tag. In den
romanischen Sprachen jedoch steckt ein ganz anderer Gott dahinter,
nämlich Merkur (mercredi, miercoles; daher auch
Esperanto Merkredo) Wo die Iren ihren Céadaoin
herhaben, weiß ich nicht – es soll ja auf den keltischen Gott
Céadii
zurückzuführen sein.
Die Isländer nennen
den Tag Miðvikudagur, und man muss kein Isländer sein, um
unseren Mitt-woch zu erkennen. Laut Wikipedia ist auch in den
slawischen Sprachen der Mittwoch die Wochenmitte. Das glauben wir
jetzt mal einfach.
Donnerstag.
Das ist tatsächlich relativ einfach, Donar bei den Germanen,
und bei den nordischen Völkern sowie bei Marvel Comics der Gott des
Donners, a.k.a. der Mann mit dem Hammer. Wir kennen sogar den Namen
des Hammers, mjölnir, der Zermalmer. Ganz anders hingegen der
Freitag. Der heißt nicht so, weil man da frei hat,
sondern er heißt nach der Venus und ihren Entsprechungen.
Daher Vendredi und Viernes; die germanische Göttin
hieß Freja, und ihren Wagen zogen Katzen (-ernsthaft!), und
sie war eine gar liebliche Erscheinung.
Bei den Italienern
heißt der Freitag aber Jovedi, und das heißt "Iovis
dies", Tag des Jupiter. Merkwürdig.
Der Samstag
ist der Sabbat, da scheint man sich weitgehendiii
einig zu sein, und indirekt davon abgeleitet sind auch Samstag,
Samedi oder Sabado. Doch der Tag hat noch einen
Namenspatron, nämlich den Gott der Unterwelt, Saturn, und so
heißt er Saturday oder Dydd Sadwrn (auf – genau,
walisisch). Im (protestantischen) Norden des deutschen Sprachgebiets
heißt der Samstag meist Sonnabend. Das heißt "Vorabend
des Sonntags" (ähnlich wie Heiligabend der "Vorabend von
Weihnachten" ist – im Englischen noch deutlicher: Xmas Eve).
Und das hänge, so heißt es, mit der angelsächsischen Mission
zusammen (vgl. St. Bonifaz). Es könnte aber der Versuch sein, sich
vom Sabbat der jüdischen Mitbürger abzugrenzen.
Kurz gesagt: Unsere
Wochentage sind multikulti. Bei der Namensgebung beteiligt waren
unsere Vorfahren, die Germanen, aber auch die Römer, die Juden und
die eine oder andere keltische Gottheit.
Die Fußnoten
iDen
Hang zu "sieben" haben wir übrigens über mehrere Kanäle
bekommen: Über den Vorderen Orient, das Judentum, die Kirche, aber
auch die Griechen (sieben Weltwunder!), den Islam und viele
Geheimlehren. Und jawohl, Sonne und Mond sind keine Planeten. Was
die Babylonier jedoch richtigerweise feststellten war, dass sie zu
den wenigen Himmelskörpern gehörten, die ihre Bahn zogen.
iiÜber
den weder mein Collins Pocket Irish Dictionary noch Das Oxford
Dictionary of Irish Mythology Näheres weiß. Wahrscheinlich der
Gott des Mittwochs. Der Mittwoch der walisischen Kelten ist
ordnungsgemäß auf den Merkur zurückführen: Dydd Mercher.
iiiOffen
gestanden ist die Ableitung des "Samstags" von Sabbat
durchaus umstritten; andere Ableitungen, etwa aus dem Griechischen
oder aus keltischen Wurzeln, sind oft sehr konstruiert und wenig
überzeugend.
Bonus-Zeilen:
Bonus-Zeilen:
The
Week In Classic Popular Music
The Mamas & the Papas,
Monday Monday (1966)
The Rolling Stones, Ruby
Tuesday (1967)
John Lee Hooker, Wednesday
Evening Blues (1960)
Dave Dee, D, B, M & T,
Mrs. Thursday (1968)
The Cure, Friday I'm in
Love (1992)
The Bee Gees, (Saturday)
Night Fever (1978)
The Small Faces, Lazy
Sunday (1968)
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