Mal was über Orange.

Orange?

Dienstag, 29. November 2016

Sieben Tage sieben Nächte

Man könnte sich natürlich fragen: Warum gerade sieben Tage? Christen und Christen werden sich an Genesis 2.2 erinnern, wo es heißt: Am siebten Tag vollendete Gott das Werk, das er geschaffen hatte, und an diesem Tag ruhte er.

Wissenschaftlich lassen sich die sieben Tage der Woche auf die alten Babylonier zurückführen, die als erste eine Verbindung herstellten zwischen den Wochentagen und den sieben Planeten. Und warum gerade sieben Planeten? So viele hatten die Babylonischen Astronomen am Himmel entdeckt. Jedem Planeten war ein Tag zugeordnet, und zwar in der Reihenfolge Mond, Mars, Merkur, Jupiter, Venus, Saturn und Sonne. i

Diese Gottheiten hießen natürlich bei den Babyloniern anders als bei den Griechen, den Römern oder bei uns. Aber sie hatten in mancherlei Hinsicht vergleichbare Rollen im jeweiligen Pantheon, wie wir gleich sehen werden.

Zunächst einmal: Mit welchem Tag fängt die Woche an? Der moderne Mensch denkt vielleicht ans Weekend, und das ist ja bekanntlich Samstag und Sonntag; die Arbeitswoche beginnt dann logischerweise am Montag. Kann man so sehen, muss man aber nicht; wenn Gott am siebten Tage ruhte, nämlich am Sabbat, wie uns die Bibel und der Talmud lehren, dann fängt die Woche am Sonntag an. Und wenn man den Ruhetag am Freitag feiert, wie es unsere muslimischen Mitbürger halten, beginnt die Woche am Samstag,

Fangen wir halt mit dem Sonntag an: Diesem ist – leicht zu sehen – die Sonne zugeordnet. Darum heißt er ja Sonntag, oder Sunday, oder Dydd Sul (letzteres ist walisisch). In den romanischen Sprachen heißt er allerdings Dimanche, Domingo oder (auf rumänisch) duminică. Das ist, wörtlich gesehen, "Tag des Herrn". Soweit reicht unser Latein und unsere Fantasie. Beim Montag ist es noch einfacher; von Monday und unserem Mond-Tag bis hin zu Luni (wieder rumänisch). Luni, wie auch Lundi (frz.), Lunes (span.) oder Lunedi (ital), leitet sich natürlich ab von lat. Luna, der Mond. Und auch die Kelten halten mit: Dydd Llun.

Aber der nächste Tag soll mit dem Kriegsgott Mars assoziiert sein? Na gut, bei Mardi (frz.) und Martes (span.) einzusehen; mit etwas Mühe auch Dydd Mawrth (ja, richtig: Das ist schon wieder Walisisch. Auf Irisch heißt der Tag mairt.) Nur: Was ist mit Tuesday? Tues? Dienstag?? Nun, die Germanen kannten einen Gott, Tiw (auf nordisch : Tyr), der wohl eine Art Kriegsgott gewesen sein dürfte. Interessanterweise findet er sich auch im griechischen Ζεύς im römischen Gott Jupiter (das Ju- entspricht dem Zeus, das -piter heißt eigentlich Vater, also "Göttervater") wieder. So läßt sich Latein, Griechisch und Germanisch auf dieselbe Wurzel zurückführen.

Gönnen wir uns eine kleine Pause. Mittwoch ist ja wohl "Mitte der Woche". Genau. Nur – warum heißt der Tag dann Wednesday auf Englisch, und Mercredi auf Französisch? In diesen Sprachen sind dann doch wieder die Götter dabei. Der germanische Gott Odin hieß bei den Angelsachsen Woden und heißt bei den Richard-Wagner-Fans auch Wotan. Er ist der oberste der Götter, und Wodens-day → Wednesday ist sein Tag. In den romanischen Sprachen jedoch steckt ein ganz anderer Gott dahinter, nämlich Merkur (mercredi, miercoles; daher auch Esperanto Merkredo) Wo die Iren ihren Céadaoin herhaben, weiß ich nicht – es soll ja auf den keltischen Gott Céadii zurückzuführen sein.
Die Isländer nennen den Tag Miðvikudagur, und man muss kein Isländer sein, um unseren Mitt-woch zu erkennen. Laut Wikipedia ist auch in den slawischen Sprachen der Mittwoch die Wochenmitte. Das glauben wir jetzt mal einfach.

Donnerstag. Das ist tatsächlich relativ einfach, Donar bei den Germanen, und bei den nordischen Völkern sowie bei Marvel Comics der Gott des Donners, a.k.a. der Mann mit dem Hammer. Wir kennen sogar den Namen des Hammers, mjölnir, der Zermalmer. Ganz anders hingegen der Freitag. Der heißt nicht so, weil man da frei hat, sondern er heißt nach der Venus und ihren Entsprechungen. Daher Vendredi und Viernes; die germanische Göttin hieß Freja, und ihren Wagen zogen Katzen (-ernsthaft!), und sie war eine gar liebliche Erscheinung.

Bei den Italienern heißt der Freitag aber Jovedi, und das heißt "Iovis dies", Tag des Jupiter. Merkwürdig.

Der Samstag ist der Sabbat, da scheint man sich weitgehendiii einig zu sein, und indirekt davon abgeleitet sind auch Samstag, Samedi oder Sabado. Doch der Tag hat noch einen Namenspatron, nämlich den Gott der Unterwelt, Saturn, und so heißt er Saturday oder Dydd Sadwrn (auf – genau, walisisch). Im (protestantischen) Norden des deutschen Sprachgebiets heißt der Samstag meist Sonnabend. Das heißt "Vorabend des Sonntags" (ähnlich wie Heiligabend der "Vorabend von Weihnachten" ist – im Englischen noch deutlicher: Xmas Eve). Und das hänge, so heißt es, mit der angelsächsischen Mission zusammen (vgl. St. Bonifaz). Es könnte aber der Versuch sein, sich vom Sabbat der jüdischen Mitbürger abzugrenzen.

Kurz gesagt: Unsere Wochentage sind multikulti. Bei der Namensgebung beteiligt waren unsere Vorfahren, die Germanen, aber auch die Römer, die Juden und die eine oder andere keltische Gottheit.

Die Fußnoten
iDen Hang zu "sieben" haben wir übrigens über mehrere Kanäle bekommen: Über den Vorderen Orient, das Judentum, die Kirche, aber auch die Griechen (sieben Weltwunder!), den Islam und viele Geheimlehren. Und jawohl, Sonne und Mond sind keine Planeten. Was die Babylonier jedoch richtigerweise feststellten war, dass sie zu den wenigen Himmelskörpern gehörten, die ihre Bahn zogen.

iiÜber den weder mein Collins Pocket Irish Dictionary noch Das Oxford Dictionary of Irish Mythology Näheres weiß. Wahrscheinlich der Gott des Mittwochs. Der Mittwoch der walisischen Kelten ist ordnungsgemäß auf den Merkur zurückführen: Dydd Mercher.

iiiOffen gestanden ist die Ableitung des "Samstags" von Sabbat durchaus umstritten; andere Ableitungen, etwa aus dem Griechischen oder aus keltischen Wurzeln, sind oft sehr konstruiert und wenig überzeugend.

Bonus-Zeilen:
The Week In Classic Popular Music

The Mamas & the Papas, Monday Monday (1966)

The Rolling Stones, Ruby Tuesday (1967)

John Lee Hooker, Wednesday Evening Blues (1960)

Dave Dee, D, B, M & T, Mrs. Thursday (1968)

The Cure, Friday I'm in Love (1992)

The Bee Gees, (Saturday) Night Fever (1978)

The Small Faces, Lazy Sunday (1968)

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