turn "Turner”
heißt der Drechsler (bzw, Dreher) auf Englisch, denn „to turn”
heißt auch „drechseln”. Dies („turn”) wiederum („in
turn”) (!) kommt vom lateinisch „tornare” („drechseln,
drehen”, und zwar am entsprechenden Gerät), letztlich aus dem
Griechischen „τόρνος”, für das Wikipedia „Gerät zum
Ziehen von Kreisen” angibt. Aber das Wort scheint einen
permanenten Richtungswechsel, eine Drehbewegung, ein Kreise(l)n
nahezulegen.i
In dieser Bedeutung sind viele Wörter daraus entstanden, z.B.:
return Da
das „re-” meist ein „wieder” bedeutet, heißt das ganz
wörtlich „wiederkehren”. Zu dem „-kehren” gleich mehr. Aber
erst mal zurück zu „turn”
retour ←
retourner, „zurückwenden”, „umkehren” auch „zurückschicken”,
daher auch im Deutschen gebräuchlich: „Retoure”. Älteres
Deutsch hat in der Umgangssprache „retour” für „zurück”.
by
return of post Ein
Postsystem von Staffelreitern, die in regelmäßigen Abständen
postiert waren (daher letztlich „Post”) war relativ effektiv,
v.a., wenn ein Brief dem umkehrenden Postreiter (bzw. dem Kurier in
der Gegenrichtung) gleich mitgegeben werden konnte, vgl
"postwendend".
Retourkutsche
dürfte eine ähnliche Etymologie haben; möglicherweise
bezieht sich das Wort auf eine leer zurückkehrende Mietkutsche. Wie
dem auch sei: Das Wort hat eine Bedeutungsänderung erfahren. Heute
bezeichnet es eine Abwehrtaktik gegen einen Vorwurf.
re-tour
ohne re-? Das kennen wir doch von der Tour de France.
Tour, weil es rund herum und wieder zurück geht? Naja, nicht ganz;
die Etappen hängen nicht ganz zusammen, und zurück geht’s auch
nicht – aber es geht rund. Daher Tour. In Italien heißt dieselbe
Übung Giro d’Italia, und das kennen wir nun auch, will uns
scheinen. Schließlich haben wir ein Girokonto bei der Bank. Da
läuft das Geld durch, darum sagt man auch Kontokorrentkonto: ein
endloser Kreislauf. Giro,
belehrt uns das Wörterbuch, heißt „Kreis, -lauf” im
Italienischen.
Ein
wenig klingt das immer wie der Gyros
beim Griechen; Gyros (γύρος ): Döner (Shawarma bei den Arabern)
ist praktisch dasselbe wie der Gyros, und wie dieser abgeleitet von
„sich drehen.”
Im
Deutschen gibt es auch einiges, so der Turner
(am Reck) und sein Turnschuh,
, das Turnierii,
die Tournee,
die Tortur
und den Tornister,
die Tour
und – den Touristen.
Auch die Torte
gehört
hierher. Wir haben aber auch Synonyme für die Vorstellung von
„Umkehr, Wende, Umdrehen”, nämlich etwa „Umkehr”, „Wende”
oder „Umdrehen”.
Wende:
GEMOWEIDULA. Als Anfang der 1980er durch den Wechsel der FDP von der
Regierung Schmidt ins konservative Lager einen Regierungswechsel
möglich geworden war, beschrieb der neue Kanzler Helmut Kohl den von
ihm avisierten Wandel als „geistig-moralische Wende”, ein
Anspruch, den er in den 16 Jahren seiner Amtszeit kaum einlösen
konnte. Da er zu salbungsvollen Formulierungen neigte, parodierte man
im Kabarett sein Vorhaben als Gemoweidula, als „geistig -moralische
Wende in
diesem
unserem
Land”
Übrigens wurde die FDP damals von vielen als eine Truppe von
„Wendehälsen” gesehen...
Wendeltreppe und DNA-Wendel |
Wendeltreppe:eine
platzsparende Erfindung des Mittelalters ist die spiralig hoch-(bzw.
hinunter-)steigende Treppe. Übrigens tut sie das fast immer im
Uhrzeigersinn: Auf der Burg gab dies dem von oben heruntersteigenden
Verteidiger mehr Raum für die Schwerthand (meist ja die rechte),
während sie den von unten hochstürmenden Angreifer beengte.
Wendejacke Man
kann sie drehen und wenden, wie man will. So nutzt man beide Seiten.
Das ist neutral.
Wenden
(Slawen) Wenden als Bez. f. Slawische Völker hat, wie auch Wend,
Wendisch, Windisch etc., wohl nichts mit Wenden im Sinne von Umkehren
zu tun.
Wand
← winden, welch selbiges
verwandt ist mit (um)wenden, und zwar über „schlingen”,
„ranken”,„umwickeln”; vgl. dazu etwa „Wendeltreppe”.
Etwas windet sich (Fluss, die Straße in Serpentinen -wie
Schlangen- den Berg hoch, sprichwörtl. wie ein Aal); man
windet etwas (einen Kranz, sich heraus). Bei Winden denken viele,
besonders junge Eltern, an Windeln: das kommt natürlich auch von
winden („Pampers” hingegen verwöhnen buchstäblich – vor allem
die Eltern). Gewissermaßen die Steigerung von winden ist wickeln
(klingt irgendwie straffer), ist aber etymologisch nicht verwandt. Zu
„schief gewickelt”, „Lockenwickler” oder „Entwicklung”
hier also nichts; auch eine enge Wendeltreppe ist keine
Wickeltreppe.
Interessant
ist jedoch der Unterschied zwischen Wand und der römischen murus,
Mauer: Während diese aus Steinen besteht (meistens; bei den Römern
immer), steckt in der (germanischen) Wand ein Weidengeflecht, bei dem
Weidenruten sich um Weidenstäbe winden (wand, gewunden, daher der
Name). Solches Geflecht wurde dann mit Lehm verschmiert, was eine
Spur wärmer und winddichter und leicht zu reparieren ist.
winden
kurz noch einmal zu winden ↔ wenden:
Es ist ein Paradigma der deutschen Sprache: Wortpaare, die einen
aktiven und einen passiven Aspekt ausdrücken, und oft wird dies
durch einen Vokalwechsel von i und e signalisiert, z.B. sitzen ↔
setzen. Liegen ↔ legen. Ich sitze da; ich setze das
Modellauto in den Setzkasten. Stecken ↔ stecken (mit -e- bzw.
-ä-, zumindest in manchen Dialekten): Ich stecke das Geld ein;
der Teufel steckt im Detail. Versteckt bei hängen ↔ hängen:
da zeigt es sich in der Imperfektform: Ich hängte das Bild an die
Wand, dann hing es lange Zeit dort. Fallen↔ fällen. You get
the idea.
Solche
Differenzierungen sind am Verschwinden; das kann bedauern, aber es
hilft nichts.
Ein
letztes unserer Synonyme: (um)kehren.
Ohne die Vorsilbe ist es selten geworden, aber es schmückt sich mit
einer ganzen Reihe von anderen Vorsilben, und jedesmal klingt es
anders. Umkehren, ein-kehren, zurück-, wieder-, ver-, ab-,
heimkehren. Eine Kurve ist eine Kehre, und man kann kehrtmachen.
Auch eine Kehre macht schließlich – der Turneriii.
Da
wären wir denn wieder.
Eins
noch, quasi als Anhang! Die zweifellos verzwickteste Etymologie hat
das Wort „Trophäe”.
Nicht nur, dass sie zu unserem Thema gehört, überrascht, sondern
auf welche Weise: Das Wort ist abgeleitet vom griechischen τρόπαιον
(tropaion). Das bedeutet Trophäe, wie die Griechen das
praktizierten: Ein Siegesmal aus den erbeuteten Waffen des Gegners,
und zwar errichtet auf dem Schlachtfeld, wo sich die Schlacht
entschied, bzw. wo sie die entscheidende Wendung nahm. Diese Wendung
– Achtung, jetzt kommt’s! - hieß τροπή (trope). Dieses
wiederum hängt zusammen mit den Tropen, die ja begrenzt sind von den
Wende(!)kreisen (dem nördlicheren W. des Krebses, und dem des
Steinbocks im Süden). Aber das ist schon komplizierte Astronomie und
gehört nicht hierher.
iNoch
etwas zum Thema "Permanenter Richtungswechsel" und "im
Kreise": Das kennen wir ja alle vom Kreisverkehr. Mitllerweile
scheint sich ja auch in Deutschland herumgesprochen zu haben, dass
ein solcher verkehrstechnisch erheblich effektiver ist as eine
ampelbewehrte Kreuzung (oder gar eine mit einem Verkehrspolizisten
(Schupo für Schutzpolizist)), und wenn man derzeit im Umfeld einer
Kreuzung schon länger nicht mehr vorbeigekommen ist, hat sie sich
fast immer zu einem Kreisverkehr gemausert. In England ist man schon
einen Schritt weiter. In der westenglischen Stadt Swindon etwa gibt
es ein "Magic Roundabout": eine Art Super-Kreisverkehr, in
dem fünf Straßen zusammenkommen. Jede von diesen hat ihren eigenen
kleinen Kreisverkehr, der wiederum Teil eines großen mittleren
Kreisverkehrs ist, auf dem der Verkehr dann gegenläufig rotiert.
Das klingt jetzt vielleicht komplizierter als es ist, und wenn man
mal den Bogen raus hat, ist diese Lösung (immerhin hat die
Einrichtung 5 Straßen!) geradezu perfekt. Es soll aber auch Leute
geben, die das Ding meiden wie die Pest. (andere kaufen das T-Shirt
"I survived the Magic Roundabout")
Der Super-Kreisverkehr in Swindon |
iiWas
hat denn das mit „drehen, wenden, umkehren” zu tun? So werden
Sie sich fragen. Stellen Sie sich einmal ein Turnier vor, Ritter
gegen Ritter: Ausreißen gilt nicht. Man reitet gegeneinander an,
wenn beide im Sattel bleiben, wenden sie um und versuchen es erneut,
etc. pp. Und auch beim Schafkopfturnier wird Runde (!) um Runde
gespielt...
iii
(an
Barren, Reck oder Pferd) Schwung über das Gerät oder vom Gerät
herunter, wobei die Beine vorwärtsschwingen. (Duden)
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