Von sich aus gar
nichts. Man muss schon ein klein wenig Mühe investieren, wenn man
wissen will, was die Stunde geschlagen hat.
Da gibt es ja zum
Beispiel die sogenannten "digitalen" Uhren; da heißt es:
rechnen können. Zeigt die Digitaluhr etwa '11:40', dann bedeutet das
'5 Minuten vor dreiviertel Zwölf'. Und 0:00 ist Mitternacht.
Glücklich ist
dagegen, wer im Kindergarten gut aufgepasst hat, als es hieß "Wir
lesen die Uhr". Kreisrund, wie eine Uhr sein soll, und
mindestens zwei Zeiger: einen für Stunden, und einen für Minuten.
Manchmal gibt es auch einen für Sekunden, während z.B mein Wecker
insgesamt vier Zeiger hat. Der vierte zeigt an, wann der Wecker
vorhat, mich zu wecken. Noch mehr Zeiger wären allerdings wirklich
nicht nötig; ein fünfter könnte höchstens anzeigen, wieviele
Minuten es gerade in Australien sind. Aber wer will das schon
wissen...
Jedenfalls muss man
wissen, dass jeder Zeiger sein eigenes Tempo hat, so dass der
Minutenzeiger eine Stunde braucht, um einmal den ganzen Parcours zu
durchlaufen, während der Stundenzeiger einen halben Tag dafür
braucht. Dafür schafft es der Sekundenzeiger in einer Minute. Wem
jetzt aufgefallen ist, dass der Sekundenzeiger eine Minute, der
Minutenzeiger eine Stunde und der Stundenzeiger einen halben Tag (und
keinen ganzen!) braucht, der hat gut aufgepasst und kann schon fast
die Uhrzeit ablesen. Man muss ja auch nur sehen, wo der jeweilige
Zeiger hinzeigt und das Ganze dann zusammenzählen. Man sagt dann:
'Es ist jetzt X Stunden und Y Minuten (und Z Sekunden; muss aber
nicht)'. Die Werte für X, Y (und Z) sind die, auf die der jeweilige
Zeiger zeigt. Drum heißt der ja so: Zeiger, weil er zeigt.
Eine kleine
Komplikation ergibt sich daraus, dass der Stundenzeiger an jedem Tag
den Gesamtkreis zwei Mal umrundet: einmal morgens und einmal abends.
Im Englischen sagt man 'a.m.' für 'am Morgen' (kleiner Scherz: das
'm' steht für Mittagessen) und 'p.m.' für 'nachmittags' oder
'abends' (und eigentlich steht das 'p' für 'post', und das ist
Lateinisch für 'nach'). Also ist, sagen wir, "a quarter to ten
a.m." Viertel vor zehn vor dem Mittagessen", aber das ist
fast ein wenig komplizierti.
Aber es kommt noch
dicker: Nicht nur jeder Zeiger hat seine eigene Zeit, auch jeder
Mensch hat seine eigene. Das nennt man Biorhythmus. Dazu ein kleines
Experimentii:
Bei mir ist es jetzt genau 16:34 Uhr (sagt mein Computer), und bei
Ihnen ist es – schauen Sie mal auf die Uhr!: - eine ganz andere
Uhrzeit (höchstwahrscheinlich). Angeblich hat jeder von uns eine
'innere Uhr', aber die will meistens nur noch ein Viertelstündchen
weiterschlafen.
Viele von uns, die
noch eine Oma auf dem Dorf haben, kennen noch die Kirchturmuhr. Wenn
sie einmal schlägt, ist es 'viertel', bei zwei Schlägen 'halb', bei
drei 'dreiviertel' – aber was? Welche Stunde, erfährt man erst,
wenn die Uhr vier Mal geschlagen hat, weil dann erst die andere Glocke
schlägt, etwa fünf Mal, für die Stunde. Dann ist es also fünf Uhr
nachts, und man hat jetzt fast eine geschlagene (!) Stunde wegen des
ständigen Gebimmels nicht schlafen können. Und bald kräht der
Hahn...
Auf hoher See gibt
es das auch: nicht den Kirchturm, aber das Gebimmel. Der Seemann
teilt den Tag in (4) sog. 'Wachen' ein, und die Nacht in deren zwei.
Jede halbe Stunde, nämlich dann, wenn er gerade sein Stundenglas
herumgedreht hat, schlägt der diensthabende Matrose einmal die
Glocke, zur vollen Stunde zweimal (und dreht dabei sein Stundenglas
erneut), und wenn das zum Beispiel sieben mal ertönt, und zwar sechs
Doppel- und einen Einfach-Schläge (bimbim, bimbim, bimbim, bim),
dann ist es "sieben Glasen", und der Passagier muss nur
noch rauskriegen, welche Wache dran ist, und schon weiß er: Es ist
halb Acht (1. Tagwache), halb Zwölf (2. Tagwache), halb Vier
(3.Tagw.), halb Acht Uhr abends (4.T.), eine halbe Stunde vor
Mitternacht (1. Nachtwache) oder kurz vor vier Uhr früh (2.N.). Es sei hier angemerkt, dass
auch Land- und Seemann ihre innere Uhr haben, und die will eigentlich
nicht alle Viertelstunde mitgeteilt bekommen, dass sie noch ein wenig
weiterschlafen könnten.
Daneben gibt es
natürlich noch andere Uhren, etwa die Sonnenuhr. Die sieht häufig
recht dekorativiii
aus, aber das ist es dann auch schon. Bestenfalls sind das keine
Uhrzeiten, sondern Schätzgrößen, und bei schlechtem Wetter gibt’s
nicht einmal eine Empfehlung. Auch nachts bleibt die Uhrzeit im
Dunkeln, da hilft auch die stärkste Taschenlampe nichts. Außerdem
geht praktisch jede Sonnenuhr ein halbes Jahr, nämlich während der
sog. Sommerzeit (MESZ) gnadenlos eine Stunde nach!
Sanduhren sind keine
große Hilfe, da man sie ständig umdrehen muss; hat man's einmal
vergessen, ist der Rest des Tages schon gelaufen. Außerdem ist es
ziemlich beliebig, wann man beginnt, sie am Morgen das erste Mal
umzudrehen. Das Resultat ist ab dann eher so etwas wie "Es sind
schon gute sieben Stunden vergangen seit dem Hahnenschrei" –
eigentlich auch schon egal.
Eine Eieruhr ist
Etikettenschwindel: Man kann Stunden warten, und sie legt kein Ei.
Doch es gibt
andererseits die Physikalisch-Technische Bundesanstalt in
Braunschweig, die nicht nur eine, sondern sogar drei sog.
Atomzeituhren betreibt: derzeit das Genaueste, was an Zeit gibt.
iDenn
wenn es etwa heißt: "Two quarters to ten a.m.", ist das
umgerechnet "Half past nine a.m." Wohl dem, der rechnen
kann!
Fußnoten
i Denn wenn es etwa heißt: "Two quarters to
ten a.m.", ist das umgerechnet "Half past nine a.m."
Wohl dem, der rechnen kann!
ii Ganz
ohne Geräte geht es in der Physik: Statt zweier Uhren werden etwa
ein Astronaut und ein Schwarzes Loch verglichen. Weil das kein
Astronaut wirklich mitmachen wird, nennt man das
'Gedankenexperiment', und dann geht’s auch so.
iii Für
manche Leute gibt es neben dem Nominativ, dem Genitiv, dem Dativ und
dem Akkusativ auch noch den Dekorativ. Eigentlich ist der aber
völlig unnütz.
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