Scheiße
geht zurück auf ein indogermanisches /*skei/ mit der Bedeutung
"trennen, scheiden." Es ist das gängigste Wort für
"Ausscheidung, Exkrement" – eine Sache, mit der man sich
buchstäblich "auseinander-setzt.°^°"
Abgesehen von dieser Bedeutung ist das Wort eine sehr häufig
gebrauchte Interjektion, ein Ausruf des äußersten Ärgers, ein
Fluch, z.B. wenn etwas nicht gelingt, oder wenn man sich besonders
heftig auf den Daumen gehaut hat. Wir gebrauchen das Wort so oft,
dass es geradezu als Charakteristikum der Deutschen und ihrer Sprache
gilt. Mögen andere Völker religiös schimpfen und fluchen –
"porco dio!" "madonna!" "Jesus Christ!",
wieder andere sexuell – "¡hijo
de puta!" "f***ing hell" und dergleichen, greifen wir
zur Fäkalsprache. Das ist natürlich etwas platt, aber es ist nicht
völlig von der Hand zu weisen.
Übrigens:
haben Sie's bemerkt? Bei dem eben zitierten f-word wurde die
prüdere Schreibung mit Sternchen benutzt, die wiederum oft verkürzt
und verschleiert als "effing" gebraucht wird, und doch weiß
jedes Kind, was gemeint ist: sexual intercourse:
Geschlechtsverkehr. Eigentlich völlig unsinnig! Das geht natürlich
auch mit dem Wort, um das es uns geht: Sch***! Aber was soll's.
Ein zum Nachttopf umgenutzter
Stahlhelm
Quelle:
http://www.museumderdinge.de
- überhaupt eine sehr empfehlenswerte Website!
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DEGUSSA
war (und ist, unter leicht verändertem Namen) die Deutsche Gold- Und
Silber-Scheide-Anstalt: ein Unternehmen, das sich auf die Gewinnung
(Scheidung) von reinen Edelmetallen aus vermischten Metallen
spezialisiert hatte. An diesem extrem, sagen wir einmal: saubereren
Beispiel erkennt man dieselbe Wortwurzel, aber wir wollen doch einmal
genauer hinsehen. Der Zusammenhang zwischen faeces (das ist
nun wirklich ganz vornehm für Scheiße) und Gold ist übrigens
tiefenpsychologisch höchst interessant, soll aber an dieser Stelle
nicht weiter verfolgt werden.i
Zum
einen: Es ist offensichtlich, dass das englische "shit" auf
dieselbe indogermanische Wurzel zurückgeht – das (englische) Wort
wird in jüngster Zeit auch im Deutschen gern verwendet, meist mit
derselben Bedeutung wie sein deutsches Äquivalent. Daneben haben
beide Wörter einige unterschiedliche Bedeutungen. Das deutsche Wort
wird dabei gern leicht modifiziert, also etwa "Scheiß"
(=Unsinn), oder zusammengesetzt - "Scheißkerl" (=üble
Type)"; das englische Wort bezeichnet dagegen auch Haschisch,
doch in "no shit" heißt es "echt, kein Witz!"
In
romanischen Sprachen ist von "merde", "merda"
oder "mierda" die Rede, abgeleitet vom lateinischen"merda".
"Merdam aedificavi!" heißt "da hab ich Scheiße
gebaut", oder "Mist!"
Klar
ist auch, dass es in fast allen Sprachen auch Synonyme gibt, gehobene
wie vulgärere. Wenn der Arzt von "Stuhl" spricht, meint er
oft nicht das Möbel, und der Jäger sagt "Losung", auch
wenn er gerade reingetreten ist. Bei Vogelkot spricht der Jäger von
"Geschmeiß" oder "Gestüber", aber auch wir
kennen unterschiedliche Bezeichnungen für tierische
Hinterlassenschaften, etwa "Kuhfladen", "Pferdeäpfel",
"Hundehaufen", oder etwas allgemeiner "Mist" oder
"Dung."°
Oder, ganz allgemein und menschliche Fäkalien eingeschlossen,
"Kot."°°
Im
Gespräch mit kleinen Kinder ist oft von Kacka oder A'a die Rede;
ersteres gibt es auch in der Erwachsenenform: "Kacke." Im
Englischen spricht man gelegentlich von "crap" oder "turd",
aber man gewinnt tatsächlich den Eindruck, dass Deutsch in dieser
Beziehung erheblich kreativer ist als viele andere Sprachen.
Mediziner
sprechen von "faeces" und wir auch, wenn von "Fäkalien"
die Rede ist. An sich bedeutet das Wort "Bodensatz, Abschaum"
– auch im übertragenen Sinn. Manchmal wird es moralisch: «Inter
faeces et urinam nascimur» – 'zwischen Fäkalien und Urin
erblicken wir das Licht der Welt'. Das Zitat stammt vom Kirchenvater
Augustinus – was er damit gemeint hat, soll sich jeder selbst
überlegen.
κόπρος
(kopros) heißt merda auf griechisch; ein Koprolith etwa ist
versteinerter Kot. Von kopros und kithos (Stein) – es gibt nichts,
womit sich die Wissenschaft nicht befasst! (Befasst sie sich mit Kot,
nennt sie sich Skatologie oder Koprologie). Bevor mich jetzt jemand
der Koprolalie beschuldigt, höre ich besser auf. Denn das ist, laut
Duden, die "krankhafte Neigung zum Aussprechen unanständiger,
obszöner Wörter (meist aus dem analen Bereich)."
Dennoch:
Ein Literaturtip muss sein:
Werner
Holzwarth (Text) und Wolf Erlbruch (Bilder),
Vom
kleinen Maulwurf, der wissen wollte, wer ihm auf den Kopf gemacht
hat. ISBN: 3779505037
Wer
es noch nicht kennt, besorge es sich morgen!
Ach
ja, noch was:
Der
19. November ist seit 2013 offizieller (von der UNO anerkannter)
World Toilet Day. Die Begründung:
More people in the world have a mobile phone than a toilet.
Dem
ist nichts hinzuzufügen!
°^° Angeblich
staunt der Rest der Welt über die in Deutschland immer noch weit
verbreiteten Flachspüler-Toiletten, die eine Inspektion des
Endprodukts zulassen, bevor gespült wird. Sooo genau wollen es die
meisten gar nicht wissen. In ihrem 1974 erschienen Roman Fear of
Flying belustigt sich die amerikanische Autorin Erica Jong über
die "carefully contrived facade to intimidate foreigners
with Germany's agressive wholesomeness." [die sorgfältig
errichtete Fassade, um Fremde mit dem aggressiven deutschen
Gesundheitsfimmel einzuschüchtern]
iWeil
es aber gar so interessant ist, folgt demnächst mehr!
°What
comes out of a cow and sounds like a bell? - Dung. (Spike Milligan)
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