Als John Montagues
Großvater 1729 starb, erbte er mit 10 Jahren dessen Adelstitel und
wurde der 4. Earl of Sandwich. Das ist eher noch junger Adel, nicht
etwa, weil er so jung an Jahren war, sondern weil er Earl of Sandwich
erst in der vierten Generation war. Der Titel war im 17. Jahrhundert
geschaffen worden (der jetzige Träger des Titels ist der elfte
Earl). Der erste, Sir Edward, wurde gleichzeitig auch Baron Montagu
und Viscount Hinchingbroke; er war ein wichtiger Politiker seiner
Zeit. Weder Baron noch Viscount (/ˈvaɪkaʊnt/) sind sonderlich hohe
Titel; der Earl entspricht dem Grafen (da es keine weibliche Form von
Earl gibt, heißen Gräfinnen in England Countess, vom frz.
comtesse). Earl of Sandwich bezieht sich nominell auf die Stadt
Sandwich, das ist jedoch nur ein Titel und hat nichts mit Macht oder
Besitzanspruch zu tun.
Bild: wikipedia |
Aber die Rede war ja
von Sir John Montagu, dem 4. Earl of Sandwich. Auch er ein wichtiger
Politiker, aber auch ein leidenschaftlicher Spieler. Er habe sich,
heißt es, – das war im Jahre 1762 – nicht vom Cribbage-Spiel
(ˈkrɪbɪdʒ)1
losreißen können und habe einem Diener aufgetragen, etwas
Bratenfleisch - es soll sich um Rindfleisch gehandelt haben (also
'rosbif', wie die Franzosen sagen) - zwischen zwei Scheiben Brot zu
zwicken, so dass er beim Spielen essen konnte. Das fand Nachahmer,
und der Name blieb hängen. Cribbage ist übrigens außerhalb von
England kaum bekannt; es handelt sich um eine Kombination von
Kartenspiel, bei dem es um das Gewinnen von Punkten geht, und einem
Spielbrett, auf dem der Punktestand festgehalten wird.
Aber wir waren ja
bei dem nach Sir John benannten Snack. Nun wird es kulinarisch
gesehen wahrscheinlich kaum etwas Einfacheres geben als ein belegtes
Brot, und auf den Gedanken sind bestimmt schon viele verfallen;
Tatsache ist aber, dass es in diesem Fall mit dem Earl of Sandwich in
Verbindung gebracht wurde, und dass es unter dem Namen auf der ganzen
Welt bekannt ist (auch wenn z.B. die Ungarn szendvics
schreiben: sie sagen Sändwitsch).
Sonst könnte man
beispielshalber "Hillel" sagen. Schon Rabbi Hillel der
Ältere (er lebte im ersten vorchristlichen Jahrhundert) hatte so
etwas wie ein Sandwich erfunden; er belegte seine Doppeldecker mit
Lammfleisch, (bitteren) Kräutern und Nüssen. Wenn Sie mich fragen,
klingt das auch ganz lecker. Aber bleiben wir beim Thema.
Sandwich ist eine
Hafenstadt in der südenglischen Grafschaft Kent und die Partnerstadt
von Sonsbeck. Wo auch immer das liegt... Sandwich geht als Name auf
die Angelsachsen zurück, genauer: auf die Jüten, die in Kent ein
Königreich errichteten. Sandwicæ bedeutet "sandiger
Handelsplatz" Sandwich – übrigens auch einer der
sogenannten Cinque Ports, Hafenstädte, denen im
Mittelalter eine besondere Bedeutung für die Verteidigung des Landes
zukam - liegt heute gar nicht mehr direkt am Meer, aber das ging
vielen Städten so: Ihre Häfen versandeten allmählich und mussten
verlegt werden.
Am 18. Januar 1778
entdeckte der englische Entdecker James Cook – er stammte aus
Whitby, wo übrigens auch Bram (von Abraham) Stoker, der irische
Autor des Dracula, eine Zeit lang lebte und zu seinem Roman angeregt
wurde – die Inselkette im Pazifik, die heute Hawaii heißt. Cook
konnte das noch nicht wissen und nannte die Inseln Sandwich Islands
zu Ehren des Earl of Sandwich. Der war nämlich zu der Zeit First
Lord of the Admiralty. Aufgrund von unglücklichen Missverständnissen
wurde Cook 1879 auf Hawaii erschlagen; der Earl of Sandwich überlebte
ihn um 13 Jahre.
sandwich boards –
bei Wikipedia nicht ganz zutreffend mit dem Kundenstopper
gleichgesetzt – sind Werbetafeln, die der sandwich (board) man
umhängen hat: eine vorne, eine hinten. Eingezwickt, wie der Belag
eines Sandwichs zwischen den Brotscheiben. Es gibt Kochtöpfe "mit
Sandwich-Boden", bei denen eine Aluminium- oder Kupferschicht
zwischen zwei Edelstahlschichten gesandwiched ist, deren
Wärmeleiteigenschaften auf diese Weise deutlich verbessert werden.
Bei Induktionsherden jedoch ist ein Sandwichboden oft problematisch,
doch das gehört nicht hierher.
Was aber nun schon
ganz und gar nicht hierher gehört ist eine sandwich genannte
Sexualpraktik, denn – ich zitiere den einschlägigen
Wikipedia-Artikel - "solche [Praktiken] erfordern von allen
Beteiligten ein hohes Maß an Körperbeherrschung und werden
hauptsächlich im Bereich der professionellen Pornographie ausgeübt".
ein Hillel? |
Was bleibt? Eine
verworrene Geschichte von Jüten, versandeten Häfen, den Herren
Montague, Cook, Stoker, Reb Hillel, anonymen Werbetafelträgern,
einem Kartenspiel, Hawaii, Kochtöpfen mit doppelten Boden und
seltsamen Praktiken, von Missverständnissen und zufälligen
Ähnlichkeiten: Die Geschichte des beliebtesten Imbisses der Welt.
Daher zum Schluss noch zwei Varianten:
Als amerikanischer
Sandwich-Klassiker gilt das BLT Sandwich, bei dem BLT für bacon,
lettuce and tomato steht. Was sich so bescheiden anhört, ist es gar
nicht: Speck (gebraten oder nicht), Salat (für den crunch) und
Tomaten sowie auf jeden Fall Mayonnaise und evtl. Vollkorn- statt
Weißbrot. Auf jeden Fall üppig.
In typisch
britischem understatement geht es auch schlichter: Das klassische
cucumber sandwich, das vom britischen country set schon
immer zum Tee gereicht wurde. Ungetoastete, gebutterte
Weißbrotscheiben (wie in GB üblich, natürlich gesalzene Butter)
und ein paar dünne Scheiben Gurken – das genügt. Daneben gibt es
das sarnie (volkstümlich-liebevoller Ausdruck für das
Sandwich) in endlosen Varianten.
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