Mal was über Orange.

Orange?

Dienstag, 4. März 2014

Die Auvergne in Paris





Als die ersten Auvergnaten in Paris siedelten – in größerer Zahl ab etwa dem 17. Jahrhundert -, verdienten sie ihren Lebensunterhalt als Scherenschleifer, Wasserträger und durch den Verkauf von Kaninchenfellen. Doch die Gemeinschaft der auvergnats in Paris wuchs erheblich, besonders nach dem Bau einer Eisenbahnlinie nach Rodez in Südfrankreich (1860) und auch deshalb, weil für den radikalen Umbau der Hauptstadt durch Baron Haussmann große Massen an Arbeitern gebraucht wurden.
Das 11. Arrondissement

Die Auvergne, eine Region im Massif Central, war (und ist) eine zwar von Natur aus reizvolle, aber eher arme Region. So kamen sie zu Zigtausenden, nicht nur, aber besonders aus der Auvergne in die Hauptstadt. Und anders als andere Bevölkerungsgruppen siedelten sie nahe beieinander und bestärkten einander gegenseitig, dasss man nur eine Zeit in Paris bleiben wollte, und dass man zurrückkehre, irgendwann.

M.Rascalou spielt die Cabrette
Sie waren eine sonderbare Gemeinschaft. Das Klischeebild des Auvergnats, eher klein, dunkel(haarig) und mit Schnurrbart, entsprach nicht dem Selbstbild des Parisers. Nicht nur, dass sie sich in überwiegender Mehrzahl in derselben Gegend niederließen (11. Arrondissement, d.h. etwa zwischen Bastille und dem Friedhof Père Lachaise), und das auch noch entsprechend den Regionen der Heimat, sieunterhielten auch in Paris noch ihre sozialen Netzwerke. Sie pflegten auch hier ihre traditionelle, ländliche Lebensweise, tanzten die Tänze aus dem Zentralmassiv und spielten den hergebrachten Dudelsack, die Cabrette. Sie sprachen auch ihre eigene Sprache, die langue d’oc aus dem Zentralmassiv. Da sie zusammenhielten und auch in Paris als Auvergnats lebten, waren sie im 11. Arrondissement sozusagen eine Auvergne im Kleinen.


Sie waren nicht alle wirtschaftlich erfolgreich; manche eben doch, und viele von diesen betrieben kleine Kohlehandlungen, die gleichzeitig als Cafés oder als Bars dienten. Daher auch der Name: cafés-charbon. Warum die Cafebetreiber aus der Auvergne auch noch ausgerechnet Kohle verkauften, ist nicht ganz leicht zu eruieren. Unter den, wie man heute sagen würde, Migrantengemeinschaften scheint sich ein gewisses Maß an Spezialisierung herausgebldet zu haben. Warum dies bei den Auvergnats ausgerechnet Kohlehandel war, ist nicht so einfach zu erklären. Es ist ja nicht so, dass die Auvergne ein klassisches Kohlerevier gewesen wäre. Von Mineralwasser und Taschenmesser bis hin zu Gummireifen (Michelin) sind dort zu Hause, Kohle nicht.
Jedenfalls wurden diese cafés-charbon zur Urform der für Frankreich, und besonders für Paris, so typischen Bistros. Mindestens eins von ihnen pfegt diese historischen Ursprünge sehr bewusst:
Café Charbon
109 rue Oberkampf
75011 Paris

In den 80er Jahren gab es eine Folkgruppe dieses Namens, ein Trio, bestehend aus Geige, Cabrette und Drehleier (vielle à roue), die zum erklärten Ziel hatte, „de jouer et mettre en valeur le répertoire traditionnel collecté au sein de la capitale”(wie es in dem Miniartikel der französischen Wikipédia heißt).





Sonntag, 16. Februar 2014

Mammon, schnöder – aber warum Kohle?

Abgesehen von Flüchen und vulgären Beschimpfungen gibt es wohl kein Gebiet, auf dem es so viele Synonyme gibt wie Bezeichnungen für Geld. Die Rede ist hier von Knete, Sie wissen schon: Pinkepinke, Moos, Penunzen. Kies halt, oder Cash, wie man manchmal sagt (1). Moneten. Mammon. Der eine nennts Flocken, der andere Schnee. GanzAltBundeskanzler Kohl nannte es Bimbes. NichtGanzsoAltBundeskanzler Schröder gibt sich wohl kaum mit Bimbes zufrieden: da muss dann schon der Rubel rollen.
Aber Kohle? Wieso Kohle – das brennt doch nicht! Es ist auch nicht schwarz und wird nicht unter Tage abgebaut. Das ist ganz sicher ein Slangwort. Wenn aber Slang doch normalerweise dazu verwendet wird, innerhalb einer Gruppe den Zusammenhalt derselben zu stärken und außerdem Leute von außerhalb auf Distanz zu halten, dann stellt sich hier die Frage: Wer willl hier wen wo raushalten, warum und wie? Wenn es kein Slang ist – was soll dann so ein absurder Ausdruck? Und bedenken Sie: Erst wenn Sie im Slang der Banker und Finanzfachleute zu Hause sind, gehören Sie so richtig dazu.
Zweiter Anlauf. Man kann das Ganze natürlich sprachgeschichtlich betrachten wollen, etwaige verwandte Formen in anderen, verwandten Sprachen suchen, aber nix! : Weder heißt im Englischen das Geld coal, noch charbon im Französischen. karbo auf Esperanto – hätte man sich ja denken können – heißt auch nur „Heizmaterial”, nicht „Geld”. Also auf zum Grimmschen Wörterbuch! Die fühlen sich bei den germanischen Wurzeln von Kohle, also etwa kol, chol und schwedischen, isländischen und sonst walhallakompatiblen Entsprechungen an kalt erinnert. !! Warten Sie; ich zitiere: „für den ursprung liegt der gedanke an kalt, kühl nahe, bei deren stamme kol äuszerlich gute unterkunft fände (s. sp. 512 mitte), die kohle müszte als erkalteter oder erkaltender brand aufgefaszt sein. aber...” dann merken sie doch, wie absonderlich das klingt und reden von „das glimmende, glühende”, aber unter uns: Wer solcher Assoziationen fähig ist, kennt ein Slangwort wie „Kohle” gewiss auch nicht. Weder Lutz Röhrig mit seinem ansonsten so nützlichen Wörterbuch der sprichwörtlichen Redensarten weiß mehr als die Grimms, noch hilft Kluges Etymologisches Wörterbuch besonders weiter. Was wir jetzt noch haben, sind eigene Theorien.
Dritter Anlauf: Was uns in der Fachliteratur auffällt, sind die häufigen Bezugnahmen auf die Gaunersprache. Die speiste sich ja bekanntlich aus vielen Quellen, aus dem Jiddischen wie dem Polnischen, ja gar exotischen Sprachen wie z.B. dem Französischen. Und dann heißt es doch meistens „Die weitere Herkunft ist ungeklärt.” Nur eins scheint klar: Geld war den Gaunern so wichtig, dass sie ständig neue Wörter dafür erfanden. Und zwar nicht „Anlagevolumen” oder „Dispositionskredit”, „Finanzrahmen” und sowas – das ist keine Gaunersprache, das ist eine Fachsprache ganz anderen Kalibers! Und die reden ohnedies nicht von Kohle.
Was uns noch aufgefallen ist: Es gibt auch Wörter wie Kies oder Schotter, neben denen Kohle verhältnismäßig unauffällig ist, bzw. gute unterkunft fände,wie Freunde von mir sagen . Auch wird Asche gern als Synonym für Geld gebraucht. Auch da ist die Kohle nicht fern.
Ergänzung: Das ist jetzt alles nicht allzu befriedigend, zumal ich natürlich auch zugeben muss: „die weitere Herkunft ist ungeklärt”. Aber: Ist Kohle nicht anderseits recht passend, wo das Wort doch an den Bergbau denken läßt, an rauchende Schlote und überhaupt an die Blütezeit der Schwerindustrie in diesem Land und damit eine Zeit – die Gründerjahre zwischen der Reichsgründung 1871 und dem Ersten Weltkrieg - in der viele der großen Vermögen entanden, die der Krupps, Thyssen und wie sie alle hießen. Und kein Wunder, dass sie alle in der Krise sind: Die Kohle, die heute wirklich zählt, ist virtuell: buchhaltérische Verschiebungen von Vermögen, Kontobewegungen, Schwarzgeld in Nummernkonten und karibischen tax havens. Die Kohle ist schon lange verbrannt.

Fußnote:
Bei der Lektüre klassischer chinesischer Romane wie etwa Die Räuber vom Liang Schan Moor oder Der Traum der Roten Kammer in der auch schon klassischen Übersetzung von Franz Kuhn (Zwanziger bis sechziger Jahre) ist oft von einer Währungseinheit die Rede, den sogenannten Tausend-Käsch-Schnüren, bei denen die Assoziation Cash naheliegt. Und vielleicht heißt Käsch ja auch Kohle, wer weiß...

Samstag, 8. Februar 2014

Gewürze & Kräuter & Co



Manchmal, wenn ein Konflikt nicht anders zu lösen geht, schicken wir jemanden dorthin, wo der Pfeffer wächst. Das soll heißen, mach, dass du fortkommst, so weit weg, wie es irgend geht. Nur – wo ist das eigentlich, wo der Pfeffer wächst? Da es eine Pfefferküste gibt – auch Malabarküste – suchen wir dort zuerst. Tatsächlich geht die Wissenschaft davon aus, dass die Pfefferpflanze dort ihren Ursprung hat. Wir befinden uns übrigens an der Südwest-Spitze des indischen Subkontinents; die Leute, die hier wohnen sprechen Kannada, manche Malayalam, und sie schreiben auch noch eigenartig anders. Aber der Pfeffer wächst immer noch hier, auch wenn Länder wie Vietnam, Indonesien oder Brasilien schon lange zu den wichtigen Produzenten des Gewürzes gehören.
Aber (nun kommt’s!) Wenn der Mensch, den wir dorthin geschickt haben, wo der Pfeffer wächst, es mit einer Schiffsladung Pfeffer heim nach Europa schafft, ist er auch heute noch ein reicher Mann. Früher nannte man reiche Kaufleute „Pfeffersäcke”, denn wer Pfeffer hat, hat Geld, und bei einer gepfefferten Rechnung geht es um hohe Summen.
Koriander: entweder man mag ihn, oder man entfernt auch noch das kleinste Fitzelchen des grünen Krauts aus seinem Curry. Wenn man das nicht tut und genau hinschmeckt, stellt man fest, dass er nicht immer gleich schmeckt. Der echte Koriander nämlich, auch Indische Petersilie genannt, hat fein gefiederte Blättchen, die etwas schräg nach Plastik schmecken (Wikipedia sagt, „Der Geruch der Pflanzenteile ähnelt stark dem Geruch der Ausdünstungen diverser Wanzenarten”. Ich rieche nicht an Wanzen. Wiewohl: Ebenderselbe Wikipedia-Artikel leitet „Koriander” vom griechischen Wort für Wanze (Koris) ab. Vielleicht wußten die alten Griechen mehr mit Wanzen anzufangen...). Es scheint auch für indische Lokale gelegentlich einfacher, besagten Koriander (Coriandrum sativum) durch Cilantro zu ersetzen. Das ist jedoch ein anderes Kraut: längliche, weniger gefiederte – eher gezähnte - Blätter und ein herberer Geschmack. Oder wie es die mehrfach erwähnte (deutschsprachige) Wikipedia beschreibt: „die Blätter, verströmen einen intensiven Geruch, der an Korianderblätter erinnert.” Eben!1
Das ist jetzt nur die halbe Geschichte (aber die zweite Hälfte ist kürzer. -?:!!) Koriander gibt es – und so werden ihn die meisten kennen - als Pulver. Das sind eigentlich die gemahlenen Samen, die man natürlich auch verwenden kann: kleine runde Kügelchen, und die kommen ins Curry.2 Steckt man sie in Erde, keimen sie rasch, und man hat das oben beschriebene Kraut. Easy.

A propos indische Küche. Kaum eine Spezialitätenküche kennt so viele Gewürze wie die indische. Noch raffinierter sind die Gewürzmischungen. Wenn man hierzulande ein Curry kochen möchte, nimmt man dazu gern das Gewürz dieses Namens. Damit kann man übrigens Inder schön amüsieren, denn dort gibt es das nicht. Das heißt: Es gibt natürlich einige (Kenner sagen: viele) Curries, wie zum Beispiel Chicken Curry, Lamb curry, Aubergine Curry und so, aber ein Gewürz-Curry gibt es nicht. Keine indische Hausfrau würde sich damit erwischen lassen, die Gewürzmischung für das jeweilige Gericht etwa nicht besonders abzustimmen auf die Hauptbestandteile sowie (Familien)Tradition und den persönlichen Geschmack. Das Grundprinzip ist ein Hit, nicht nur in Indien (sondern auch in Südostasien, der Karibik und eigentlich überall, vor allem im Commonwealth). Dabei gilt: Den Namen haben die Briten erfunden, dabei auch die Vorstellung, es handle sich dabei um Variationen ein und desselben Gerichts, und dafür erfanden sie, was nun naheliegend war, auch gleich die fertige Gewürzmischung. Indische Gaststätten, bsinders der billigeren Variante, heißen in Großbritannien dann auch Curry Houses. In Südindien kennt man auch Curry Leaves (und einen Curry-Strauch), aber das kann man hier weitgehend ignorieren.
Es gibt aber etwas, das der europäischen Idee von Gewürzmischung schon nahekommt, und das ist, wörtlich übersetzt, eine „heiße Mischung”, nämlich Garam Masala. Streng genommen gibt es davon regionale Varianten, aber die Mischung dient in vielen Gerichten als Grundlage oder als Bestandteil der Gewürz-”Komposition”.
Und was ist da drin? Nun, Gewürze, die in den meisten Rezepten der indischen Küche auftauchen, etwa Zimt und Nelken, Kreuzkümmel und Kardamom sowie Pfeffer.

1Andererseits: Cilantro ist in der mexikanischen Küche verbreitet, daher kennt es jeder Amerikaner.
2Sie sind auch ein Hauptbestandteil von Garam Masala.

Dienstag, 7. Januar 2014

Die Merowinger - Les Mérovingiens

Im Jahre 1962 veröffentlichte Heimito von Doderer seine Romangroteske „Die Merowinger oder Die totale Familie”. Darin versucht einer gewisser Childerich, durch raffiniertes Vorgehen in der Heiratspolitik nicht nur sein eigener Schwiegersohn, Vater und Großvater zu werden, sondern dann durch geschickte Adoption auch noch sein eigener Onkel, Schwager und Neffe – er schreckt dabei auch vor nichts zurück. Er scheitert letztlich an der, sagen wir einaml, Unübersichtlichkeit der Familie, und eben das verbindet ihn mit den Merowingern der Geschichtsbücher. Außerdem heißt er auch wie der letzte Herrscher dieses Geschlechts: Childerich.

Da wir beim Thema „Französische Sprache” sind, wird es nicht überraschen, dass die Merowinger ein Königsgeschlecht in Frankreich waren. Andererseits: diese Namen! Merowinger hießen Childerich, Chlodwig, Theuderich und Chlodhar, Dagobert und Childebert. Überhaupt hatten sie endlos viele Namen, die mit Ch- begannen, und keiner von ihnen klingt sonderlich Französisch. Natürlich nicht, könnte man einwenden – das waren ja alles Franken! Oder warum, glauben Sie, heißt dieses Land Frankreich?

Das sind jetzt – als Würzburger Lokalpatriot möchte man fast sagen: leider! - nicht die Franken, wie wir sie kennen. Die heute so genannten Stämme, die Ostfranken im nördlichen Bayern, sind nur ein winziger und nebensächlicher Teil der Geschichte und kommen hier (in diesem Text) auch gar nicht weiter vor (1). „Franken” waren, historisch gesehen, einige germanischstämmige Völker, die in Gallien und Teilen Germaniens das Erbe der Römer antraten. Das Reich der Franken existierte grob gesagt zwischen der Spätantike und dem mittelalten Reich Karls des Großen, a.k.a. Charlemagne.
Die Anfänge der Merowinger liegen im halbmythischen Dunkel, und so unübersichtlich wie in Doderers Roman ging es auch bei ihnen zu, was zu wesentlichen Teilen auch an den zum Verwechseln ähnlichen Namen liegt.

Wir merken uns vorerst nur einen, nämlich Childerich, den Begründer des Merowingerreichs, das aber nach Merowech genannt ist, dem Vater Childerichs – nur eines der Verwirrung stiftenden Details. Dieser Childerich lebte im 5. Jhd. im Hennegau, genauer: in Tournai (heute Belgien); sein Sohn Chlodwig sicherte seiner Sippe das Land nördlich der Loire und stellte die Dynastie auf solide Füße. Der Rest der Geschichte der Merowinger ist Mord und Totschlag, Hochzeiten, Erbteilungen, Streit und Intrigen: finsteres Mittelalter halt. Am Schluss waren die Merowinger ein fast schon eigenartiger Haufen. Sie hatten das „geheiligte” Königtum als Institution (erfunden), trugen lange Haare und hatten, wie erwähnt, Ch-Namen. Was aber sonst?
Was sprachen sie für eine Sprache?

Zunächst einmal: Die (germanischen) Franken sprachen mitnichten Französisch, und genauso wenig sprach das Gros der Bevölkerung Germanisch. Man sprach weiterhin Galloromanisch, die fränkischen Eroberer sprachen Fränkisch, und ein gewisses Maß an Zweisprachigkeit war wohl normal.. Und wie das so geht in solchen Fällen: Übernahmen von Vokabeln und allmählich auch grammatischen Strukturen ergeben sich von selbst. So schätzt man, dass in der Zeit des Frankenreichs einige zig-Tausend Wörter aus dem Germanischen in die Volkssprache gefunden haben, und damit zumindest teilweise ins Französisch. Ein caveat jedoch: Genaues weiß man nicht: weder, wie viele Wörter genau (man schätzt, etwa 10% des frz. Vokabulars stammen aus dem Germanischen), auch nicht, von wem, von den Franken selbst oder von anderen Germanen, etwa Burgundern oder Alamannen. Man weiß auch nicht immer, wann genau ein Wort übernommen wurde, ob im 10. Jahrhundert, oder erst im 19. Jhd vom modernen Deutsch.

Ein weiteres Problem, zumindest für den Laien, ist der Umstand, dass ein Wort in der Sprache, aus der es geborgt wurde, nicht mehr gebräuchlich ist, oder eine inzwischen radikal andere Bedeutung hat. Ein Beispiel: „Krieg” heißt auf (modern) Französisch „guerre”. Die Herkunft aus dem Germanischen sieht man dem Wort nicht an: Es hieß „werra” im Fränkischen, und das moderne deutsche Wort, „Krieg”, ist von letztlich ungeklärter herkunft. „Ble”, das französische Wort für „Weizen” kommt aus dem fränkischen Germanisch, „blad”, was „Mehl” bedeutete. Und so fort. Übrigens: Das Französische verdankt den germanischen Sprachen nicht nur Kriegsvokabular wie „Krieg”, Spieß” und „Rüstung” (kennen Sie eigentlich noch das Wort „Brünne”? Nein? - Sehen Sie!), sondern auch „jardin” („Garten) oder „haie” (Hecke), „bois” und „foret” (beide „Wald”) und, was überrascht, die Farben „bruin, bleu, blond, blanc, gris”. Eine umfassende Liste findet man über Wikipedia (hier).


The story so far (L’histoire jusqu’ici)
Wie wir gesehen haben, wurzelt Französisch in einer keltischen Sprache (Gallisch), vermischt sich mit einem lateinisch geprägten Multi-kulti-Bastarden, dann mit einem germanischen Dialekt und verhilft dem Land dennoch im Hochmittelalter zu einer Rolle als führende Kulturnation. Wie geht denn das zusammen?
Das ist noch nicht alles: Einige Details wurden nur beiläufig erwähnt oder ganz ausgelassen. Darum sei eine punktuelle Korrektur nachgeliefert:
  • Der „germanische Dialekt”, von dem eben die Rede war, ist natürlich Fränkisch (Francique). Daneben kam es auch zur Berührung mit anderen germanischen Sprachen bzw. Dialekten, dem Burgundischen etwa, Alamannisch an der Reheingrenze oder den Westgoten von – ja, Westen her.
  • Im 4. und 5. Jahrhundert etwa siedelten britische Kelten in Armorica (der heutigen Bretagne), die mit den Walisern und den Stämmen in Cornwall verwandt waren. Auch ihre Sprache war keltisch, nicht romanisch, aber auch nicht gallisch.
  • Etwa 450 Jahre später eroberten Wikinger das Land östlich der Bretagne; sie siedelten dort, und ihr Anführer, Graf Rollo, schwor dem König der (West)Franken den Treueeid und wurde dafür mit dem Herzogtum des Gebiets belehnt, das nach Rollos Wikingern „Land der Nord-Männer” heißt: Normandie. A propos Namen: Der Frankenkönig hieß Karl III, oder Charles le Simple. „Karl der Einfältige”. Auch ein schöner Name!
  • Als die von Karl dem tatsächlich Großen beherrschte Welt zerfiel, gab es schon sprachliche Sollbruchstellen. Deren wichtigste war die Grenze zwischen dem romanischsprachigen und dem germanischsprachigen Teil, die ganz grob gesprochen entlang des Rheins verlief. Das tut sie aber nur annähernd: Warum sie weder dem Rhein noch irgendeiner politischen Grenze folgt, die politisch begründet wäre, ist ungeklärt.
  • Die Region Aquitanien im Südwesten, Heimat der Bordeaux-Weine und der Höhlenmalereien von Lascaux, ist nach einem Volk benannt, das dermaleinst eine Sprache sprach, die mit dem Baskischen verwandt war.
    Die erstaunliche Sprachenvielfalt in Frankreich
  • Im Südwesten, wie überhaupt im ganzen Süden, sprach man nocheinmal anders. Ob nun Gaskonisch, Langue d’Oc, Provenzalisch oder Okzitanisch, oder sonst ein Name verwendet wird: Diese Sprachen unterscheiden sich ganz erheblich von den Dialektvarianten der sogenannten Langues d’oil, und besonders die Variante im Osten, das Provenzalische, wurde im Hochmittelalter zur wichtigsten Kultur- und Literatursprache in Europa. Es war die Sprache der Troubadoure und Dichter.
  • Und wir sind erst im Mittelalter!
Aus dem 9. Jahrhundert gibt es ein Dokument, die Straßburger Eide. Es geht darin um eine Absprache von zwei Enkeln Karls des Großen (bzw. Charlemagnes)(und zwar gegen einen dritten!).. Sie sind, und das ist das Besondere, in zwei Sprachen verfasst, offenbar deswegen, weil das Volk in den beiden fränkischen Reichsgebieten, Ost und West, den jeweils anderen nicht (mehr) verstand.

Ab dem 8. Jahrhundert waren die Merowinger ohnehin von den Karolingern allmählich und mit Karl (Charlemagne, wie wir wissen) endgültig und offiziell abgelöst. Dessen Nachkommen wiederum teilten das Reich unter sich auf, und damit endet die gemeinsame Geschichte der Ost- und der Westfranken, welch letztere man jetzt mit Fug und Recht Franzosen nennen kann.

Und die sprachen alle Französisch, und das war’s dann?

Natürlich nicht ganz: Wir sollten uns vielleicht doch einmal kurz die Bretagne anschauen, und – vor allem – die südliche Hälfte des Landes, das heute Frankreich heißt.
Nächstes Mal.

Fußnoten
1 - Im Englischen unterscheidet man zwischen ”Frankish” - der Sprache der Merowinger – und
Franconian”, dem heutigen Dialekt in Unter-,Mittel- und Oberfranken.
2 - Und Zweisprachigkeit ist in den meisten Teilen der Welt heute noch selbstverständlich: schauen Sie mal nach Afrika oder Asien!




Sonntag, 8. Dezember 2013

O Òc Sí Bai Ya Win Oui Oyi Awè Jo Ja Oua = "Ja" auf Französisch

Gallia est omnis divisa in partes tres...schrieb Julius Cäsar in seiner Kriegsfibel (durchaus polemisch gemeint: „De bello gallico" heißt das Buch, und wir wurden damals im Lateinunterricht damit gequält – das nur nebenbei), und das ist interessant aus mehreren Gründen. Zum einen, weil er von mehreren Stämmen spricht (und er hätte ruhig noch mehrere erwähnen können), und zum anderen, weil er von einem Gallien spricht. Ganz Gallien war von den Römern besetzt...Naja, das kleine Dorf in Armorica ausgenommen, aber: ein Gallien, oder das Gallien – das gab es nicht. Aus römischer Sicht gab es Gallia Cisalpina (Gallien diesseits der Alpen: also Kelten im heutigen Italien!), es gab Gallia Narbonnensis (das Gallien im heutigen Frankreich), und den Rest von Gallien, eben nicht von den Römern besetzt.
Das mit den Stämmen ist auch so eine Sache: Es gab mindestens zwei Dutzend von ihnen, und man weiß bis heute nicht allzu viel über sie. Außer dass das alles Kelten waren. Das heißt: wahrscheinlich. So ganz genau weiß man das eigentlich auch nicht. Kelten hieße: Sie alle sprachen eine keltische Sprache (Gallisch, aber das war wahrscheinlich auch ein Sammelsurium von Dialekten). Ansonsten taten sie am liebsten das, was man auch den (britannischen) Inselkelten nachsagt: in Frieden leben, was soviel heißt wie Trinken, Raufen, dem Nachbarstamm das Vieh klauen (vgl. das altirische Epos Táin Bó Cúaligne), und ansonsten Teutates einen guten Mann sein lassen. Diesen Frieden brachen die Römer. Gut, sie brachten auch ein gewisses Maß an Zivilisation mit, Aquädukte, befestigte Straßen, Thermen und Nachtigallenzungen in Aspik („Aber was haben die Römer sonst noch für uns getan?" wie es so schön in Leben des Brian heißt) und jeder Gallier konnte und sollte Bürger des mächtigen Römischen Reiches werden. Letztlich muss diese Besatzungszeit vor allem eins gebracht haben: eine Vermischung der Sprachen. Wir wissen auch über dieses Gallorömische eher wenig, aber es hat sich zweifellos um eine Pidgin-Sprache gehandelt, eine Kontaktsprache, wie sie entstehen, wenn Völker (vor allem, wenn sie von verschiedener Kulturstufe sind) in ständigem Kontakt sind. Man gewöhnt sich aneinander, benutzt für die zunächst zaghaft unternommene Kommunikation i.d.R. die Sprache des Mächtigeren/Reicheren, und weil das in diesem Fall die Römer waren, eben Latein.
edler Römer
Man beachte die leicht angeschmutzte Toga...

Aber eben nicht die Sprache Julius Caesars (mit der man uns damals im Lateinunterricht quälte, doch davon genug!) Nein, es handelte sich um sogenanntes Vulgärlatein. Zum einen ist das aber nicht so vulgär, wie es sich anhört; es ist „nur" die Sprache des Volkes (lat.: vulgus), und die ist nicht die Sprache der vornehmen Leute, der Machtpolitiker und Philosophen in weißer Toga, stilvoll, elegant (also die Sprache, die wir damals...), sondern lebendig, deftig und sehr vielfältig. Oder bunt. Man stelle sich einmal die römische Armee vor: das waren kaum die Römer aus der Stadt Rom, sondern Menschen aus allen Teilen des Weltreichs,. Also, sagen wir mal, Daker, Thraker, Kimbern, Häduer, und Makedonier und Alamannen, übergelaufene Sachsen und angekaufte Numidier, und und und. Auch sie müssen ein Kauderwelsch gesprochen haben, das weit war vom klassischen (Schul-)Latein. Im Kontakt mit den keltischen Galliern erweiterte sich diese Mischung noch mehr, auch wenn spätere Generationen nicht allzuviel von dem Keltisch ihrer Vorfahren überliefert bekommen haben. (Und doch: Wissen Sie, warum die Franzosen quatre-vingt dix sagen, wenn sie 90 meinen? Weil die Kelten ein Zwanziger-Zählsystem hatten!)
Noch einmal zurück zum Pidgin der römisch-gallischen Begegnung: Irgendwann wird dies nicht mehr nur auf sporadische Kontakte beschränkt geblieben sein. Die Menschen freunden sich an, heiraten gar, haben Kinder, und über kurz oder lang wächst eine Generation heran, die reines Gallisch oder – naja, einigermaßen reines – Latein gar nicht mehr kennen. Kinder, für die Galloromanisch Muttersprache ist. Eine solche Sprache nennt man Kreolsprache (richtig: in der Karabik gibt's das sogar mehrfach), und die Tatsache, dass Französisch solche vergleichsweise gewöhnlichen Anfänge hat, mißfiel späteren Franzosen-Generationen, und erst allmählich gewöhnt man sich an den Gedanken, dass daran ja auch nichts Ehrenrühriges ist. Fast allen anderen Völkern ging es ebenso. 
Und jetzt sind wieder neue Einflüsse da, neue Immigranten – die beurs (arabischstämmige Neufranzosen aus Nordafrika) der banlieus, und auch deren Sprache wird Französisch verändern, ja bereichern.

Doch erst einmal kommen germanische Besatzer. Next time: die Merowinger.


Die Anfänge der Kohle

Karbon (engl. carboniferous)

Die Erde hat vor langer, sehr langer Zeit einmal ganz anders ausgesehen; zwei Kontinente hatten sich im Silur (vor gut 400 Mio. Jahren) gebildet, Gondwanaland im Süden und Laurussia, die sich schließlich im Perm zum Superkontinent Pangäa vereinigten; damit endete das Erdaltertum.

Die Luft war reich an Sauerstoff, so dass das Leben - noch weitgehend in Gestalt von Gliedertieren und Riesenfarnen – wuchs und gedieh. Die Atmosphäre war meist feucht und warm. Dschungelklima in weiten Teilen Pangäas. Oder, anders gesagt; es wucherte üppig. Der Meeresspiegel schwankte beträchtlich. Die Riesenfarne aber wurden immer größer, ebenso die Schachtelhalme und einige Koniferen.

Das war vor, sagen wir, 300 Millionen Jahren. Immer wieder einmal wurden die Schachtelhalm- und Farnwälder überflutet, von Schlammfluten eingedeckt und eingeschlossen. Dabei verändert sich das organische Material: aus Holz wurde durch den hohen Druck und hohe Temperaturen allmählich (Stein)Kohle. Das geschah nicht über Nacht, sondern in einem Zeitraum von zig Millionen Jahren.
Das Zeitalter, in dem soches geschieht, liegt zwischen Devon (vor ca.400 – 350 Mio. Jahren) und Perm (vor etwa 300 – 250 Mio Jahren). Es heißt Carbon, nach dem Haupt”produkt”
.

Coda
50 bis 100 Millionen Jahre später – wir befinden uns im sog. Jura – war die Erde weit mehr bevölkert; Sauriere und der Urvogel Archäopterix lebten im Schachtelhalm- und Farnwald, in dem sich auch immer mehr „richtige” Bäume fanden. Eine noch nicht so recht anheimelnde Welt, aber nicht so schlimm wie „Jurassic Park”. Hollywood ist noch in weiter Ferne.

Und doch spielen sich Tragödien ab, die man fast verfilmen könnte, allein schon wegen der special effects. Hier eine Version aus dem Biedermeier, von Viktor von Scheffel, und zwar aus dem Jahre 1876:

Der Ichthyosaurus

Es rauscht in den Schachtelhalmen,
verdächtig leuchtet das Meer,
da schwimmt mit Tränen im Auge
ein Ichthyosaurus daher.
Ihn jammert der Zeiten Verderbnis,
denn ein sehr bedenklicher Ton
war neuerlich eingerissen
in der Liasformation.

"Der Plesiosaurus, der alte,
er jubelt in Saus und Braus,
der Pterodaktylus selber
flog neulich betrunken nach Haus.

Der Iguanodon, der Lümmel,
wird frecher zu jeglicher Frist,
schon hat er am hellen Tage
die Ichthyosaura geküßt.

Mir ahnt eine Weltkatastrophe,
so kann es länger nicht gehn;
was soll aus dem Lias noch werden,
wenn solche Dinge geschehn?"

So klagte der Ichthyosaurus,
da ward es ihm kreidig zu Mut,
sein letzter Seufzer verhallte
im Qualmen und Zischen der Flut.

Es starb zu derselbigen Stunde
die ganze Saurierei,
sie kamen zu tief in die Kreide1,
da war es natürlich vorbei.

Und der uns hat gesungen
dies petrefaktische Lied,
der fand's als fossiles Albumblatt
auf einem Koprolith.


1Das Erdzeitalter, das vor ca. 150 Mio Jahren auf das Jura folgte.

Samstag, 9. November 2013

Wirbel- und andere Stürme

Hier braut sich was zusammen

Zyklone sind große Windsysteme, die sowohl nördlich als auch südlich des Äquators vorkommen (wobei die nördlichen im Gegenzeigersinn um ein meteorologisches Tief kreisen, die der südlichen Hemisphäre im Uhrzeigersinn). Sie bilden sich auf dem Meer; wenn sie auf Land treffen („landfall”), kommt es sehr häufig zu katastrophalen Schäden. Wegen der Landmassen auf der Nordhalbkugel, die den Verlauf des durchziehenden Sturms stören, sind Zyklone dort um einiges zerstörerischer als die im Süden. Normalerweise. Die Philippinen sind sehr nahe am Äquator – nördlich davon – aber auch häufig von den Taifunen, die jedes Jahr zuschlagen, schwer geschädigt. Man könnte nun meinen, je südlicher, desto geringer die Schäden: Solchem Irrglauben hat der „Supertaifun” Halyan (aus mir nicht nachvollziehbaren Gründen „Yolanda” auf den Philippinen) vom 8. November ein Ende bereitet.

Der Vollständigkeit halber seien noch die Antizyklone erwähnt: Sie drehen anders herum (daher anti-) um meteorologische Hochs und sind weniger zerstörerisch – und daher weniger bekannt – als die Zyklone. Anders als diese bewegen sie auch keine der gewaltigen Niederschlagsmassen, wie sie für Zyklone typisch sind.

Im Atlantik und in der Karibik werden Zyklone Hurrikane genannt, im Pazifik heißen sie Taifune. Zunehmend werden auch tropische Wirbelstürme östlich der Datumsgrenze (= näher an den USA) ebenfalls als Hurrikan bezeichnet. „Hurrikan” kommt übrigens – vermittelt durch das Spanische (huracán) aus der Sprache der Arawak, der wir (indirekt) das Wort „Hängematte” und den Namen der Insel Haiti vedanken. „Taifun” hingegen, das als ‚tufan’ im Arabischen, Persischen und in Hindi geläufig war, als die Portugiesen (Vasco da Gama u.a.) es kennenlernten und heute noch „tufão” nennen, kommt als „typhon” (Wirbelwind) auch im Griechischen vor, so dass die Etymologie nicht ganz klar ist.

Die Verläufe aller tropischen Wirbelstürme von 1985 bis 2005
Bild: wikipedia (open source)

Monsune hingegen sind regelmäßige (das Wort kommt vom arabischen Wort für „Jahreszeit”, so regelmäßig treten Monsunwinde auf) Änderungen der (Haupt-)Windrichtung im Indischen Ozean. Treffen diese Winde auf Land, gibt es besonders im Sommer enorme Mengen an Regen. Die Entstehung dieser Winde ist hochkomplex (ich verweise auf den einschlägigen Wikipedia-Artikel (1), nur sollte man sich für die Lektüre etwas Zeit nehmen...), und die alljährlichen Hochwasserkatastrophen sind zwar eindrucksvoll, aber überraschend sind sie nicht, und insofern mit den Zyklonen nicht zu vergleichen.

Ähnlich sieht es mit den Passatwinden aus: Sie sind ausgesprochen konstante Erscheinungen, praktisch gleichbleibende Windsysteme, von denen eines für die Nord- und eines für die Südhalbkugel gilt (Nordost- bzw. Südost-Passate; im Norden wehen sie also von NO, im Süden nach SO). In the Says of Sail, also im Zeitalter der Segelschiffe (das ja auch das Zeitalter der Entdeckungen ist), ließen sich die Ozeane unter Ausnutzung der Passatwinde leichter überqueren (2), und man nahm oft einen Umweg in Kauf: weil’s schneller ging! Nur: Stürme sind das nicht!

Überhaupt: Manche Stürme sind ‚nur’ unangenehme Winde, und jede Region hat da ihre speziellen, aber ein ‚richtiger’ Sturm richtet grausame Schäden an, kostet oft viele Menschenleben und zerstört ganze Ökosysteme. So gesehen, ist der alpine Fallwind, über den man z.B. in München gerne klagt – der „Föhn” - halt doch nur ein Wind. Ein paar Beispiele für die Vielfalt der „Winde” weltweit:
Schirokko (warmer Mittelmeerwind)
Bora (kalter Wind in der Adria)
Boreas (Nordwind im Ägäischen Meer / Griech. Gott der Winde (vgl. Äolus))
Mistral (nördl. Fallwind in Südfrankreich (Rhonetal))
Bevor ich jetzt auch noch den Kusi erwähne (also gut: ein südöstlicher Passatwind in Sansibar): die Wikipedia-Heinzelmännchen haben eine Liste von geschätzten (mindestens!) 120 Winden und Windsystemen zusammengestellt: Da kann man, so man will, weiterlesen. Die haben sogar was über die Windverhältnisse auf anderen Planeten des Sonnensystems zu sagen!

Zu den Stürmen im engeren Sinn des Wortes: Nicht jede Bö ist ein Sturm, und wann und warum „entsprechende Unwetterwarnungen des deutschen Wetterdienstes [Zitat Tagesschau] gelten, ist nicht immer ganz klar. Wir bleiben weitgehend verschont von den Sand- und Schneestürmen (in den USA: „Blizzard”) anderer Gegenden. Erwähnen wir also nur den
Orkan (stärkster Sturm hierzulande: ab Windstärke 12, also mit einer Geschwindigkeit von 64 Knoten: etwa 120 km/h ; laut Wortschatz-Portal de Uni Leipzig http://wortschatz.uni-leipzig.de/ synonym mit Hurrikan. Das stimmt nur sehr abstrakt. Andererseits ist „Orkan” tatsächlich von „Hurrikan” abgeleitet. )

Zum Schluss nur noch der Tornado (oder in den USA auch gerne „twister”) (3) (Windhose) – auch dieser ein zerstörerischer Wirbelwind, der im Unterschied zu den Cyclones, den Zyklonen, in der Regel über Land entsteht, bzw, seine typische Trichterform über Land gewinnt, und er bildet sich eher in gemäßigteren Gegenden und nicht in den Tropen. In den USA spricht man, was die Häufigkeit des Auftretens betrifft, von einr regelrechten „Tornado Alley”, die etwa von Texas bis Nebraska (4) reicht: man registriert (vor allem in diesem Gebiet) weit über 1000 Tornados – bei uns vielleicht ein Dutzend.

Fußnoten:
  1. Man sollte auch damit rechnen, Dingen wie „innertropische Konvergenzzone”, „Corioliskraft” , der „Orografie” Asiens oder (wegen des „Stauregens”) die „Luv- und die Leeseite” eines Gebirges zu begegnen. Andererseits wird man belohnt mit zwei wirklich wunderbaren Panoramabilder der indischen Westghats in der Trocken- sowie in der (monsunbedingten) Regenzeit zu begegnen.
  2. Das war einer der Gründe, warum Europäer, die nach Amerika wollten, zunächst nach Afrika segelten; der andere waren die Sklaven, die man dort „eintauschte”. Aber das ist eine ganz andere Geschichte...Lästig waren dagegen die sogenannten „Rossbreiten” (zwischen den Passatzonen in unmittelbarer Nähe zum Äquator), wo man wegen der dort häufigen Windstelle oft wochenlang nicht weiterkam.
  3. Das Wort kommt vermutlich nicht so direkt vom lateinischen „tornare”, wie es etwa im Wikiartikel steht: Es ist abgeleitet vom lateinischen „tonare” (donnern) und erst dann, beeinflusst vom Spanischen „tornar” (drehen) zu „Tornado” geworden.
  4. Wie jeder weiß, lebte Dorothy aus The Wizard of Oz in Kansas, von wo ein Tornado sie nach Oz verschlug. Man kennt vielleicht das Buch (nicht? - Von Frank L. Baum), man kennt auf jeden Fall den Film mit Judy Garland, und absolut jeder kennt „Somewhere Over The Rainbow”.
    Dieses Stückchen wurde tatsächlich von der Recording Industry Association of America zum "Song of the Century" (”number one”) erkoren; für das American Film Institute war "Over the Rainbow" – ich zitiere: „the greatest movie song of all time.

Hat sich wirklich nichts Besseres gefunden?
    P.S. kennen Sie eigentlich „Over the Rainbow” von Israel Kamakawiwo'ole? Auf YouTube in der Original-Videofassung mit Bildern aus dem schönen Hawaii (ausgerechnet! - Kennen Sie Kansas??) anschauen. Es ist unglaublich – schlimmer geht’s nun wirklich nimmer!
    Einfach hier klicken: Somewhere over in Hawaii