Wenn
jemand, wie das allzeit schlaue Online-Lexikon Wikipedia, erklärt,
das Wort „Tastatur” komme einerseits von italienisch „tasto”
und sei andererseits schon 1801 nachgewiesen, stutzt man: Gab es
damals schon Computer? Nicht einmal die Schreibmaschine, wie wir sie
kennen. Nein: Tastaturen haben auch Musikinstrumente (wie das Klavier
oder das Akkordeon – das gilt übriegens auch für das englische
„keyboard”). Aber wer kennt noch das fast musikalische
ra-ta-ta-ta-ta-ta—ping-ratsch-ra-ta-ta- einer (mechanischen)
Schreibmaschine?
Und
doch: Fast jede[r] von uns geht fast täglich mit einer Tastatur um, und
vielleicht lohnt es sich, einmal etwas genauer hinzuschauen, was
einem da geboten wird..
(Wir fangen oben links an; streng genommen wäre da in der allerobersten Reihe die Esc[ape]-Taste - praktisch der Notausgang. Die Schreibmaschine hatte dergleichen nicht (nötig). Daneben noch eine Unmenge (na gut: ein Dutzend) Sondertasten, F1 bis F12, deren Funktion v.a. vom Betriebssystem abhängig ist. Die lassen wir jetzt weg und schauen eine Reihe tiefer)
. Da gibt es:
(Wir fangen oben links an; streng genommen wäre da in der allerobersten Reihe die Esc[ape]-Taste - praktisch der Notausgang. Die Schreibmaschine hatte dergleichen nicht (nötig). Daneben noch eine Unmenge (na gut: ein Dutzend) Sondertasten, F1 bis F12, deren Funktion v.a. vom Betriebssystem abhängig ist. Die lassen wir jetzt weg und schauen eine Reihe tiefer)
. Da gibt es:
°
Grad
und zwar Temperatur, Winkel (erinnern Sie sich noch: Mathe...), damit
auch (Längen- und Breiten-)Grad. Das Zeichen hat in manchen Sprachen
auch eine phonetische Funktion, etwa im Schwedischen (å
– das wird zumindest heute im Schwedischen wie 'o' gesprochen und
heißt dann auch o-Kringel. Andererseits spricht sich etwa der
Physiker Ångström [ˈɔŋˌstrøm]; die Aussprache war früher
üblich). Oder im Tschechischen (ů – langes 'u', aber es ist nicht
das °, das die Länge ausdrückt! Es hat eigentlich nur historische
Gründe.). In den hilflosen Versuchen, den Laut [ɔ] – ein dumpfer
Laut zwischen a und o – in zahllosen deutschen Dialekten
wiederzugeben, wird oft zum å gegriffen: "es wår ämål"
sagt beispielsweise der Franke für "once upon a time".
Der kleine Strich, den manche Deutsche auf dem 'u' schreiben (nicht als Umlaut gedacht), ist kein °, sondern er verdankt sich der altdeutschen Schreibschrift (Sütterlin), wo zur Unterscheidung des u vom n – die ansonsten identisch aussahen – ein kleiner Haken gebraucht wurde. Manche haben das in die lateinische Schreibschrift übernommen.
"
oben,
unten, einfach und doppelt, französische: Es gibt der
Anführungszeichen viele (vielleicht sollte man sagen: Zitierzeichen
(1). „Gänsefüßchen” halt.), und ihre Verwendung ist beileibe
nicht auf wörtliche Zitate beschränkt. Oft schaffen sie ironische
Distanz (das ist also seine neue „Ehrlichkeit" – dass ich
nicht lache!) oder deuten an, dass etwas mit Vorsicht zu genießen
ist. Jedenfalls heben sie Textteile aus dem Zusammenhang heraus,
nennen Dinge beim Namen. Interessant wird es, wenn sie das im Rahmen
eines Zitats tun: „Er tat ihre Einwände als ‚Gewäsch’ ab”
(gemerkt? Das Zitat im Zitat steht zwischen einfachen
Anführungszeichen)(2)
In
anderen Sprachen gibt es auch noch andere Zitierzeichen: die
«französischen»,
und zwar <einfach>
und «doppelt», und natürlich nach »innen« und nach «außen ».
§
das
Paragraphenzeichen (heute auch gerne -graf-) ist ein Zeichen zur
Markierung von Absätzen; das Zeichen besteht offensichtlich aus zwei
S und könnte somit als Abkürzung von "signum separandi"
(Trennzeichen) gelten. Jedenfalls kennt man es heute ganz überwiegend
aus einem juristischen Kontext, etwa als Mittel zur Unterteilung von
Gesetzen.
$
auch das weltweit geläufige Zeichen für den Dollar ist von nicht
geklärter Herkunft. Es scheint mysteriös, dass "Dollar"
(ein Wort, das sich übrigens vom deutschen "Thaler"
herleitet.
Daher zahlt man in Entenhausen mit – Talern) nicht mit
D, sondern mit einem S bezeichnet wird, und auch die beiden
senkrechten Striche geben Rätsel auf. Eine zumindest originelle
unter den zahllosen Theorien geht von einem monogramm-ähnlichen
Übereinanderlegen von U und S (für "United" und "States")
aus, wobei das U sich allmählich zu den beiden Strichen entwickelt
hätte.Jedenfalls hat der Dollar Nachahmer gefunden, denn eine Reihe
von Währungen nutzt ebenfalls den parallelen Doppelstrich als Symbol
für "Währung", so das britische Pfund (₤),
der japanische Yen (¥)
und natürlich der europäische Euro (€).
Auf der
Tastatur ist der $ von Haus aus immer, der € inwischen so gut wie
immer, das ₤
selten und der ¥ nie; diese Zeichen muss man über die
Zeichentabelle einfügen
%
das Zeichen für Prozent ist eine clevere Übernahme aus der
Mathematik; es ist sinnfällig, ausgewogen und - auch wenn im Nenner
eine Null steht (womit der Wert des Ganzen mathematisch ausgedrückt
=> ∞,
was wiederum ≠ ) irgendwie auch logisch. Egal:
mit zwei Nullen im Nenner, also ‰, heißt es Promille, "je
Tausend" – 'mille' heißt ja 'Tausend', nicht 'Million', und
'Zent-' kommt von 'centum', 'Hundert' und nicht 'Zehn' – und daher
heißt "Prozent" auch "je Hundert".
&
Ampersand: heißt "und" bei den Buchdruckern, nicht "plus"!
Da ist schon ein Unterschied; wenn man einen Firmennamen wie Müller
& Co. hat, ist das OK. Schriebe man Müller + Co, sähe das a)
albern aus oder b) heutzutagig (wobei, mathematisch ausgedrückt, oft
gilt b = a.) Die Schreibweise &c. für et cetera gilt als
veraltet, obwohl sich & von da herleitet: Es ist entstanden aus
dem Lateinischen "et" für "und". Der Name
Ampersand kommt übrigens von "and" "per se and",
etwa "und" "an und für sich".
/
bzw. \,
das heißt Slash und Backslash, oder natürlich Schrägstrich (hin
und her?). Beide wurden ersonnen, um zu trennen. So schreibt man
Alternativen/Optionen (statt 'oder' auszuschreiben); man trennt
Zähler und Nenner 23/97 (doch verbindet der Schrägstrich sogar
manchmal, etwa bei „Hausnummer 23/25”). Ob das eine Verbindung
ist oder eine selbstbewusste Trennung, wenn man einen Stadtteil
aufführt als „Würzburg/Versbach”, sei dahingestellt. Früher
einmal war er auch trennendes Satzzeichen (ein Vorläufer des
Kommas), und in manchen Ländern schreibt man das Datum damit:
26/4/1986. Doch aufgepasst: das ist nicht DIN-gerecht!
Im
Zusammenhang mit Computern gilt: Der umgekehrte Schrägstrich
(Backslash) wird in manchen Systemen, vor allem auch in Windows™,
verwendet, um die Verzeichnisebenen einer auf der Festplatte
gespeicherten Datei darzustellen. Etwa so:
C:\Eigene
Dateien\Fotos\Griechenland-Urlaub\Rosi.jpeg.
Bei Internet-Adressen hingegen kommt stets der normale Schrägstrich
zum Einsatz: (jetzt nur mal so als Beispiel):
http://www.dolmetscherschule.de/de/absolventen.html
(
[ { und
zurück }
] ) Die
normale Tastatur hat drei Arten von Klammern; mit ihnen lassen sich
Hierarchien ausdrücken, also eine Erklärung in der Erklärung in
der Anmerkung, etwa so:
„Laurence Sterne (Autor des Tristram
Shandy
[ das ist einer der wichtigsten {und kurzweiligsten } Romane der
Literaturgeschichte]) lebte hier bis zu seinem Tode". Das klingt
jedoch nicht nurr kompliziert, das ist es auch. Man sollte
dergleichen vermeiden!
=
heißt „ist” bzw. „sind”; darüber hinaus ist das Zeichen ein
(sehr) altmodischer Bindestrich. Warum ist das Zeichen auf der
Tastatur? Weil man dann auch mal 5 gerade sein lassen kann („5 =
gerade”)
´
` ^ Ägü,
Graf und Sir Cornflex: das sind Akzente und keine Satzzeichen, und
wir bedürfen ihrer nur in Ausnahmefällen (bei eingebürgerten
Fremdwörtern wie „Café” zum Beispiel, obwohl man das ja
zunehmend „Caffè” schreibt - und der ist dann meistens „to
go”). Immerhin: gut, dass wir sie problemlos tippen können!
← die
Rücknahmetaste (auch TippEx-Taste). Für manche die wichtigste Taste
überhaupt!
* Asterisk
(kein Druckfehler!). Ein Sternchen, das für vieles steht. Es ist das
klassische Zeichen für Fußnote. Es ist auch ein Zeichen für den
Lebensanfang „Hölderlin (* 20. März 1770 in Lauffen am Neckar; †
7. Juni 1843 in Tübingen).” Als ich das letzte Mal in Goethes
Geburtshausin Frankfurt war (lang her), war sein Geburts-Zimmer markiert mit
einem Stern aus Goldpapier. Das nur nebenbei.
Wichtig ist seine
Funktion als „wild card”: Bei Suchoperationen in der EDV ist es
Platzhalter für das, was man nicht kennt. In der Etymologie steht es
für erschlossene Formen, z.B. die Urform eines Wortes, die aus
Lautentwicklungs-Gründen so geheißen haben muß, auch wenn kein
Beleg dafür existiert. So glaubt man zu wissen, dass das
indoeuropäische Wort für Schaf *owis gelautet
haben muss, denn das lässt sich zurück erschließen.
+ plus,
wie gesagt
~
daher
Ma~ (okay,
I couldn’t let that one pass...)
Man kennt die Tilde aus dem Wörterbuch; da steht sie als Platzhalter
für den immer wieder gleichen Oberbegriff. In der Mathematik steht
die doppelte Tilde für „ungefähr, annähernd”, und in Sprachen
wie dem Portugiesischen steht sie für die Nasalisierung des Vokals,
auf dem sie liegt. São
Paulo. Im Spanischen andererseits liegt sie auf dem ‚n’, das dann
‚nj’ gesprochen wird: Señor.
'
Apostroph,
kein Akzent! Er markiert eine Auslassung (Ellipse), wie zum Beispiel
bei „Das ist Hans’ Fahrrad” - für „Hansens”.
Den Apostroph beim Genitiv sollte man – außer in solchen Fällen –
generell meiden, beim Plural ist er ein Gräuel. Aufgemerkt: Es heißt
nicht
„Juliane’s Kindermoden” und erst recht nicht „2 Kilo’s
Kartoffeln”!
#
wichtig
als hashtag bei sozialen Netzwerken: erleichtert die Suchbarkeit von
Präferenzen. Und sonst? Das anglo-amerikanische Nummernzeichen, das
wir bisher auch nicht recht vermisst hatten. Jedenfalls kann man
jetzt „The #1 New York Times Bestseller” originalgetreu
schreiben.
<
und > größer und kleiner Zusammen mit einem Bindestrich schriebt der
Computer automatisch → einen Pfeil: nützlich!
|
wird
gern
übersehen: nützt's was? Naja, wenn man z.B. einen Duden schreibt,
ist es ganz sinnvoll, die Trennfugen eines Wortes zu markieren; mit
dem „senkrechten Strich” geht das so: „wie|de|rum
<Adv.>”... Ansonsten...
.
, ; : sind
normale Satzzeichen, gewissermaßen die Klassiker. Ich werde hier den
Teufel tun, die ganzen Feinheiten zu erklären.
- ist
– je nachdem, ein Binde- oder ein Gedankenstrich. Zur Not auch ein
minus und ein bis. Und natürlich ein Trennzeichen. Die verschiedenen
Funktionen hatten in der guten alten Bleisatz-Zeit unterschiedliche
Längen; jeder Setzer kannte den Unterschied. Wir verwenden
unterschiedslos den „Viertelgeviertstrich.”
An dieser Stelle muss ich
gestehen, dass mir das überambitionierte Schreibprogramm, das ich
benutze, sofort den ganzen Abschnitt einrückt, wenn es am Anfang
einen Gedankenstrich wittert, und würde das auch beim nächsten tun,
wenn ich nicht einschritte. Das nervt furchtbar!
_
ist
der Unterstrich, aber nicht zum Unterstreichen.
Dann
gibt's noch Ctrl:
für Control-Freaks (ansonsten auch Strg.); damit ließ sich die
Funtionalität der Tastatur noch um einiges erweitern; es gibt dafür
noch zwei weitere Tasten, die Alt
bzw. AltGr:
viele Tasten sind mehrfach belegt, und in Kombination mit Ctrl, Alt
und AltGr kann die Tastatur sehr viel mehr, als beste Schreibkraft
mit der guten alten Schreibmaschine je konnte. Meine hatte Typenrad
(und ich hatte damit zwei Schriften, eine regulär und eine kursiv),
und Korrekturband gab’s auch schon. Das war’s dann aber auch.
Den
Tabulator
( ← bzw, → ) sollten wir noch erwähnen; der Name kommt von
„tab[ulator] key”, also „Taste zum Erstellen von Tabellen”,
und so etwas geht tatsächlich einfacher mit dieser Taste. Das gab’s
schon bei mechanischen Schreibmaschinen und war eine großartige
Funktion.
So.
Und jetzt noch ein kurzer Blick auf etwas ganz anderes: auf die
Unterschiede bei der Tastaturbelegung in anderen Sprachen. Die
werden zum Beispiel bei der isländischen
augenfällig:
Es
ist ja ganz logisch, dass Tastaturen voneinander abweichen, je nach
Sprache. Und wenn es mit Akzenten nicht mehr getan ist, wenn die
Sprache eigene Buchstaben hat – wie im Deutschen das ä, ö, ü und
ß – ist es sinnvoll, wenn diese Zeichen auf der Tastatur auch
vorkommen. Das isländische Layout z.B. hat nicht nur (im Vergleich
zum deutschen) Y und Z vertauscht; generell sind einige Akzente und
Satzzeichen (z.B. das ?) nicht da, wo wir sie suchen würden; das Ö
ist in der obersten Zeile usw. Interessant ist auch die Taste ganz
oben links: neben dem ° (bzw. darüber) hat sie das Trema, also
unsere Punkte auf den Umlauten! Und natürlich gibt es Tasten für
die isländischen Laute Æ
(æ) Đ (đ) und Þ (þ) (in Klammern die Kleinbuchstaben)
Fußnoten
zu Anführungszeichen
- Im Amerikanischen sagt man gerne ”quote / unquote” - aber die ”quotes”, die Anführungszeichen, setzt man nur oben.
- Im britischen Englisch setzt man für normale Zitate in der Regel einfache ’quotation marks’, für Zitate im Zitat dann die doppelten; im Amerikanischen ist es gerade umgekehrt!