Mal was über Orange.

Orange?

Donnerstag, 11. Dezember 2014

rund und flach? fliegt!



Die Erde isr eine Scheibe.
Alles was rund und flach ist, fliegt.
Vor allem der Diskus, die Pizza und das Frisbee.

Schauen wir mal hin:



a) Griechenland der Antike.
In einer der olympischen Sportarten geht es darum, eine flache Scheibe möglichst weit fliegen zu lassen. Dieselbe Disziplin findet sich auch wieder in der wiederbelebten Form der Spiele (nicht: Olympiade. Das ist die Periode zwischen den Spielen, also vier Jahre, und damals waren es, needless to say, immer nur Sommerspiele und immer an demselben Ort: Olympia. Und weil wir gerade dabei sind: "Olympioniken" sind Olympiasieger, nicht etwa jeder Teilnehmer. Übrigens gab es olympische Spiele in der Antike von 776 v. Chr. bis 393 n. Chr., also über 1000 Jahre! So.)
Diskus: Das moderne olympische Sportgerät ist kleiner (21 cm Durchmesser) als der ursprüngliche griechische: der hatte mit bis zu gut 300 cm Pizzagröße. Der Weltrekord liegt seit Jahrzehnten bei 74m (Männer; bei Frauen mit 76m sogar noch weiter);
Bei den Griechen waren die Teilnehmer der Spiele Männer, eingeölt und nackt. Diese Menschen hatten offenbar einen körperorientierten Sinn für Ästhetik; jedenfalls gibt es Kunstwerke, die dies nahelegen, wie etwa der Diskobolos (=Diskuswerfeer): der Athlet als Sinnbild des vollkommenen Körpers.

b) Pizza
Die Pizza gab's als belegtes Fladenbrot schon seit der Antike; das Wort soll (cf. engl. Wikipedia) schon im Jahre 997 belegt sein. Eigentlich ist das Wort etymologisch ungeklärt (dürfte aber mit dem Wort für Brot zusammenhängen, das im östlichen Mittelmeerraum gebräuchlich ist: pide, pita oder pitta.
Die Pizza wie wir sie kennen ist mit Auswanderern und Gastarbeitern in alle Welt gebracht worden.) Es gibt sogar Behauptungen, sie sei nicht in Neapel (wie es meistens heißt), sondern in Amerika erfunden worden. Fest steht jedoch, dass die erste Pizzeria, die in Deutschland aufmachte, 1953 (also fast noch in der Nachkriegszeit) in Würzburg gegründet wurde.
Die Pizza müsste eigentlich gut fliegen (entsprechende Wurftechnik vorausgesetzt), aber so geht man nicht mit Lebensmitteln um! Höchstens mit billigen Tiefkühlpizzen. Übrigens:
"Throwing" oder "tossing a pizza" bezieht sich auf die Kunst, den Pizzateig zu wirbeln, bis er schön weit "ausgezogen" ist. Das ist in Ordnung, wenn der Teig stimmt.

c) Frisbee
Am Anfang standen die Blech-Kuchendosendeckel einer Bäckerei in Connecticut. Es sprach sich unter Studenten des örtlichen College schnell herum, dass diese Deckel gute aerodynamische Eigenschaften hatten (wie vielleicht auch Pizzen, und Studenten treiben ja allerhand Unfug.). Ein Mensch namens Morrison hat dann die kommerziellen Möglichkeiten erkannt und ein scheibenförmiges Sport- und Spaßgerät "erfunden"; ein kalifornisches Unternehmen mit dem zeit- und landestypischen Namen Wham-O – wir sind in den 1950ern – kaufte ihm die Idee ab und ließ die Wurfscheibe patentieren. Inzwischen ist ein raffiniertes Sportgerät daraus geworden, das aber noch immer auf Wiesen und an Stränden zwanglos und improvisiert benutzt wird.
Nur: Warum heißt es eigentlich Frisbee?
Zum einen, weil die Bäckerei in Bridgeport, Connecticut, so hieß: Frisbie Bakery,
Zum zweiten, weil der Familienname der Betreiber, Frisbie, aus England stammt und in Leicesterhire schon im 13. Jahrhundert als "Frisby on the Wreak" nachgewiesen ist.
Übrigens heißt dabei das Fri- "Friesen" und -by ist das skandinavische (hier: dänische) Wort für "Siedlung, Ort". So heißen denn auch viele Orte Whitby, Grimsby, oder im Land der Pippi Langstrumpf – Buller.

d) Speichermedien
disc oder disk – was ist älter? Obwohl es die amerikanische Variante ist: disk ist älter. Wegen des Computers ist das Wort mit -k auch im Britischen geläufig als Bezeichnung für das Speichermedium (z.B. hard disk, floppy disk). Allerdings wurde die CD von Philips (NL) und Sony (J) erfunden, und die nannten sie disc; die Weiterentwicklung, die DVD, heißt deshalb auch Digital Versatile Disc, und auch die Blu-ray1 ist eine Disc
Übrigens fliegt auch eine CD, DVD oder Blu-ray Disc ausgezeichnet, wie vor ihr bereits die Single, LP und Schellackplatte. Wie gesagt: Alles was rund ist, fliegt2.


1 Übrigens sind sowohl DVS als auch Blu-ray Disc als Warenzeichen eingetragen, die Schallplatte war das nicht.
2 Die offensichtlich ausgemusterte VHS-Kassette ist weder rund, noch fliegt sie sonderlich gut.


Samstag, 8. November 2014

Die Bahn als Aufgabe

Alle Züge stehen still

Wenn dein starker Arm es will..."



Na gut: Im Original (Bundeslied des Vereins, der mal SPD werden sollte) heißt es eigentlich "Räder", aber vor kurzem waren es ja die Züge, und die standen nicht etwa still, weil irgendein starker Arm es gewollt hätte, sondern die Lokführergewerkschaft GDL. Davon handelt dieser Artikel nicht.

Angeblich steht DB für "Die Bahn". Natürlich nicht: Das Unternehmen ist ja 1994 eine AG geworden, (oder wie ein befreundeter Schweizer immer so schön sagt: DéBe Áge). Natürlich heißt das noch Deutsche Bahn; das weiß bloß keiner. Auf ihrer eigenen Website heißt das Unternehmen allen ernstes "DB. Mobility Networks Logistics'. (Und jetzt fragen Sie einmal in Ihrem Bekanntenkreis, ob sich das Logistics mit 'g' spricht oder Lodschistiks mit 'dsch' wie in 'Dschungel'. Das ist, sei gleich zugegeben, selbst unter Muttersprachlern umstritten. Wieso wir das können sollen, ist unklar.)



Mit dem AG ist es auch so eine Sache: Einziger Aktionär ist die BRD; das Unternehmen ist im Staatsbesitz (wie weiland die Bundesbahn und die Reichsbahn - die Bahn der DDR hieß noch so!)

Die Bahn hat also jetzt Vorstand und Aufsichtsrat und wird wie eine AG geführt. Letzteres bedeutet, dass sie nach Möglichkeit keine Verluste einfahren soll. Ob das sinnvoll ist, soll hier nicht erörtert werden. Auf uns warten andere Aufgaben.


Drei von zahllosen Töchtern
Dass die Bahn – unsere Bahn! - sich nicht nur auf Englisch benennt, weil der Konzern DB nicht nur laut Website "in mehr als 130 Ländern" aktiv ist und Deutschland dabei immerhin "Kern des Unternehmens" bleibt, ist wohl auch der Grund dafür, dass man dabei das berühmt-berüchtigte Bahn-Englisch zu hören bekommt. "Sänk ju for träweling wiss.." - man kennt das ja. Nun wollen wir uns nicht über Menschen lustig machen, denen das Schicksal nicht vergönnt hat, Englisch zu können. Warum man allerdings gerade die ans Mikrofon galubt setzten zu müssen..

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(Auf) Vorfahrt achten!
Unser heutiges Thema war ja "Die Bahn als Aufgabe", und wir wollen nicht abschweifen. Aufgabe heißt es in diesem Fall , weil

  1. - die verantwortlichen (?!) Politiker die Verantwortung für die Bahn letztlich aufgegeben haben,
  2. die Bahn mehr und mehr zur Aufgabe geworden ist, und nicht zur Lösung Im Mathe-Unterricht hatte jede Aufgabe mindestens einen korrekten Lösungsweg; bei der Bahn gibt es trotz Strecken-Stilllegungen noch viele Wege, aber keine allgemein akzeptierte Lösung.
  3. Der Kunde schließlich steht vor einer Reihe von Aufgaben, die kaum zu lösen sind. Das erste ist das Lösen (!) eines Fahrscheins (billet) am zuständigen Automaten (distributeur des billets). Ich muss leider zugeben, dass ich damit kaum Erfahrung habe; immerhin waren das letzte Mal Bahnangestellte (staff) abgeordnet, um den Kunden zu beraten. Die Bedienung war also vermutlich kompliziert.

Aber wir sind ja modern und machen so etwas am Computer (online). Wer nun meint, die entsprechende Internet-booking-Website sei undurchsichtig, untertreibt massiv. Wenn es wahr ist, dass wir mit unseren Aufgaben wachsen, erkennt man Bahn-Nutzer an der geneigten Körperhaltung, wie sie für besonders bei langen Menschen vorkommt.



Achten Sie mal darauf!

Und noch etwas: Wenn SIe demnächst wieder einmal auf der Autobahn das Gefühl beschleicht, dass die rechte Spur (LKW Stoßstange an Stoßstange) inwischen nur noch dem Güterverkehr dient - das tut sie auch. Bei der Bahn, wo die Güter an sich hingehören, landen nur noch ganze 17% der transportierten Güter-

Montag, 13. Oktober 2014

Marxismus-Lennonismus??

Erst freut man sich wohl über die wortspielenden Briefmarken: Marx und Lenin, nein, Lennon! Und Marx ist hier auch Groucho und nicht Karl. Wie lustig! Wer bringt so etwas als Briefmarke heraus? Das, was auf den ersten Blick wie Russisch aussieht, ist irgendwie auch anders, aber – da steht's ja auch auf Englisch. Republic of Abkhazia (dann auf Deutsch wohl 'Abchasien').  



Was ist denn das nun wieder? Nun, um es kurz zu machen: Abchasien ist der westlichste Teil von Georgien, der aus komplizierten Gründen (geschichtlicher Art) glaubt, kulturell und überhaupt eben nicht Georgien zu sein, sondern eigenständig. Völkerrechtlich ist es das nicht, und nur sechs Staaten erkennen Abchasien überhaupt an, darunter so mächtige Nationen wie das Südsee-Inselchen Nauru oder das Inselreich Vanuatu (aber auch, das sei zugegeben, Russland. Putin wird schon wissen, warum).




Wirtschaftlich hängt das Land völlig von Russland ab; ein Versuch, sich eine eigene Einkommensquelle zu erschließen, scheinen Briefmarken zu sein, von denen einige originell genug sind, um sich auf dem Weltmarkt zu verkaufen. Andere "Winz"-Staaten praktizieren so etwas schon sein Jahrzehnten: Man denke etwa an San Marino.

Eine Landkarte ohne großen Wert
(Abchasien)
Lennon ist irisch und bedeutet (abgeleitet von O'Lennain oder Leannán oder Lonain – was Schreibweisen angeht, war man früher viel unbekümmerter; das gilt, dünkt mich, für das Irische ganz besonders) vermutlich in irgend einer Form 'Sohn des Lónan' ergo: 'Amsel'; nach anderen Quellen könnte es auch 'Liebhaber' heißen. Genaues weiß man also nicht. Bekannte Iren dieses Namens: die Lennons of Fermanagh.



Natürlich spielt die Briefmarke auf Lenin an. Der historische hieß ja Владимир Ильич Ульянов, und Lenin ist ein Pseudonym, buchstäblich ein nom de guerre, vermutlich abgeleitet vom sibirischen Fluss dieses Namens. Laut Wikipedia benutzte er noch andere Namen, wie etwa Meier, Frei und Peterburzhets.



Marx – ein Name, der erstaunlich schwer online zu recherchieren ist. Die meisten Web-Adressen, die sich mit (Nach-) Namen beschäftigen, sind interessiert an Genealogie, also Ahnenforschung, und weniger an der Bedeutung von Namen. So bekommt man relativ oft Karten, die die Verbreitung von Nachnamen zeigen sollen (was die wahren Verhältnisse meist stark verzerrt), lange Listen über die Beliebtheit von Namen – jetzt fehlt nur noch ein Ranking nach dem Motto "Die effektivsten Nachnamen Deutschlands" -; wenigstens eine Website will mir beweisen, dass Namen unser Leben bestimmen usw. Fast will es scheinen, als ob keiner was genaues wüsste.
deutsche-nachnamen.de  fragt mich tatsächlich "Meinten Sie Mars?" Nein, meinte ich nicht.  



Man wundert sich: Karl aus Aachen hieß Marx, und eine ganze Ideologie wurde nach ihm benannt. Reicht das nicht? Oder: Groucho, Harpo, Chico und Zeppo drehten über ein Dutzend Filme. Aber keiner weiß, wo der Name herkommt? Gut, die Filme waren eher albern, aber reicht das für ein "Es konnten keine Suchergebnisse (auf Deutsch) für „marx“ gefunden werden!"? (das "auf Deutsch" ist übrigens eine arge Hochstapelei, denn andere Optionen kennt die Site nicht.
freie Bearbeitung des Wappens
von Wolhynien


Also, vorläufiges Fazit: Genealogie per Internet ist eine seltsam ungenaue, oft irreführende Angelegenheit. Zumindest gilt das für die Websites, die ich konsultierte. Letztlich landet man tatsächlich wieder bei – Wikipedia (http://de.wikipedia.org/wiki/Marx_(Familienname)). Dieser Quelle nach ist der Name eine alternative Schreibweise zu Markus (so erklärt sich ja auch der merkwürdig anmutende Name eines ehemaligen Klosters in Würzburg: "St.Marx".
Aber mal unter uns: Sowohl die Marx Bros. als auch Karl Marx waren Juden – im Falle von Karl 'jüdischer Abstammung', und das will mit einem christlichen Kloster nicht recht zusammengehen.



Das muss aber auch nicht sein: Als jüdischer Name ist dies, so Wikipedia, ein "Ersatzname für Mordechai." Wieso man für Mordechai einen Ersatznamen braucht? Könnte sein, dass Mordechai zu offensichtlich jüdisch klingt? Das klingt interessant, doch führt es hier zu weit weg von der Briefmarke und Abchasien. Der Leser möge selbst recherchieren.





A propos Winz-Staaten: Es gibt eine ganze Reihe von Territorien, die das Schicksal von Abchasien teilen. Man will sich vom 'Mutterland' lossagen, oder hat sich bereits losgesagt, und keiner glaubt einem. Niemand interessiert es, dass man eine alte Kulturnation ist, irgendwann einmal ein selbständiges Fürstentum war (wie Monaco, San Marino oder Liechtenstein es heute noch sind) und dass man überhaupt Freiheit über alles liebt, wie diverse patriotische Gesänge aus verstaubten Jahrhunderten beweisen. Ja, die Sprache des Landes ist so alt, dass sie inzwischen kaum noch jemand versteht – und was dergleichen Argumente noch mehr sind.

sic transit gloria mundi:
So vergeht der Ruhm der Welt
Und? haben diese Völker nicht auch das Recht auf Selbstbestimmung? Ist die Größe eines Landes wichtig? (Warum gibt es dann Nauru?). Ist es der Reichtum an Bodenschätzen, oder werden solche Mikro-Nationen von den mächtigeren Völkern als Schachfiguren benutzt? Einfach nur Pech gehabt?



Die Antwort liegt auf der Hand: Ja.



Nationen, die vom Zerfall der Sowjetunion übrig geblieben sind:
     Süd-Ossetien, Berg Karabach, Transnistrien

Nationen, von denen einige der eben erwähnten Nicht-Staaten abgefallen sind, die selbst aus dem Zerfall der o.g. Sowjetunion resultieren, aber mehr Glück hatten und international anerkannt sind:

      Georgien, Moldawien, Aserbeidschan

Nationen, die es (noch) nicht geschafft haben, den Status als Kolonie abzuschütteln:

      Sahara, Somaliland, Punt, West-Neuguinea,  

Nationen, die bis auf weiteres von anderen kontrolliert werden

      West-Neuguinea ("Iryan Jaya"), Palästina, Wa, Tibet

Nationen, die einmal jemand waren, was aber heute keine Rolle spielt:

      Königreiche wie Burgund, Böhmen oder Bayern, Zarenreiche wie Bulgarien,  
      das Khanat der Krim, der Kirchenstaat, die Walachei, Galizien oder das
      Fürstentum Halytsch-Wolodymyr.  


Die Liste ist endlos, sinnlos, aber reizvoll.



Es gibt im Englischen eine Redewendung: "There, but for the grace of God [go I]"  soll jemand beim Anblick von zum Tode Verurteilten gesagt haben, die auf dem Weg zur Hinrichtung waren; "wäre Gott mir nicht gnädig gewesen, wäre ich einer von diesen"1 Im Falle von Nationen, Völkern und freiheitsliebenden Ethnien ist Gott oft auch gnädig und lässt sie am Tisch der Nationen Platz nehmen. Manchmal lacht er dann und schickt sie wieder fort...




1Hier streikt übrigens ausnahmsweise auch Linguee:

[...] nach Hause; und als ich sah, daß die arme Katze, die beseitigt wurde,  ich, aber für die Anmut des Gottes, gehen I." dachte, also könnte Himmel eine bessere Lebensdauer sein

Mittwoch, 24. September 2014

Neulich im Einzelhandelsfachgeschäft

Warum heißt du eigentlich "Kaufmann"
und nicht "Verkaufmann"?

Über die Nützlichkeit der Null

Rien, nichts, nada: was soll daran nützlich sein? "Ich habe keine Lust" ist so verschieden nicht von "null Bock". Und was soll die "leere Menge" in der Mathematik groß sein, wnnn nicht – nichts. Oder?

Nun, wenn man ein wenig nachdenkt: Null ist nicht unwichtig. Das haben auch schon die Verfasser von T-Shirt-Sprüchen (wer schreibt die eigentlich?) erkannt; "Ich bin die Eins, ihr seid die Nullen" zeugen immerhin von der Erkenntnis, dass es bei Zahlen im Zehnersystem auch auf die Nullen ankommt, und dass etwa sechs Nullen hinter einer Eins zusammen eine Million bedeuten. Das gilt aber nur, wenn die Nullen auch hinter ihrer Eins stehen.

Anders ausgedrückt: Unser System macht den Wert einer Ziffer abhängig davon, wo sie steht. Wir erinnern uns an unsere ersten Schritte im "Zahlenraum": es gibt Einser, Zehner, Hunderter, Tausender und so weiter. Trotz der normalen Schreibrichtung werden diese von rechts nach links geschrieben, also
T H Z E - wobei für jede Position zehn Werte zur Verfügung stehen, 1 – 9 und – die Null. Steht sie für Zehner, heißt das "keine Zehner"; 103 steht so für "einen Hunderter, keinen Zehner, drei Einer" oder, kürzer, "einen Hunderter, keinen Zehner, drei Einer, d.h. Null bedeutet: –

A propos T-Shirt: "Es gibt nur 10 Arten von Menschen: Solche, die das Binärsystem verstehen, und die, die das nicht tun." Der Witz erschließt sich nur denen, die das Binärsystem verstehen und wissen, dass 10 unserer 2 entspricht. Während das Zehnersystem in Potenzen von 10 fortschreitet (d.h., jede Position ist zehnmal so viel wert wie die (nächstniedrige) rechts von ihr. Beim Binärsystem sind das Zweierportenzen. Also :

geschrieben                            26   25   24   23   22   21   20
entspricht im Zehnersystem   64    32  16   8     4      2      1  
Beispiel                                    1     0     0    1     0      0      1
im Zehnersystem 64 - - +8 - - +1
Gesamtwert: 73 (64+8+1)

Mit einer 1 an entsprechender Position "schaltet" man den jeweiligen Wert "ein"; mit einer Null nicht. So rechnet bekanntermaßen der Computer.1

Die alten Babylonier rechneten im 60er-System. Auch das geht! Ihnen verdanken wir u.a. die 60-Minuten-Stunde und die 360° im Kreis, und indirekt sind sie möglicherweise auch "schuld" an unseren 12 Monaten. Aber das führt hier zu weit (oder anders ausgedrückt: zu hoch für Leute wie dich und mich).

Die Null ist der Anfang vom Zahlenstrahl und der Ausgangspunkt eines jeden 'normalen' Koordinatensystems. Der Null-Meridian durch Greenwich ist die Linie, die West und Ost trennt (im geographischen Sinn zumindest): Wir in Deutschland sind östlich von "Null"; Positionsangaben sind in unserem Land nur n.B. (nördlicher Breite; international: N) und ö.L. (östlicher Länge; int.:E) möglich; Würzburg liegt bei 49°47′N 9°56′E. Buenos Aires zum Vergleich: : 35° S, 58° W.
Traditionell gilt "Normal-Null" als Höhe des Meeresspiegels. Bei der Celsius-Temperaturskala ist "Null Grad" der Gefrierpunkt (bei der Fahrenheit-Skala liegt dieser bei 32°) von H2O

Übrigens; Man spricht immer von "Arabischen Zahlen". Die sehen in Wirklichkeit so aus: ٢٠١٤ (= 2014; der Punkt٠ ist die Null. Eigentlich wäre es korrekter, von "Indischen Zahlen" zu sprechen, denn es waren maßgeblich die Inder, die das Zehnersystem und die Null erfanden.


Das Englische kennt eine Vielzahl von Synonymen für "Null"; hier einige der häufigsten:

Quantität (mathem.)- aught (veraltet; poetisch), goose egg, o, oh,(Form der Ziffer!), null (oft: "null and void" = null und nichtig), naught, nil, nothing, zilch, zip (ugs.)

Unbedeutende Person - cipher, morsel, nonentity, number, twerp,

Niedrigstand - bedrock, bottom, depth, rock bottom, zero, love (Tennis)

aus anderen Sprachen: - nada, nix, rien

1Wenn die erst mal gelernt haben, weiter zu zählen!

Samstag, 30. August 2014

COMPUTARE MODO ROMANO

Am Anfang war der Finger. Damit kann man zählen: insgesamt bis zehn – daher vermutlich unser Zehnersystem. Wenn wir schreiben, etwa, wenn wir eine bestimmte Anzahl von Tagen im Kerker sitzen müssen, machen wir vielleicht eine Strichliste: vier senkrechte Striche, vier Tage; der fünfte Tag: ein schräger Strich quer durch: so behält man die Übersicht. Mit der Zeit wird’s aber dann doch etwas schwerfällig. Dann suchen wir Alternativen.




Es ist reizvoll, sich vorzustellen, dass die alten Römer ihr System aus der Strichliste entwickelten. Bis sie in eine Sackgasse gerieten. Umso erstaunlicher ist es, dass römische Ziffern heute noch vielfältig Verwendung finden: an öffentlichen Bauwerken, auf Zifferblättern, in dicken Büchern mit wissenschaftlichem Anspruch, zur Bezeichnung von Monaten usw. Warum aber Sackgasse? Nun, sie sind schwer zu handhaben, besonders, wenn man große Zahlen schreiben will; es gibt keine Null Rechnen ist mit ihnen glatt unmöglich, und andere systemische Fehler.



Schauen wir genauer hin. Drei I sind drei; V entspricht dem oben erwähnten Querstrich, und X ist ein V und ein umgekehrtes, auch logisch. 1, 5 und 10 sind nachvollziehbar, ihre Vielfachen nicht ohne Weiteres: 50, 100, 500, 1000. Die Römer schrieben dafür L, C, D und M. Weiter ging es übrigens meistens1 nicht. Da C für centum (hundert) steht und M für mille (tausend), fragt man sich, woher L und D kommen. Das ist nicht endgültig geklärt.



Versucht man, römische Ziffern2 anzuwenden, gerät man bald an Grenzen, seine eigenen und die des Systems. Dieses Jahr geht gut: MMXIV – facile3! Das Jahr 1789 war, mit römischen Ziffern geschrieben, MDCCLXXXIX. Kein Wunder, dass die Revolutionäre (das Jahr der Französischen Revolution!) ein ganz neues System einführten, (l'an I de la liberté – "Jahr 1 der Freiheit")4 Aber wir können ja nicht jedes mal, wenn wir Schwierigkeiten mit einer Zahl haben, eine Revolution anzetteln! (Das gäbe zahllos viele Umstürze!). Wie steht's mit anderen großen Zahlen? Drücken Sie mal das Jahr 1993 auf die römische Weise aus! Na?



Gut, erst nochmal die Spielregeln:

  1. Die Ziffern folgen in Leserichtung von groß nach klein, also: M D C L X V I
  2. Ein Wert wird von einem größeren abgezogen, wenn die kleinere Ziffer links von der größeren steht.
  3. Wiederholungen sind in Grenzen erlaubt: M,C,X,I können (normalerweise) nur dreimal, die anderen besser nicht wiederholt werden.
  4. Null gibt es nicht5!
  5. Das System kennt keinen Stellenwert. Das heißt: M heißt immer 1000, ganz egal wo es steht in der Ziffernfolge. Im indo-arabischen System, das wir verwenden, hat die 7 im folgenden Beispiel 3 verschiedene Wertigkeiten:
        745717:
        Die 7 ganz links hat den 'Wert' 700000, die mittlere steht für 700, und die 7 rechts gilt 7.



So, jetzt zurück zu 1993. Folgende Schreibweisen wären irgendwie plausibel, oder zumindest hat es den Anschein. MVIIM (2000 – 7, aber eigentlich nicht erlaubt) MDCCCLXXXXIII (quasi ausgeschrieben, aber unübersichtlich), MCMXCIII (mehrere grenzwertige Wiederholungen, aber einigermaßen klar).

Nun zum Rechnen: Das System erlaubt nicht einmal einfache Addition oder Subtraktion: XII + XVII = XXIX. Das stimmt zwar, aber wie kommt man dazu? und wieso ist C – XXVII = LXXIII?

Multiplizieren? Potenzen?? minime6!!

Das Interessante ist, dass unsere Rechenweise – 10 Ziffern (1,2,3,4,5,6,7,8,9 und eben auch die 0), das Komma und ein Stellenwertsystem – so viele komplizierte Berechnungen und Operationen zulässt, dass man anfängt, sich zu wundern. Die Ingenieurskunst der Römer, die Bürokratie ihrer Verwaltung und die Organisation ihrer Truppen – all das kannte nur diese unbeholfene Mathematik.

Aber bei den anderen Hochkulturen der Antike, von Ägypten bis Mesopotamien, kannten meist nur ähnlich komplizierte, zumindest für uns sehr undurchsichtige Rechenweisen7.



Das gilt auch für die Griechen, trotz Pythagoras, Euklid & Co. Sie benutzten Buchstaben für Zahlenwerte, kannten aber immerhin so etwas wie die Null. Auch die alten Hebräer hatten ein 'alphabetisches' Zählsystem, das zwar verwirrt, andererseits und gerade deshalb der 'Gemattrie' Vorschub leistete, einer Zahlenmystik von stupender Komplexität und stupider Nutzanwendung. Will sagen: geheimnisvollem Unsinn. Etwa nach dem Motto: Wenn Buchstaben Zahlen sind, haben auch Wörter einen Zahlenwert8. Ganze Texte sind also Zahlencode und bergen mystische Geheimnisse, wenn man die Zahlen richtig versteht. Das heißt natürlich dass immer das aus einem Text herausgelesen werden kann, was man vorher hineingeheimnist hat. Aber das ist eine andere Geschichte....

und das alles mit diesen komplizierten Zahlen berechnet?


Die Römer waren dagegen nüchterne, solchem Unsinn9 dann doch eher abgeneigte Praktiker. Auch wenn ihr Zahlensystem etwas unpraktisch war.

Die Anmerkungen:..




1  'meistens' heißt hier: es gibt kompliziertere Weiterentwicklungen, aber die sind noch unverständlicher und unnötiger. Was für Mathematiker und Masochisten.


2  D ist hier die Ziffer, sie steht für die Zahl 500. Ziffer und Zahl sind Zeichen und Bezeichnetes; man sollte sie nicht verwechseln.


3  lat.: "leicht"


4  Der revolutonäre Kalender wurde allerdings erst 1792 eingeführt; das Revolutionsjahr liegt vor der Zählung!


5  das hat massive Folgen, die demnächst an diesem Ort Thema sein sollen.


6  lat.: "mitnichten"


7 trotz aller technischen Probleme, die die Keilschrift in Sachen Lesbarkeit bietet, waren die alten Babylonier ausgefuchste Mathematiker. Das war jedoch sehr die Ausnahme.


8  Offenbarung 13, 18: "Wer Verständnis hat, berechne die Zahl des Tieres! Denn es ist eines Menschen Zahl; und seine Zahl ist 666." - "The number of the beast." Oder als T-Shirt-Spruch: 667: the neighbor of the beast...


9  ein kleines Beispiel für Textmystik: Im englischsprachigen 46. Psalm der King James Bible ist das 46. (!) Wort von Anfang her gezählt "shake" und das 46.(!!) von hinten "speare". Was beweist uns das? Nichts!

Sonntag, 6. Juli 2014

Mädchen, die wie Blumen heißen


Alyssa (von Adelheid, oder von Alyssum, “Steinkraut”)
Blodwen (weiße Blume auf Walisisch). Begonia gibt’s auch als Namen.
Calla eher selten, aber immerhin...
Daisy (Margarite)
Erika (Heather) Das Heidekraut ist im Deutschen wie um Englischen ein Name.
Fuchsia (in Mervyn Peakes großartiger Roman-Trilogie “Gormenghast”)
Gardenia (die Blume ist nach Alexander Garden benannt, also eigentlich keine Blume)
Hyacinthe (frz.: weibl. und männl.). Wahlweise Hazel (“Haselstrauch”)
Iris leitet sich ab vom griechischen Wort Regenbogen (daher heißt die Regenbogenhaut im Auge auch so);  
         die Pflanze heißt bei uns Schwertilie, siehr aber mehr aus wie Jugendstil, weniger wie eine Waffe.                   Als fleur de lys ist sie das Symbol der französischen Könige.
Ivy (vgl. Dame Ivy Compton-Burnett) - Efeu und giftig.
Jasmin (Blodwen??)
Krysante (goldene Blume; die Ch...-Schreibweise ist auch selten)
Lilia (Lil(l)y) oder Lilyia: Vor allem in slawischen Sprachen ist das die Lilie,
Margarethe (fast: die Pflanze heißt Margerite)(vn μαργαρίτης margarítēs „Perle“; daher auch Margarine!)  Auch beliebt; Myrtle (Myrte frz. myrtille. Das sind Heidelbeeren)
Nasrin ist ein persischer Vorname mit der Bedeutung “wilde                    Rose”
Olivia (wenigstens eine Pflanze: Ölbaum)
Petunia. Oder auch Poppy (der Klatschmohn)
Q: komplette Fehlanzeige. Andererseits: Qamar heißt Mond auf               Arabisch, und das ist ja auch nett.
Rose (Rosa, Rose); Rosemarie (Rosemary ist Rosmarin im                    Englischen)
Samantha ( -antha ist griechisch für Blume)
Tulpe Schmidt-Rothluff ?? Tiwlip (“Tulpe”) gibt's in Wales aber             schon.
Ume Pflaume auf Japanisch. Wir nehmen an, ein Mädchen heißt             nach der Blüte, nicht nach der Frucht...
Viola, Violet ist das Veilchen
Wisteria. Die Pflanze heißt auch Blauregen, aber als Name mit               Vorsicht zu genießen. Laut einer meiner  Quellen1  (genau genommen in einem Kommentar) ist der                 Name "definitely crazy awesome :)”. Vielleicht doch besser
Willow (heißt Weide, aber es gibt immer mehr Mädchen, die so heißen)
Xochitl – Kaum zu glauben, aber wahr: In Nahuatl (Mexiko) heißt das – Blume. Und: dort heißen manche             Mädchen so!
Yasemin (türkische Jasmin)
Zahra (≠ Sarah!) (arab. “Blüte”)

1http://babynamepondering.blogspot.de/2013/05/wisteria.html

Albern klingende Namen
kommen fast immer aus den USA 2
wie zB:

Clint (Eastwood)
Chelsea (auf dt. etwa "Bockenheim Müller")
Marlon (Brando)
Stockard (Channing: is ne Frau und heißt eigentlich Susan)
Dwight (sprich Ike: Eisenhower)
Meryl (Streep; OK, die ist Engländerin)
Halle (Berry)
Dakota (Fanning; Schauspielerin)
River (Phoenix)
Denzel (Washington)
Cameron (Diaz)
Drew (Barrymore)
Zsa Zsa (Gabor: hieß in Wirklichkeit Zsuzsanna)
Moon Unit (Zappa) & Dweezil (Zappa)
Tompall (Glaser; Countrysänger)
Winona (Ryder)

Ach bei uns in Europa sind es oft Promis, die ihren Kindern ungewöhnliche Namen geben:
Buddy Bear Maurice heißt das vierte Kind von Starkoch Jamie Oliver; seine anderen drei heißen Petal, Poppy und Daisy, also etwa Blütenblatt, Klatschmohn und Gänseblümchen. Enie van de Meiklokjes (Maiglöckchen auf Holländisch) ist jedoch nur der Künstlername einer gewissen Doreen Grochowski.
oder aber: der alte Adel hat gerne 5 - 10 Vornamen, darunter mindestens 3 ausgefallene.
Dazu später einmal.
Oder aber: Mönche und Nonnen nach ihrem Profeß, die sog. Ordensnamen. Diese sind zu behandeln wie Künstlername; Mutter Theresa hieß eigentlich Agnes Gonxhe Bojaxhi; Namen wie Willibrord oder Innozenzia tragen Ordensangehörige manchmal heute noch, obwohl hier ein Trend zu "normaleren" Namen zu erkennen ist.

2 Das hat natürlich einen Grund: Als Einwanderungsland sondergleichen erlauben die amerikanischen Behörden auch ausgefallene Namen – es könnte sich ja um einen Namen handeln, der in irgendeinem Ursprungsland ganz normal ist. Wie ”Rain-in-the-face” oder „Knut-Eugen”..