Mal was über Orange.

Orange?

Sonntag, 8. Dezember 2013

Die Anfänge der Kohle

Karbon (engl. carboniferous)

Die Erde hat vor langer, sehr langer Zeit einmal ganz anders ausgesehen; zwei Kontinente hatten sich im Silur (vor gut 400 Mio. Jahren) gebildet, Gondwanaland im Süden und Laurussia, die sich schließlich im Perm zum Superkontinent Pangäa vereinigten; damit endete das Erdaltertum.

Die Luft war reich an Sauerstoff, so dass das Leben - noch weitgehend in Gestalt von Gliedertieren und Riesenfarnen – wuchs und gedieh. Die Atmosphäre war meist feucht und warm. Dschungelklima in weiten Teilen Pangäas. Oder, anders gesagt; es wucherte üppig. Der Meeresspiegel schwankte beträchtlich. Die Riesenfarne aber wurden immer größer, ebenso die Schachtelhalme und einige Koniferen.

Das war vor, sagen wir, 300 Millionen Jahren. Immer wieder einmal wurden die Schachtelhalm- und Farnwälder überflutet, von Schlammfluten eingedeckt und eingeschlossen. Dabei verändert sich das organische Material: aus Holz wurde durch den hohen Druck und hohe Temperaturen allmählich (Stein)Kohle. Das geschah nicht über Nacht, sondern in einem Zeitraum von zig Millionen Jahren.
Das Zeitalter, in dem soches geschieht, liegt zwischen Devon (vor ca.400 – 350 Mio. Jahren) und Perm (vor etwa 300 – 250 Mio Jahren). Es heißt Carbon, nach dem Haupt”produkt”
.

Coda
50 bis 100 Millionen Jahre später – wir befinden uns im sog. Jura – war die Erde weit mehr bevölkert; Sauriere und der Urvogel Archäopterix lebten im Schachtelhalm- und Farnwald, in dem sich auch immer mehr „richtige” Bäume fanden. Eine noch nicht so recht anheimelnde Welt, aber nicht so schlimm wie „Jurassic Park”. Hollywood ist noch in weiter Ferne.

Und doch spielen sich Tragödien ab, die man fast verfilmen könnte, allein schon wegen der special effects. Hier eine Version aus dem Biedermeier, von Viktor von Scheffel, und zwar aus dem Jahre 1876:

Der Ichthyosaurus

Es rauscht in den Schachtelhalmen,
verdächtig leuchtet das Meer,
da schwimmt mit Tränen im Auge
ein Ichthyosaurus daher.
Ihn jammert der Zeiten Verderbnis,
denn ein sehr bedenklicher Ton
war neuerlich eingerissen
in der Liasformation.

"Der Plesiosaurus, der alte,
er jubelt in Saus und Braus,
der Pterodaktylus selber
flog neulich betrunken nach Haus.

Der Iguanodon, der Lümmel,
wird frecher zu jeglicher Frist,
schon hat er am hellen Tage
die Ichthyosaura geküßt.

Mir ahnt eine Weltkatastrophe,
so kann es länger nicht gehn;
was soll aus dem Lias noch werden,
wenn solche Dinge geschehn?"

So klagte der Ichthyosaurus,
da ward es ihm kreidig zu Mut,
sein letzter Seufzer verhallte
im Qualmen und Zischen der Flut.

Es starb zu derselbigen Stunde
die ganze Saurierei,
sie kamen zu tief in die Kreide1,
da war es natürlich vorbei.

Und der uns hat gesungen
dies petrefaktische Lied,
der fand's als fossiles Albumblatt
auf einem Koprolith.


1Das Erdzeitalter, das vor ca. 150 Mio Jahren auf das Jura folgte.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen