Mal was über Orange.

Orange?

Montag, 9. November 2015

Zündhölzer

Prometheus und Lucifer
In der römischen Mythologie wurde Luzifer als poetische Bezeichnung für den Morgenstern, also den Planeten Venus verwendet. Es handelt sich hierbei um die wörtliche Übersetzung der griechischen Begriffe Phosphóros („Lichtbringer“) bzw. Eosphóros („Bringer der Morgenröte“). Im Lateinischen war der "Lichtbringende" Lucifer und, durch eine missverständliche Formulierung in der Übersetzung der griechischsprachigen Bibel ins Lateinische (Lukas 10, 18: "Ich sah den Satan vom Himmel fallen wie einen Blitz") wurde er bald mit dem Teufel gleichgesetzt. Man fühlt sich an die Sage von Prometheus erinnert, der den Menschen das Feuer brachte und für diesen Frevel von den Göttern hart bestraft wurde.
Im Niederländischen nennt man Zündhölzer noch heute luciferi (Een lucifer is een klein houtje met een ontvlambare kop, waarmee vuur gemaakt kan worden) [ein klein Hölzlein mit entflammbarem Kopf womit Feuer gemacht werden kann].
Zündhölzer
Ein Feuer zu entzünden ist schwierig; leichter ist es, wenn man von einem bereits brennenden Feuer die Flamme zum Anzünden des neuen Feuers verwenden kann. Dazu verwendet man zweckmäßig ein Stück Holz (allumette im Französischen, von allumer entzünden), besonders gerne aus Holz von Nadelbäumen, das besonders harzreich ist und vergleichsweise lange brennt. Ein solches Holz nennt man Kien(Span), und bei armen Leuten diente jahrhundertelang ein Kien, der in eine Halterung geklemmt war, als zwar schwache, aber billige Beleuchtung der Wohnung.
Ein anderer Name für das Holz, mit dem man Feuer überträgt, ist Fidibus. Woher dieser Name stammt, ist nicht eindeutig geklärt. Das Englische match kommt über das Altfranzösische aus dem Griechischen, wo das Wort μύξα den Docht einer Lampe bezeichnet.
 Schwefelhölzer.
Als Anzündhilfen wurden im 19. Jahrhundert Hölzer gebräuchlich, die am einen Ende mit schwefel- und/oder phosphorhaltigen Substanzen versetzt waren. Diese waren zwar hochgiftig, aber leicht entflammbari. Bei ihrer Herstellung und dem Vertrieb waren fast ausschließlich die Ärmsten der Armen, und da wiederum besonders
Frauen und Kinder beschäftigt, die sich häufig Phosphornekrosen zuzogen, die sie grässlich entstellten (der Unterkiefer wurde durch das giftige Phosphor zerfressen) und, falls sie überhaupt überlebten, unfähig wurden, irgendeiner Arbeit nachzugehen. Andersens Märchen vom Mädchen mit den Schwefelhölzern (Den lille pige med svovlstikkerneii) erzählt ein solches Schicksal.

Alleszünder und Sicherheits-Zündhölzer (safety matches). Erst 1906 wurden die Alleszünder, jene überall leicht entzündbaren Hölzer, die man nur an irgendeiner rauen Fläche reiben musste, (notfalls an der Schuhsohle), durch internationale Konvention verboten. Dies führte rasch zur Entwicklung von Alternativen, d. h. Hölzern, die man nur an geeigneten Flächen entzünden konnte, welche gewöhnlich als Reibefläche an der Schachtel mitgeliefert wurden. Diese Sicherheitshölzer sind noch heute allgemein gebräuchlich.
Schwedenhölzer
Dem schwedischen Industriellen Ivar Kreuger (1880-1932) gelang es, mit seiner Streichholzfabrikation Svenska Tändsticks AB (STAB) ein weltweites (beinahe-)Monopol auf Zündhölzer aufzubauen: Anfang der 1930er Jahren kontrollierte er drei Viertel des Marktes und war auch in anderen Bereichen aktiv (Papierindustrie, Bergwerke, Filmindustrie). Trotzdem nahm Kreuger sich 1932 das Leben, vermutlich aus Sorge um sein Finazimperium.
In Deutschland wurden die "Schwedenhölzer" als "Welthölzer" vertrieben. Hierzulande bestand das schwedische Monopol bis 1987.

Misc.


Heute sind Streichholzschachteln ein beliebter Werbeträger, v.a. in Supermärkten, im Hotel- und Gastronomiegewerbe, etc. Die Streichhölzer selber werden gerne für Bastelarbeiten benutzt.
Modell einer Dampflok, gebastelt aus Streichhölzern

Das Sammeln von Streichholzschachteln und -briefchen wird als Phillumenie bezeichnet.

matchbox: Modell-Autos, die in eine Streichholzschachtel passen. (N.B. In GB sind die Schachteln gewöhnlich etwas größer, aber der Name ist ohnedies nicht ganz wörtlich gemeint).


i Das englische Wort für "entzündlich, entflammbar" ist an sich "inflammable" (ent-flamm-bar). In amerikanischen Sicherheitshinweisen ist hingegen oft von "flammable" die Rede – offenbar, weil man das "in-" für eine Art "nicht-" hält (quasi "un-flamm-bar")
ii seit 1928 mehrmals verfilmt. Neutöner Helmut Lachenmann komponierte eine 1997 Oper; der Stoff wurde auch von anderen mehrfach vertont (Webenau, Mors); zu einem Musial verarbeitet, von den Disney-Studios vertrickfilmt (The Little Matchgirl)


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