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Orange?

Freitag, 15. Januar 2016

Schönheit durch Möbel

In vielen Kulturen gilt es als das Normalste von der Welt, auf dem Boden zu hocken. Höchstens hat man noch ein Kissen, wenn man es extra bequem haben will, sonst nichtsi.

Dalí, Mae West: schöner wohnen?
In unseren Breiten ist das normale Sitzmöbel der Stuhl. Hat er keine Lehne, ist es ein Hocker; als einfacher Stuhl hat er eine Rückenlehne, gelegentlich ein Paar Armlehnen, und das genügt. Wenn der Hocker sehr niedrig istii, nennt man ihn Schemel. Das englische Wort für Schemel ist übrigens stool; den Stuhl nennt man chair – vom frz. chaise. (der Hocker heißt dann bei den Franzosen tabouret, aber das führt jetzt zu weit). Sowohl "Schemel" als auch "Stuhl" sind alte germanische Wörter.

Man kann alles polstern: den Hocker, den Stuhl; mit Armlehnen und Polstern ist das eín fauteuil. Im Englischen heißt er logischerweise armchair, der Sessel. Die Schweden schreiben übrigens fotölj, weil man es so spricht. Siehe Ikea.

Man kann den Sitz eines Stuhls verbreitern. Wenn dies hauptsächlich dem bequemeren Sitzen einer einzelnen Person dient, ist das normalerweise gepolstert und heißt dann Récamière oder chaise longue (oder schäslong auf Schwedisch). Chaiselongue, also "langer Stuhl", mit einer Armlehne und einem gestreckten Sitz. Soll das Möbel Platz für zwei bieten, ist das entweder eine Bank (zum Sitzen) oder ein Sofa (zum Sitzen oder/und Liegen). Eine kuriose Variante eines zweisitzigen Sofas ist die confidante (aus offensichtlichen Gründen auch tête-á-tête oder love seat geheißen); leider etwas aus der Mode!


Ist der Aspekt der Polsterung zwecks bequemem Sitzen das Wichtigste, ist es ein Kanapéeiii; will man die Füße dabei hochlegen, nennt man es eine Ottomane. Das wäre, wörtlich genommen, eine osmanische (will sagen: orientalische) Liege: man weiß ja, dass sich der Orientale beim Fernsehen gerne hinfläzt.

Da wir es in unseren Wohnzimmern heute gern voll bequem haben, steht da meist eine wahre Polstermöbelliegelandschaft herum, mit dem einen Ende ohne Rücken- oder Seitenpolster: zum Hochlegen der Füße. Da wir uns beim Fernsehen so richtig paschahaft vorkommen, nennen wir dieses Teil Ottomane. Die Leute bei Ikea nennen das schäslong, wenigstens in ihrem schwedischen Katalog.
dies ist ein Sofa!


Die Couch wiederum, mit zwei gepolsterten Arm- und einer ebenso gepolsterten Rückenlehne, dient vor allem dem Liegen. Schon der Name verrät es: couch – von frz. coucher "legen, liegen, schlafen". Allerdings dient sie, anders als das Bett, außerdem auch zum bequem Sitzen. Das kann man auf dem Bett schon auch, aber das steht im Schlafzimmer, und man kann es Besuchern nur anbieten, wenn die Bekanntschaft tiefer geht.

Wenn das Bett eine box-spring-Matratze hat und im Vereinigten Königreich steht, nennt man es gern divan; bei uns ist der Diwan zum einen längst aus der Mode, zum anderen bezeichnete das Wort – übrigens im Ursprung persisch – eine Art Sofa.

Fußnoten
iIn Akira Kurosawas Film Kagemusha von 1980 sieht man mehrfach eine Art Schemel, der offensichtlich nur dazu da ist, dem Samurai zu erlauben, den Ellbogen abzustützen, während er sich sinnierend den Schnurrbart streicht.


iiWenn der Hocker hochbeinig ist, handelt es sich um einen Barhocker. Interessanterweise bezeichnet dieses Wort das Möbel und nicht den Menschen, der an der Bar rumhockt. (Den könnte man ja Barrumhocker nennen).

iiiDas Interessanteste am Kanapee ist seine Etymologie. Am Anfang war die Stechmücke, griech. κωνωπσ (konops), das führte zu κωνωπεῖον (konopeion), "Mückennetz", und das wiederum, nun übertragen auf das Schlafmöbel, an dem es angebracht war, über Latein (conopium) und Französisch (canapé) zum Kanapee.

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