Mal was über Orange.

Orange?

Dienstag, 20. Dezember 2016

Europa und seine Traditionen



Die mediterrane Küche ist zu Recht berühmt. Allein schon die Zutaten: Oliven, Öl, Olivenöl, Knoblauch. Herbes de Provence. Also vor allem Thymian, Oregano, Rosmarin, Salbei und Basilikum,:was halt zum Knoblauch passt. Ziegenkäse und Rotwein (Côtes de Provence). Leckere Antipasti, Auberginen, Kleinigkeit vom Grill. Sauce Aioli (Knoblauch!), sowas.
Lecker ist das, finden alle.

Halten wir dagegen: die Küche der schwäbischen Hausfrau, bodenständig, guet, aber et so gsund wia die mediterrane, isch au klar. Andere Küchen, nicht nur in Deutschland, sind dagegen die reine Mängelverwaltung, mitunter durchaus genießbar, aber auf lange Sicht gesehen langweilig, eintönig, fad. Ich sage nur eins: Knäckebrot. Oder halt knäckebröd, oder knækbrød oder näkkileipä – Gestalt gewordene Askese: Langweiligkeit für Gourmets, die sich das Essen abgewöhnen wollen.



Gut, die Schweden haben ihren Sürströmming, an den sich keiner sonst herantraut; die Finnen haben Brot, in dem der Fisch schon drinsteckt, ,was zwar praktisch ist, aber kulinarisch jetzt nicht sooo...aber immerhin originell. Das schon. Im hohen Norden gibt‘s Rentierschinken, für den, der‘s mag. Aber großartig Käse haben sie nun nicht erfunden, die Skandinavier. Die Isländer haben zwar skyr, was so aussieht wie Frischkäse, aber so mit das langweiligste sein dürfte, was diese Insel hervorgebracht hat. Früher aß man auch Trottellummmen und Papageientaucher, sogar Walfisch, nur: schmeckt sowas wirklich?

Spielen wir einmal Detektiv und schauen beim isländischen Festmahl genauer hin: Der Grund dafür, dass dergleichen recht lustig sein kann, sind nicht diesúrsaðir hrútspunga – die eingelegten Hammelhoden (die es angeblich auch gibt), sondern Brennivín, bezeichnenderweise auch svarti dauði genannt, der Schwarze Tod.
das allseits so beliebte Wässerchen,
шнапс ist die gesellige Grundlage vieler Länder, snaps, wie die Schweden (svenskarna) sagen.

Natürlich trinkt nicht das ganze Europa Schnaps; interessanterweise gibt es eine ausgeprägte Bierzone (beer belt, würden die Amerikaner sagen), die sich im Kern von Böhmen bis Britannien erstreckt, und ein großer Teil unseres Landes liegt mittendrin. Ich rede hier natürlich von Oberfranken, einer Region, die mit einer konkurrenzlosen Vielzahl an Bieren aufwarten kann. Andrerseits wäre es undenkbar, das weinselige Unterfranken auszulassen. So geht es in vielen europäischen Ländern, und selbst Frankreich, ein Weinland wie kaum ein zweites, hat in Flandern und im Elsass zwei Bierregionen. Der Frankfurter wird die Ebbelwoi-Region vermissen, und Mineralwasser-Connaisseurs werden zu Recht auf die enorme Vielfalt von Mineralwassern allein in Deutschland hinweisen. Stimmt. Dazu war hier nicht Raum noch Gelegenheit.

Das eingangs erwähnte mediterrane Gebiet nun ist klassisches Weinland, und insbesondere der vin rouge, (vino tinto etc.) spielt eine zentrale Rolle. Darum leben die Leute im Mittelmeerraum so viel gesünder. „En Ebbel e Dey / kieps the Dokter ewey“ gilt für Ebbelwoi nicht, aber ein Glas Rotwein hält das Blut geschmeidig, also bleibt man gesund, wenn auch der einschlägige Wikipedia-Artikel eine gewisse Skepsis an den Tag legt.

Andererseits darf als erwiesen gelten, dass die Gleichung ""Rotwein ist gesund“ zu den ältesten Ausreden der Menschheit gehört.

Am Schluss noch ein Verslein von Franz Josef Degenhardt1 aus dem Lied „ Weintrinker “:
Ich möchte Weintrinker sein,
und nicht immer diese hellen Schnäpse saufen,
nicht von Dingen reden, die nur mich angehn,
mir nicht für zwei Gläser Bier Verständnis kaufen,
nicht mit jenen streite, die am Tresen stehn.


1Franz Josef Degenhardt war der zweifellos wichtigste Liedermacher der 68er-Generation; das Lied entstammt jedoch seiner ersten LP, Rumpelstilzchen, die 1963 erschien.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen