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Samstag, 5. Januar 2013

Chefsache


Chef - In vielen europäischen Srachen bezeichnet er schlicht den Vorgesetzten: der Chef, el jefe im Span.und o chefe im Port; sogar auf Türk. heißt er şef. Nur im Engl. bezeichntet das Wort den "Koch", über Frz chef de cuisine, "Küchenchef". Ähnlich ist es im Dt. übrigens bei Ober(Kellner) und Arzt (vom lat. archiater, griech. ἀρχιατρός, der oberste Arzt bei Hofe: eigentlich ist der Wortteil -ατρός (-iatros) das Wort für Arzt, ἀρχ- heißt Erz-, Ober-). Der Küchenchef heißt auf frz. maître de cuisine; maître kommt von magister, woher auch unser Meister stammt. Meister als Handwerker gibt es als Lehnwort auch in einigen osteuropäischen Sprachen: z.B. ungar. mester, serb. majstor, rumän. maistru oder tschech. mistr.

Chief, Chieftain: über AFrz (chevetain) abgeleitet von (letztlich) lat. caput, (der Kopf, das Haupt) wie auch captain (etwa einer Fußballmannschaft), als militärischer Rang (etwa "Haupt(!)mann"); der Kapitän zur See heißt im Engl.oft skipper (im Ursprung holländisch). Der (Indian) chief ist ein Häuptling; der schottische chieftain Haupt seines Clans.

Boss kommt vom Holländischen baas mit gleicher Bedeutung; die weitere Herkunft ist unklar. Der Ausdruck wurde vor allem in der Seefahrt benutzt, dort lernten ihn die Amerikaner, und von denen wiederum der Rest der Welt.

Der Leiter heißt auf engl. leader, rückübersetzt auch "Führer" unseligen Angedenkens. Der Titel ist erst einmal eher harmlos und bezeichnet jemanden, der andere anführt, leitet. Das lateinische dux bedeutet dasselbe. Hiervon leiten sich nicht nur der engl. duke und Mussolinis duce ab, sondern durch Lehnübertragung auch der dt. Herzog. Dem lateinischen Wort liegt das Verb [con]ducere (eben: leiten, führen) zugrunde. Hieraus entwickelte sich der engl. conductor, sowohl im Sinne von Dirigent, als auch von – Schaffner. (1) Schaffner kommt von mhd. schaffenære, und das heißt Gutsverwalter (der, der "oschafft", wie es in Bayern heißt)

Von dirigere (heißt ebenfalls leiten, lenken) leitet sich der Direktor und der Rektor ab (Direx bzw. Rex im Pennälerslang - das letztere wiederum ist lat. für "König"); das engl. Wort director heißt "Regisseur", was wiederum im Frz. der Gutsverwalter ist, denn der Regisseur ist der metteur en scène, der Inszenierer, der director de escena, wie der Spanier sagt.

Manager wäre der engl. Direktor, wenn das Wort nicht so eine unselige Inflation erlebt hätte. Wenn ein Hausmeister heute facility manager heißt, bezeichnet das Wort vielleicht eher einen leidenden als einen leitenden Angestellten, und schon gar nicht den Chef.

In Handwerk und Industrie gibt es im Übrigen bzw. im Süddeutschen den Kapo, offensichtlich (auf welchen Wegen auch immer) von caput: der Vorarbeiter, der Chef an der Front, sozusagen. (2)
Noch einmal kurz in die Vorstandsetage: Der Vorsitzende, etwa von Aufsichts- oder Verwaltungsrat, des Vorstands oder eines welchen Gremiums auch immer heißt auf englisch eigentlich und ganz analog chairman; handelt es sich um eine Frau, chairwoman. Letzteres liegt auch nahe bei charwoman, Putzfrau. Überhaupt und um politisch korrekt zu sein, führten die Amerikaner die chairperson ein, die Vorsitzperson quasi. Um das Ganze noch neutraler zu halten, heißt diese Person heute oft nur noch chair; das geht dann auch als Verb ("to chair a meeting"). Ich finde, wenn die/der Vorsitzende schon wie ein Möbel heißt, dann wäre doch desk (Pult) irgendwie logischer...

Fußnoten

(1) Wußten Sie, daß Chauffeur eigentlich "Einheizer" bedeutet? 

(2) Das Wort wurde von den Nationalsozialisten für Insassen mißbraucht, denen eine
     (Aufsichts- und Kontroll-)Funktion aufgezwungen wurde.

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