Mal was über Orange.

Orange?

Samstag, 5. Januar 2013

Die Rede ist vom Geld

"I spent a lot of money on booze, birds and fast cars. The rest I just squandered." (1) George Best
Ein britisches Pfund (liebevoll oft "quid") hatte noch Anfang der Siebziger zwanzig Schillinge à 12 pence (2), mithin 240 pence (3). Das war ohne Rest teilbar durch 2, 3, 4, 5, 6, 8, 10 und 12, also praktisch. 

Doch galt auch: 5 Schillinge gleich eine Crown, 21 Schillinge eine Guinee. Letzteres war durch 7 teilbar, daher auch praktisch, wenn es auch die Münze schon ewig nicht mehr gab. Münzen gab es jedoch auch vom halben und Viertelpfennig (Ha'penny bzw. Farthing), zwei und drei Pfennigen (Tuppence and Thruppence) wie auch vier Pfennige (Groat - allesamt Kupfermünzen) und natürlich die silberne Sixpence-Münze und den Florin (Wert: 2 Schillinge - "two bob", denn die meisten Leute rechneten in Schillingen, umgangssprachlich "bob". Das war damals noch viel Geld.). So waren also "two shillings sixpence" eine Half-crown wert. Jedenfalls bis zur Dezimalisierung im Jahre 1971.

Sollten Sie das Ganze verwirrend finden, dann schauen wir mal ins historische Deutschland:

Der Reichsthaler galt 24 Groschen oder 36 Schillinge lübisch - in Lübecker (und Hamburger) Währung also - oder um die (? - ja: mal mehr, mal weniger) 70 Kreuzer [kr]. Ab Mitte des 18. Jahrhunderts galt er - zumindest in Preußen - 90 Groschen zu je 18 Pfennig. Das waren, wiederum nach lübischer Währung, 3 Marck.

In Süddeutschland galt meist der Gulden [fl], der war 7 Schillinge wert, 28 Groschen oder 210 Pfennige, denn der Schilling entsprach 30 schwarzen Pfennigen.
In Franken beispielsweise galten beide nebeneinander, Thaler und Gulden. Ersterer - der Fürstbischof von Würburg schlug schon seit 1523 Thaler - galt dabei 20 Groschen (oder auch Schillinge), der Gulden war 15 Batzen wert. Der Batzen war 16 Pfennige, der Groschen (oder Schilling) derer 12.

Daneben gab es überall im Reich Kreuzer, eine geringe Münze; in Frankfurt zum Beispiel machten 90 Kreuzer einen Thaler, der Gulden galt 60 Kreuzer. Da 4 Pfennige einem Kreuzer entsprachen, und 3 Kreuzer einen Schilling, waren das 5 Schillinge. 60 Kreuzer rheinisch (etwa die aus Straßburg) machten einen rheinischen Gulden, eineinhalb Gulden einen Thaler. Zu Goethes Zeiten noch war der Taler in Köln 100 Albus ( oder Weißpfennig) wert, von denen jeder ein Dutzend Heller galt. Das war in Köln: in Bremen war der Taler 72 Grot. In Berlin hatte die Marck 5 Stempel; deren 30 waren einen Taler wert.

In Preußen wurden ab Mitte des 18. Jahrhunderts obendrein der Friedrichsd'Or geprägt, in Nachahmung des französischen Louisdor und ebenfalls (wie der Name ja schon sagt) in Gold. Er galt 5 Taler Silber. In Bayern, das dabei Österreich folgte, war damals die wichtigste Münze der [Konventions]Thaler zu 120 Kreuzern, den Gulden rechnete man gleich 60 Kreuzer; das häufige 20-Kreuzer-Stück nannte man Kopfstück. In Mitteldeutschland galten 16 "Gute" Groschen einen Gulden bzw. einen halben Thaler.

So hatte jede Region, selbst und vor allem die, die über ihre Grenzen hinaus Handel betrieben, ihre eigene Währung, oder genauer: ihre eigene Auffassung vom Wert des Geldes. Wenn man bedenkt, dass noch zahlreiche andere europäische Währungen im Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation umliefen, von Florentinern aus Florenz (=Gulden, daher 'fl'), Venezianischen Zechinen (=Dukaten) und böhmischen Hellern bis hin zu Salzburger und Tiroler, niederländischen oder Danziger Gulden, so kann man sich vorstellen, wie Kaufleute, Geldverleiher und Pfandhäuser rechnen mussten und tricksen konnten. Der kleine Mann (und seine Frau) schaute hilflos zu.

Der Euro hat 100 Cent.

Wer übrigens genaueres zu den historischen Zahlungsmitteln im Hlg. Röm. Reich dt. Nation nachlesen möchte, dem sei das folgende Buch wärmstens empfohlen:
Wolfgang Trapp, Kleines Handbuch der Münzkunde und des Geldwesens in Deutschland, Köln (Anaconda Verlag) 2005

"Das einzige, was man ohne Geld machen kann, sind Schulden" Heinz Schenk



Fußnoten:



(1) Ich habe einen Haufen Geld für Alkohol, Weiber und schnelle Autos ausgegeben,.
Den Rest habe ich einfach verprasst

(2) Penny hat zwei Pluralformen: pence und pennies; erstere ist die Schreibweise bei Geldbeträgen, letztere bedeutet eine Anzahl von Münzen.

(3) Letztlich geht das auf Karl den Großen zurück! Das karolingische Pfund Silber (naja, 400g) sollte, so wurde festgelegt, 240 Pfennigen oder 12 Schillingen entsprechen. Pfund, Schilling und Pfennig wurden lateinisch benannt, libra, solidus, denarius und entsprechend l, s und d abgekürzt. Daher rührt das englische £, aber auch die Abkürzungen s für shilling und d für penny. Ein (400g-)Pfund Silber würde übrigens heute mehr als 300 Euro kosten.

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