Mal was über Orange.

Orange?

Dienstag, 2. Mai 2017

orange 2

die politische Seite von orange



Bild: www.militarydisabilitymadeeasy.com

Agent Orange war ein von den amerikanischen Streitkräften in Vietnam eingesetztes, hochgiftiges Entlaubungsmittel, das die im Dschungel operierenden Vietkong treffen sollte. Das Mittel hat entsetzliche Folgeschäden gezeitigt, gilt aber trotzdem nicht als (völkerrechtlich geächtete) Chemiewaffe, so dass die zahlreichen zivilen Opfer unter der vietnamesischen Bevölkerung keinerlei Entschädigung erhielten.

Die Gefangenen des US-Gefangenenlagers Guantanamoi trugen (bzw. tragen: noch befinden sich 41 Gefangene in dem Camp) orangefarbene Overalls. Die umstrittene Behandlung der Strafgefangenen, denen die Einstufung als Kriegsgefangene (POWs: Prisoners of War) versagt wurde, lässt heute noch die Farbe Orange als Signum einer moralisch fragwürdige Praktikii der Supermacht USA assoziieren.
Gefangene in Guantanamo

'Orange Is The New Black' heißt eine viel gelobte und erfolgreiche amerikanische comedy-drama (!) Fernsehserie, die in einem Frauengefängnis spielt. Produziert von Netflicks. Interessanterweise hat die Serie die Farbe Orange für Gefängniskleidung populär gemacht. Man/frau trägt schon lange nicht mehr gestreift, denn das wäre a badge of shame (Schandmal) und mithin verletzend; in manchen US-Gefängnissen bedeuten die verschiedenen Farben tatsächlich verschiedene Straftaten (ein wenig wie die Dreiecke in deutschen KZ's, nur weniger unmoralisch - klar). Aber, wie gesagt, der Trend geht voll zu orange.

Weshalb das Urban Dictionary “..is the new black“ definiert als “etwas Angesagtes“ Oder “etwas, das total in ist“.

Orange, früher France Télécom, ist der größte französische Telekommunikationsanbieter. Streng genommen ist die Geschichte etwas komplizierter: Orange war ursprünglich ein britisches Unternehmen; ein anderes britisches Unternehmen, Vodafone, versuchte Ende der neunziger Jahre, den deutschen Mannesmann-Konzern zu übernehmen, Mannesmann schluckte seinerseits Orange, und als Vodafone Mannesmann übernahm, musste es aus kartellrechtlichen Gründen Orange verkaufen, und zwar an France Télécom. Das französische Unternehmen ist heute schwerpunktmäßig in Afrika und Osteuropa als Mobilfunkanbieter aktiv.

Eines der absurdesten politischen Spektakel ist jedes Jahr der Anblick von Männern in Anzügen und Melonen (bowler hats), mit orangefarbenen Schärpen, die um den 12. Juli mit Blasmusik und Trommelgetön durch katholische Wohnviertel in Nordirland marschieren, um Katholiken zu provozieren. Sie nennen es die marching season und gedenken dabei einer Schlacht, der Battle of the Boyne, die vor über dreihundert Jahreniii stattfand; damals waren es die Truppen des katholischen Königs Jakob II, die denen des protestantischen Königs (und Stadhouder der Niederlande) Wilhelms von Oranien unterlagen, was nach der Ansicht der Protestanten die gottgewollte Ordnung der Dinge bestätigte.
Orangemen on parade. Auf dem linken Banner: William of Orange

Die Protestanten waren und sind bis heute eine privilegierte Minderheit in Irland; nur im britischen Norden der Insel (als Teil des United Kingdom) sind sie annähernd die Hälfte der Bevölkerung. Ihre Märsche finden selten in der katholischen Republik Irland statt, sondern fast immer im Norden, und die Provokation wirkt, jedes Jahr: Irgendwann fliegen die Steine (geworfen von zornigen jungen Katholiken), die Polizei wirkt meist überfordert, und die Märsche eskalieren.

In Gedenken an Willem III van Oranje (bzw. William of Orange) heißen diese protestantischen Ewiggestrigen Orangemen, ihre “Logen“ Orange Lodges“ und ihre Märsche haben ein M_ zuviel.

Karotten gibt es in vielen Farben, von weiß über gelb, orange, rötlich bis braun und schwarz. Die heute am häufigsten anzutreffenden sind die carotinreichen in orange. Sie dürften im 17. Jahrhundert bewusst in dieser Farbe gezüchtet worden sein, und zwar in den Niederlanden und in Gedenken an Willem van Oranje.

Es geht also auch friedlich!


Die Fußnoten

iGuantanamo ist eine Region in Kuba, die von den USA gepachtet ist; dort befindet sich eine Marinebasis und, seit 2002 ein Internierungslager für Gefangene, die man verdächtigte, Terroristen zu sein. Nachdem fast alle für unschuldig befunden wurden, oder genauer: nachdem einerseits keinem der Gefangenen eine terroristische Tat nachgewiesen werden konnte, andererseits die Verhörmethoden immer deutlicher nach Folter aussahen, wurde das Camp ein Stück weit geleert. Die völlige Stilllegung, von Präsident Obama versprochen, fand bis heute nicht statt und wird unter Trump immer unwahrscheinlicher.

iiVor allem die Verbringung von verdächtigen enemy combatants (um nicht soldiers sagen zu müssen) in Drittländer, um sie dort von befreundeten Gewaltherrschern foltern zu lassen, statt dies selbst zu tun.

iii1690, um genau zu sein. Das Schlachtfeld liegt am Boyne in der Nähe der Stadt Drogheda und nicht in Nordirland!

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