Ein
Ordnungshüter war früher mal der Nachtwächter. Er hatte zwar wenige
Befugnisse, auch war er unbewaffnet, aber wenigstens konnte er Alarm
schlagen (“Alarm” heißt ja “all'arme”, also “zu den
Waffen!”) Wehren also mußte der Bürger sich schon selber. Deshalb
gab es in kritischen Gebieten und unsicheren Zeiten sogenannte
Bürgerwehren. Als dann die Obrigkeiten dauerhaft Ornungshüter
einrichteten, hießen diese “gens d'arme”, also “Herren in
Waffen”. Daher Gendarm. Der Name “Polizey” leitet sich übrigens
letzlich von Polis her, vom Gemeinwesen insgesamt (daher ja auch
Politik), und bezeichnete Anfangs eine Vielzahl staatlicher Aufgaben,
von denen eine die Wahrung von Sicherheit war. In absolutistischen
Zeiten (17./18, Jhd) fiel diese Aufgabe dem Landesvater zu, und deren
hatte das Deutsche Reich mehr als genug, also gab es auch die
unerschiedlichsten Methoden, für Sicherheit zu sorgen. In einem
Duodez-Fürstentum (1) wie Reuß-Schleiz-Lobenstein oder
Lippe-Biesterfeld ließ sich dies sicherlich mit weniger Aufwand
bewerkstelligen als in einem Flächenstaat wie Preußen. Jedenfalls
war (und ist in manchen Ländern noch heute) die Gendarmerie eine
staatliche Truppe und hat(te) nichts von
Nachtwächter-Beschaulichkeit.
Es
gibt in Frankfurt eine Konstablerwache (und einen U-Bahnhof gleichen
Namens); Frankfurter wissen, dass dies nicht die Haupt-Polizeywache
war – das war die sogenannte Hauptwache. Aber der Name erinnert an
den Konstabler, und das war vielerorts eine Amtsperson, die
militärische und/oder zivile Ordnungsaufgaben wahrnahm. Besonders
auf den Britischen Inseln versah und versieht der Police Constable
(PC) Polizeiaufgaben.
Ansonsten
heißt die Polizei im Vereinigten Königreich ja Bobby, wie wir alle
zu wissen glauben. Es gibt sie auch noch, mit ihrem
charakteristischen Helm (bzw. in mindestens einem von mir bezeugten
Fall: Dienst-Turban) und sogar unbewaffnet, wie es Tradition ist. Der
Name leitet sich her vom Gründer der Truppe, Sir Robert Peel, der in
den zwanziger Jahren des 19.Jhds britischer Innenminister war und
nebenbei auch die konservative Partei gegründet haben soll.
Jedenfalls hießen die Polizisten nach ihm erst peelers,
später bobbies,
und sie sind heute mehr Staffage für die Touristen. Der normale PC
ist tougher, durchaus bewaffnet und Mitglied einer von 43 territorial
police forces (deren
territory
oft weitgehend deckungsgleich ist mit Grafschaft). Eine besonders
wichtige Truppe ist die City
of London Police,
die im Finanz- und Bankenviertel von London agiert und deshalb auch
für Wirtschaftskriminalität in ganz Großbritannien zuständig ist.
Den Rest von London schützt die Metropolitan
Police Force.
Ihr Hauptquartier ist New Scotland Yard (2).
In
manchen Ländern heißt die Polizei mehr oder weniger nach ihrer
Funktion, ob in Island Lögregla,
also wörtlich “Gesetzesregler”, Rendörség
in Ungarn (“Ordnungshüter”), die Garda
Síochána (“Friedenshüter”)
in Irland, oder etwas strenger, law
enforcement officer
in den USA: “der, der das Gesetz durchsetzt”. Meistens heißt sie
police,
Polizei, politi, polisen, policie, policija
oder polico.
Letzteres ist mal wieder Esperanto und spricht sich “politso”
Aber bleiben wir einmal bei den USA.
Auf
örtlicher Ebene gibt es dort den Sheriff,
und den kennt man aus Westernfilmen. Ein einsamer Ordnungshüter,
evtl. unterstützt von seinen Hilfssheriffs (deputy
s.),
aber mit einem altehrwürdigen Namen. In England und Schottland ist
ein Sheriff ein ehrenamtlicher Repräsentant der Grafschaft, und das
war er auch schon bei den Angelsachsen. Da hieß er noch sċīrġerēfa
(das sċīr heißt hier Shire, also Grafschaft). Der Sheriff steht
in den USA der Polizei seines County vor; bei größeren Städten
gibt es das (municipal)
police department,
und das kennen wir aus Krimis, die in Amerika spielen; das police
department von
New York heißt NYPD,
und das von Los
Angeles
heißt LAPD.
Logisch. Deren Chef ist allerdings kein Sheriff, sondern ein Chief.
Der Marshall,
den wir auch aus Western kennen (Wyatt Earp etwa) ist ein
Justz-Vollzugsbeamter mit besonderen, auch polizeilichen, Aufgaben.
Sein Name leitet sich ab vom merowingischen (3) Stallburschen, dem marhskalk
(marh
ist das Pferd im Germanischen) und somit verwandt mit dem comes
stabuli
(“Herr des Stalls”),
dem oben schon erwähnten Constable. Das Ganze ist etwas kompliziert.
Eigentlich waren wir ja bei der amerikanischen Polizei. Die, die
immer so dramatisch auf den Highways Verbrecher jagen (ganz
martialisch mit Helm und verspiegelter Sonnenbrille) sind die
Polizisten des jeweiligen Bundesstaats. Sie heißen highway
patrol,
und das beschreibt auch schon ihre Zuständigkeit. Auf Bundesebene
gibt es in den Staaten noch das FBI,
aber das ist die Kripo und gehört nicht hierher.
Das
gibt es durchaus öfters, dass je nach Behörde und Zuständigkeiten
verschiedene Polizeikräfte in einem Land existieren. So gibt es zum
Beispiel in Spanien die einschüchternd-militärisch auftretende
Guardia
Civil,
die sich in der Francozeit einen unrühmlichen Namen gemacht hat,
aber daneben auch die (Cuerpo
Nacional de) Policia
und zum Beispiel im Baskenland die Ertzaintza.
In
Italien gibt es neben der Polizia
und der
Guardia di Finanza,
einer “militärisch organisierte Finanz- und Zollpolizei”
[Wikipedia] auch noch die Carabinieri,
eine Polizeitruppe des Militärs (daher auch der waffenstarrende
Name), die dem Innenminister untersteht.
Und
schließlich gibt es auch bei uns neben der Landespolizei (d.h. der
Polizei des jeweiligen Bundeslandes) noch die Bundespolizei, die
einmal Teil der Streitkräfte war, Bundesgrenzschutz hieß (4) und
dementsprechend die Grenzen schützen sollte. Seit dem
Schengen-Abkommen hat sich das weitgehend erübrigt, und die Truppe
sichert und schützt, wo sie kann.
Merke:
"Bulle" =
cop,
copper (USA und allgemein)
fuzz
(USA)
filth
(GB)
flic
(F)
heat
(USA)
pig
(USA)
peeler
(N Ireland)
PS:
"Bulle" ist natürlich eine Beleidigung und nicht
anzuraten. Im Zuge einer Imagekampagne wollte man einmal den
Kosenamen "Polli" einführen. Das ist nun wiederum albern.
Fußnoten
- Kleinformatige Bücher hießen Duodez-Bände, weil sie auf ein Zwölftel (duodecim=12) eines Papierbogens reduziert waren. So manche Herrschaft im Reich schien kaum größer...
- der war praktisch schon immer 'New'
- die Merowinger waren, vereinfacht gesagt, die Germanen (“Franken”) im später so genannten Frank-reich
- vgl. “Gesetz zur Umbenennung des Bundesgrenzschutzes in Bundespolizei“ vom 21. Juni 2005
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