Blau
ist ja nicht nur eine Farbe- es ist auch eine Stimmung (zumindest im
Englischen) und ein Zustand. „Ja, ja, so blau, blau blau blüht der
Enzian...“ - alles nur Ausreden! Enzian ist auch ein Schnaps, und
im Übermaß genossen blüht einem tatsächlich was, nämlich der
schwere Absturz am nächsten Morgen. So gesehen, gewinnt auch die von
den Romantikern so sehnsüchtig gesuchte Blaue Blume ganz neue
Dimensionen!
Aber
mal im Ernst: Es ist schon auffällig, wie oft die Farbe blau mit
etwas Diffusem, nur Erahnbaren und Unerwartetem verbunden wird: man
spricht von „Fahrt ins Blaue“, fährt „ins Blaue hinein“,
redet von der „blauen Ferne“, von der „blauen Stunde“ und
verspricht oft „das Blaue vom Himmel“.
Nochmal
zurück zum Enzian und Heinos Lied darüber: wer trinkt, wird blau,
im fortgeschrittenen Zustand „kornblumenblau“- auch das übrigens
ein Lied (und Korn ist ja auch ein Schnaps). Ich zitiere mal etwas
länger: Kornblumenblau ist
der Himmel am herrlichen Rheine, / kornblumenblau sind die Augen
der Frauen beim Weine. / Darum trinkt Rheinwein, Männer seid
schlau, / dann seid am Ende auch ihr kornblumenblau.
Ganz schön blauäugig, die Frauen beim Weine! Da kann man ihnen ja
alles versprechen...
Viel
realistischer ist hier wiederum die Perspektive, dass das
alkoholbedüdelte Balzen um die (nicht nur rheinischen) Frauen zur
wirtshaustypischen Schlägerei führt. Das endet dann gewöhnlich mit
einem blauen Auge (1) - (dem sogenannten Veilchen – noch 'ne Blume!), mit blauen Flecken, -
man erlebt buchstäblich sein blaues Wunder. Und wenn's ganz schlimm
zugeht, ist man überall grün und blau. Das stimmt übrigens vom
Farblichen her schon eher: die Flecken sind alles mögliche,
dunkelgrün, lila, braun bis ins Gelbliche, und nur eins sind sie
nicht: blau. Ein blaues Auge heißt im Englischen übrigens black eye (2).
Weil
wir gerade bei der Schlägerei sind: „einbleuen“ schreibt man
jetzt ja „einbläuen“, vermutlich weil die Zurechtschreibreformer
dabei an die Tracht Prügel dachten. Es kommt aber von Bleuel
(letztlich verwandt mit der Pleuelstange) – das ist das Ding, mit
dem die Wäscherinnen früher die Wäsche klopften. Ähnlich hätte
man sich, so der Volksmund früher, zum Beispiel lateinische Vokabeln
oder die Formel für den elektrischen Widerstand bzw. des Alkohols
ins Hirn klopfen sollen.
A
propos Wäsche: „Something
old, something new, something borrowed, something blue“ soll
die Braut bei der Hochzeit tragen, heißt es im Englischen (zur
Sicherheit übrigens noch „and
a sixpence in her shoe“),
und das Blaue dabei symbolisiert angeblich die Treue. Reinheit.
Unschuld und Treue verkörperte die Farbe Blau schon im Mittelalter,
und die Personfizierung dieser Tugenden, die Jungfrau Maria, wurde
stets mit einem blauen Mantel dargestellt. Dazu kommt, dass eine
lichtechte, kräftige blaue Farbe zum Malen vor der Erfindung der
Anilinfarben (daher übrigens das 'A' in 'BASF', aber das ist eine
andere Geschichte) fast unmöglich herzustellen war (die Maler
mischten ihre Farben stets selbst!). Mit einer Ausnahme: Auf der
Grundlage eines zermahlenen Halbedelsteins, des Lapislazuli, ließ
sich eine leuchtend blaue Farbe mischen, aber sie war sündhaft (!)
teuer. Man nahm sie also höchstens für den Mantel der Jungfrau und
behalf sich ansonsten mit billigeren, weniger reinen Farben. Übrigens
gilt das Gesagte nicht immer und überall: Der flämische Maler
Pieter Breughel d.Ä. stellte auf einem Gemälde, Die
niederländischen Sprichwörter,
eine Szene dar, wo eine junge Frau ihrem Gatten „den blauen Mantel
[de blauwe huik] umhängt“. (in der unteren Hälfte des Bildes,
etwa in der Mitte). Und das wiederum heißt, sie betrügt ihn.
Ha!
ca.
1448 ca. 1559
P.S.
In
der englischen Fachsprache der Wappenkunde (Heraldik) heißt 'blau'
nicht 'blue', sondern – 'azure'. Mehr darüber vielleicht später
einmal in einem Heraldik Special
(1) Glück
hat, wer mit einem blauen Auge davonkommt!
(2) Was
die Franzosen hier mit beurre noir,
also schwarzer Butter, sagen wollen, bleibt mir ein Rätsel
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