Mal was über Orange.

Orange?

Mittwoch, 14. November 2012

blau

Azurro, 
so ist der Himmel für Verliebte,
denn Azurro heißt blau !

So sang weiland (1968!) Adriano Celentano. Was er damit meinte, ist nicht ganz einsichtig, aber wieso denn eigentlich azzuro? Und wieso heißt die italienische Fußball-Nationalmannschaft Gli Azzuri?
Blau heißt blue, blå, blauw, und sogar auf Französisch bleu: wieso dann azzuro? Hat das was mit der Côte d'Azur zu tun?
Darob neugierig geworden, lernen wir in den einschlägigen etymologischen Quellen, dass das Wort aus dem Arabischen stammt, ursprünglich persisch ist, sich auf den blauen Halbedelstein Lapislazuli bezieht und eigentlich einen Ort in Turkestan (so das Etymology Online Dictionary) bezeichnet, wo selbiger abgebaut wurde. Kluges Etymologische Wörterbuch weiß noch, das das Wort im Deutschen im 18. Jhd. Aus dem Französischen entliehen wurde, woselbst es aus dem Mittellateinischen mit der Bedeutung „himmelblau“ (Celentano – heißt das nicht überhaupt was mit „Himmel“ ((1)?) abgeleitet wurde. Nur Turkestan erwähnt Kluge leider nicht.
Auf Spanisch heißt blau azul, aus derselben arabischen Wurzel wie azur im Französischen und azzuro im Italienischen. Daneben kennen die Italiener auch blu.
Blau ist übrigens ein uralt-westeuropäisches Farbwort, das in seiner Grundform etwa *bhel gelautet haben dürfte (2). Dabei gilt nun wieder: je älter, desto verschwommener der Inhalt. In diesem Falle so verschwommen, dass einem „blau“ im Sinne von „alkoholisiert“ geradezu logisch erscheint. Übrigens ist „blau machen“ im Sinne von „nicht zur Arbeit antreten“ laut Kluge „nicht hinreichend geklärt“; andere, etwa Salcia Landmann, bringen es mit der hebräischen Negaltion b'lo in Verbindung, wieder andere, etwa Lutz Röhrig in seinem mehrbändigen Lexikon der sprichwörtlichen Redensarten, führen es auf die Bräuche von Färbergesellen und anderen Handwerksburschen zurück. Man weiß es also wirklich nicht.
Blaues Blut soll, wiederum nach Kluge, eine Lehnübersetzung des spanischen sangre azul sein. Beides bezieht sich auf die Beobachtung, dass bei Adligen mit ihrer blassen Haut (3) die Adern gut sichtbar durchscheinen und – bläulich schimmern. Das ist natürlich Unsinn, denn das tun sie bei bürgerlichen Stubenhockern ebenso, und beim sportlich gebräuntem Adel unserer Tage ist nichts von blauem Blut zu sehen.
Ein Letztes vielleicht noch, und höchst interessant: der Blues. Die Musikrichtung geht letztlich zurück auf die Redewendung to have the blues. Wörtlich heißt das so etwa die (Plural!) blauen haben. Blau in der Stimmung – to feel blue – ist nahe an der Melancholie, am Deprimierten: „some will win, some will lose, some are born to sing the blues“ heißt es in einem alten Lied.
A propos Lied: warum gli Azzuri so heißen, ist jetzt auch noch nicht geklärt.
Vielleicht sind sie ja alle etwas verliebt...

(1) Das ist so abwegig nun wieder nicht: celeste heißt tatsächlich himmlisch – und blau!
( 2) Das Sternchen heißt übrigens, dass man es eigentlich nicht so genau weiß, aber so in etwa kommt's hin
(3) Weil früher der Adel im Gegensatz zum gemeinen Volk nicht im Freien arbeitete – eigentlich arbeitet der Adel ja gar nicht, das ist ja das Besondere – zeichnete er sich durch eine vornehme Blässe aus.


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