Koloniale
Spuren in Nordamerika
N.B. Königsnamen sind, wie üblich, übersetzt;
in Klamern angegebene Zahlen sind ihre
Regierungszeiten)
Virginia (USA) nach der "Virgin
Queen", Elisabeth (I)(1559-1603). Der indische Regisseur Shekhar
Kapur hat 1998 in seinem Film "Elizabeth" dargestellt, wie
Elisabeth zunehmend bewußt die Rolle der Jungfräulichen Königin
einnahm, weil sie sich als Symbol von Englands Goldenem Zeitalter
begriff. Virginia war die erste englische Kolonie auf amerikanischem
Boden.
Delaware heißt so nach Thomas
West, 3. Baron De La Warr, dem ersten Gouverneur der Kolonie Virginia
New York
(USA), das ursprünglich Nieuw Amsterdam hieß, wurde
umbenannt in New York, und das weniger wegen der Stadt York in
Nordengland, sondern nach James Stuart, Sohn Karls I. Er wurde später
(1685) als Jakob (engl. James) II König von England und Irland (und
als König von Schottland der VII. dieses Namens) und Britanniens
letzter katholischer Monarch. Im Krieg gegen die Niederlande
(1665-67) war er noch Herzog von York und der Oberbefehlshaber der
Truppen, die u.a. Neu Amsterdam eroberten.
N. and S. Carolina (USA) nach
Carolus, also Charles: Karl II. Stuart. Sein Vater (der Enkel von
Maria Stuart )(1), ein absolutistischer Herrscher, war 1649 geköpft
worden, was zum Auftakt einer Militärdiktatur in Großbritannien
unter Oliver Cromwell wurde, dem "Lord Protector" des
"Commonwealth". Die war so unpopulär, dass die Rückkehr
der Stuarts unter Karl II als Wiedergeburt von "Merry Old
England" allgemein gefeiert wurde. Einige von Karls
Unterstützern erhielten zur Belohnung das Territorium, das zur
Provinz Carolina wurde, aus der wiederum die beiden Staaten dieses
Namens hervorgingen. Offiziell wurde die Provinz übrigens nach dem
ersten Karl, dem Hingerichteten, benannt.
Maryland (USA) heißt nicht nach
der Muttergottes, sondern nach Henrietta Maria von Frankreich
(1609-69), und zwar, weil sie die Gattin König Karls I von England,
Irland und Schottland war und obwohl sie katholisch war und blieb
New Brunswick (CDN) ist benannt
nach dem Fürstentum Braunschweig (dem letztlich auch die Georges
entstammten, vgl. "Georgia"). Nach Prinz Friedrich August,
Prinz von Großbritannien und Irland, Herzog von York und Albany,
Herzog zu Braunschweig und Lüneburg, Bischof von Osnabrück, dem 2.
Sohn des 3. Georg(e), ist die Hauptstadt Fredericton benannt.
Etwa ein Drittel der Bevölkerung ist französischsprachig. Zu
französischen Kolonialzeiten (bis 1713) hieß die Gegend Acadie,
die bewohner Acadiens, und ein umgesiedelter Teil von ihnen in den
US-Südstaaten sind die Cajuns, deren Volksmusik weithin beliebt ist.
Georgia (USA), die 13. der
ursprünglich 13 Kolonien, nach den Köngen namens Georg(e), genau
genommen nach dem 2. (1727-1760). Die Georg(e)s waren das Haus
Hannover (House of Hanover), gleichzeitig Kurfürsten von
Braunschweig-Lüneburg und eben Könige von Hannover; der erste von
ihnen (1714 – 1727) konnte praktisch kein Englisch, auch noch dem
2.(1727 - 1760) war England weitgehend egal, und erst der 3. (1760 –
1820) war in England geboren und mit Englisch aufgewachsen, ab den
1780ern zunehmend geisteskrank (2). Von ihm sagten sich die
amerikanischen Kolonien los.
Die
kleinste kanadische Provinz, Prince Edward Island (CDN)
ist benannt nach Prince Edward Augustus, Duke of Kent (1767 –
1820), einem Sohn des 3. George und Vater Königin Viktorias. Er
lebte übrigens mit seiner Gattin, einer Prinzessin aus
Coburg-Saalfeld, in Eberbach am Neckar und reiste erst kurz vor der
Geburt des Kindes eigens nach England, auf dass der/die
Thronfolger/in in England gebren werde. So geschah es auch.
Alberta (CDN) heißt so nach
Prinzessin Louise Caroline Alberta (1848-1939), die wiederum nach
ihrem Vater hieß, Albert von Sachsen-Coburg-Gotha und Prinzgemahl
Königin Viktorias. Die Provinz heißt nach der Prinzessin, weil ihr
Mann, John George Edward Henry Douglas Sutherland Campbell, 9. Herzog
von Argyll und Marquess of Lorne, Generalgouverneur von Kanada war.
Louisiana heißt nach dem König
von Frankreich, Ludwig XIV, dem "Sonnenkönig" (frz. Louis;
1643-1715). Als der Eroberer de la Salle das Land am Mississippi für
Frankreich reklamierte, nannte er es "Land Ludwigs"; das
später so genannte Louisiana Territory wurde von Napoleon später an
die Amerikaner verkauft (aus amerikanischer Sicht "Louisiana
Purchase": zum Preis von weniger als 3 Cent pro Morgen Land ein
Schnäppchen!) und verdoppelte die Fläche der USA.
Nova Scotia (CDN), das neue
Schottland, hat tatsächlich relativ viele Einwohner mit keltischen
Wurzeln: Ulster Scots und auf der Insel Cape Breton Island, die auch
zu Nova Scotia gehört, Gälen aus den westliche Highlands. Hier war
auch bis in jüngste Zeit noch Gälisch gesprochen worden, und auch
die Fiddle Music klingt noch recht schottisch.
Die Neuen Hebriden wiederum
haben rein gar nichts mit Schottland zu tun (anders als die
Inselgruppen der Inneren und Äußeren Hebriden im Nordwesten der
Britischen Inseln). Es handelt sich um eine Inselkette in der Südsee,
von James Cook (auch kein Schotte!) entdeckt, dann eine gemeinsame
(??!) britisch-französische Kolonie und heute offiziell die Republik
Vanuatu.
Nouvelle Calédonie, das - dem
Namen nach - neue Kaledonien (Caledonia ist der lateinische Name für
Schottland), ist eine französische Kolonie, auch in der Südsee.
Eine tatsächliche schottische Kolonie,
und eigentlich eine siedlungstechnische Katastrophe, war Darien
im heutigen Panama: halb Schottland hatte in die Handelsgesellschaft
Kapital gesteckt, die die Kolonie in Mittelamerika entwickeln sollte.
Malaria und Spanier beriteten dem Projekt ein rasches Ende, alle
Siedler (ca. 2000) starben, und Schottland stand vor dem
Staatsbankrott. So geschehen um 1700.
Die Fußnoten
(1) Im Englischen immer "Mary,
Queen of Scots"; auf Deutsch genau genommen "Schtuart",
denn Friedrich Schiller, der ein Drama dieses Namens schrieb, hat
sein Leben lang geschwäbelt.
(2) Vgl. hierzu den Film The Madness
of King George aus dem Jahr 1994, nach einem Theaterstück von Alan
Bennett
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