Quantenmechanik?
Wieso denn das nun schon wieder? werden Sie sich fragen, und das mit
Recht. Schließlich haben Sie Sprachen gewählt, weil Sie in der
Schule nie begriffen haben, wofür all diese komplizierten
mathematischen Operationen (1) gut sein sollten, und Quantenmechanik
sagt Ihnen ungefähr so viel wie Einsteins Relativitätstheorie.
Nämlich nichts.
Falls Sie jedoch
sehr gebildet sind, haben Sie von diesem Schmetterling schon gehört,
der irgendwo in den Anden sitzt und mit den Flügeln schlägt, und
das löst dann in der Karibik einen Sturm aus, oder so ähnlich.
Geben Sie's zu: das haben Sie auch nicht verstanden. Das macht aber
nichts, denn hier soll die Rede sein von einer Katze, und von einer
interessanten sprachlichen Parallele.
Die Katze, falls Sie
das beruhigt, kommt hier nicht zu Schaden, denn es gibt sie gar
nicht. Sie ist vielmehr Teil eines sogenannten
Gedankenexperiments.(2) Nehmen wir einmal an, in einer Kiste wäre
eine Versuchsanordnung, bei der ein atomarer Zerfall stattfindet oder
nicht. (Gut, gell?) Falls er das tut – das wäre dann ein
Quantenereignis (übrigens auch, wenn das nicht geschieht!) - dann
registriert das ein Instrument und setzt automatisch ein schnell
wirkendes Nervengift frei. Dann stirbt die Katze, und zwar sofort.
Oder, der Zerfall bleibt aus, und die Katze überlebt.
Da die Kiste
hermetisch verschlossen ist, kann man von außen nicht sehen, ob die
Katze lebt oder tot ist. Dazu muss man die Kiste aufmachen. Und jetzt
wird’s abenteuerlich, denn: Die Katze war, bevor Sie die Kiste
aufmachten, lebendig UND tot. Im normalen Leben gibt es sowas nicht,
aber in der Quantenphysik. Die sagt nämlich folgendes. Die
Wahrscheinlichkeit, dass die Katze lebendig ist, sei, sagen wir
einmal, genauso groß wie die Wahrscheinlichkeit, dass sie tot ist.
Fifty-fifty. Erst durch Ihre Beobachtung, also das Öffnen der Kiste,
wird die eine Wahrscheinlichkeit "hundert Prozent", und die
andere "null". Und zwar rückwärts! Das heißt, die
Katze war dann die ganze Zeit lebendig oder tot. Solange die Kiste
noch zu war, war sie – wir erinnern uns – beides. Die Physiker
sagen, "die Wellenfunktion (3)
kollabiert."
Um das etwas
nachvollziehbarer zu machen, hier das Beispiel (kein
Gedankenexperiment!) aus der wirklichen Welt: Wenn Ihnen im
Englischen jemand von "my friend" erzählt, dann ist
das entweder eine Freundin, oder ein Freund. Solange nur von "my
friend" die Rede ist, wissen Sie nicht, was gemeint ist. Das
ist sozusagen ein Freund UND eine Freundin; beides zugleich. Erst
wenn dann ein Name oder ein Personalpronomen im Gespräch auftaucht,
also "he" oder "she", wird Ihnen
plötzlich klar: Das war die ganze Zeit schon ein Freund / eine
Freundin! Erst jetzt ist quasi die Kiste offen, und die
"Wellenfunktion kollabiert", um das mal physikalisch
auszudrücken.
Denn das kennen wir
jetzt.
Fußnoten
- Wenn Mathematiker etwas tun, ist das mindestens eine Operation. Die sagen nicht – wenn man eine Zahl von einer anderen abgezogen hat - "das Übriggebliebene", nein, das heißt "Differenz", und das "Ergebnis beim Teilen" ist der "Quotient" der "Division", und dergleichen mehr. Hier geht’s eigentlich um Physik, aber da ist es ähnlich.
- Das ist raffiniert: eine Versuchsanordnung, die man so gar nicht machen kann, und dann spekuliert man über die Ergebnisse (und nennt das Ganze "Wissenschaft")
- Wobei die Wahrscheinlichkeit praktisch eine Welle ist!
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